Fantasie und Wirklichkeit – gute Vorsätze vor der Geburt

Die Geburt eines Kindes ist ein einschneidendes Erlebnis. In der Regel schmerzhaft, unvorstellbar und gleichzeitig unausweichlich. Ich habe in der Schwangerschaft zahlreiche Videos gesehen, darüber gelesen und geplant. Logisch- auch für die Zeit danach gibt es so viele Tipps und man stellt sich vor wie alles werden würde. Doch das Ganze sind nur Pläne. Jeder Mensch ist anders, jede Geburt ist anders und jedes Baby kommt mit seiner eigenen Persönlichkeit auf die Welt. Meine Pläne und was daraus wurde…..

Meine Vorstellungen vor der Geburt:

1. Ich will eine aufrechte Geburt und trotz der Schmerzen das Erlebnis Geburt genießen

2. Ich brauche niemanden außer die Hebamme dabei. Ich will mich auf mich und meinen Sohn konzentrieren

3. Ich will meinen Mann nach der Geburt mit einbeziehen – wir sind Partner im Leben. Das will ich auch bei der Betreuung unserer Kinder nicht aufgeben.

4. Ich will zwar im Krankenhaus gebären, aber danach schnell wieder nach Hause.

5. Ich bin mir dessen bewusst, dass die ersten Wochen mit Baby schlafarm werden und herausfordernd. Ich lass mich darauf ein.

6. Mein Baby soll im Beistellbett neben mir schlafen.

Und hat es geklappt?

Rückblickend auf die Geburt muss ich feststellen, dass ich mir einfach zu viele Gedanken gemacht habe. Nach den ersten Wochen und Monaten kräht kein Hahn mehr danach wie die Geburt war. Hätte ich nicht kurz nach der Entbindung alles genau aufgeschrieben, ich könnte mich jetzt – acht Monate später – kaum noch daran erinnern. Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis. Nach der Geburt meiner Tochter und dem Notkaiserschnitt habe ich lange mit mir selbst gehadert. Auch diesmal ist nicht alles optimal gelaufen, aber es ist längst vergessen. Die Geburt ist wichtig, aber das restliche Leben ist noch wichtiger. Eine erfahrene Mutter sagte mir einmal sinngemäß wir würden in einigen Jahren als Eltern auf der Couch sitzen und uns wünschen die Themen wären ähnlich klein wie die Frage nach der richtigen Geburtsposition. Doch in dem Moment: In dem Moment der Geburt ist es natürlich das Wichtigste auf der Welt.

Meine Vorsätze im Einzelnen:

Die Geburt als einmaliges Erlebnis

Ein einmaliges Erlebnis war es schon und ich bin stolz darauf, dass ich meinen Sohn aus eigener Kraft auf die Welt gebraucht habe. Die Geburt meiner Tochter war ein Notkaiserschnitt, der mir psychisch in der Folge sehr zugesetzt hat. Die zweite Geburt hat mich von diesem Trauma in gewisser Weise „geheilt“. Jede Frau erlebt den Kaiserschnitt unterschiedlich. Für mich war er schrecklich und die natürliche Geburt definitiv besser. Aber so richtig genossen habe ich es nicht. Dafür hatte ich dauernd zu viel Angst davor, dass doch noch was schief geht. So sicher der Kreißsaal und das Krankenhaus auch ist: Die Umgebung konfrontiert einen auch damit, dass eben doch noch etwas schief gehen kann. Um mich selbst habe ich mir eigentlich während der Geburt wenig Gedanken gemacht. Nur der Dammschnitt, dieses knirschende Geräusch, war furchtbar und das spätere Nähen äußerst schmerzhaft. Alle anderen Schmerzen sind vergessen. Schade ist es, dass meine Pläne von einer aufrechten Geburt und so weiter völlig dahin waren. Sobald ich den Kreißsaal betreten habe, habe ich einfach das gemacht, was die Hebamme gesagt hat. Ich habe also auf dem Rücken entbunden, wie (leider) übrigens die meisten von uns.

Ich brauche die Hebamme – sonst niemanden

Das stimmt. Mein Mann kam zwar während der Wehen immer mal rein und auch bei der Geburt selbst war er meistens da, aber gebraucht habe ich ihn nicht. Er wollte natürlich dabei sein und das wollte ich auch. Aber ich habe mich voll auf mich und das Baby konzentriert. Was um mich rum passiert, war völlig nebensächlich. Ich habe die Geburt tatsächlich als etwas nur zwischen mir und meinem Sohn wahrgenommen. Die Hebamme war fast immer da und hat mich unterstützt.

Mein Mann und ich sind gleichwertig was das Kind angeht – er wird mit einbezogen

Mein Mann hat die Nabelschnur durchgeschnitten. Das hat mir überhaupt nicht gepasst. Direkt nach der Geburt hat mich das völlig rausgerissen. Ich wollte nicht, dass er das ganze Gemetzel sieht. Etwas anderes ist es nicht. Noch breitbeinig lag ich auf dem Bett. Unser Sohn zwischen meinen Beinen noch voller Blut und Schleim und so weiter. Ich will nicht näher drauf eingehen. Das wollte ich nicht mal unbedingt selber sehen. Dass es mein Mann gesehen hat, fand ich furchtbar. Er fand es gar nicht schlimm. Ansonsten hat er sich gut mit gekümmert; er sorgt aber vor allem für unsere große Tochter mit und hat mir damit eigentlich am meisten geholfen. Für das Baby war eher ich zuständig.

Nach der Geburt gleich wieder nach Hause

Nach der Geburt habe ich mich fit gefühlt, obwohl ich die Nacht zuvor ob der Wehen nicht geschlafen hatte. Trotzdem habe ich mich überreden lassen, weil es schon Nachmittag war, eine Nacht zu bleiben. Wenige Wochen vor der Geburt hatte ich Hirnhautentzündung und war damit sehr krank. Auch deshalb: falls es Auffälligkeiten bei meinem Sohn gäbe, sollten wir bleiben. Zu Hause war die erste Nacht anstrengend. Das wäre sie aber auch im Krankenhaus gewesen. Auch da hätte ich keine Schwester gerufen um mir zu helfen. Ich wollte das unbedingt selbst machen. Da ist ja jeder anders. Beim ersten Kind wäre ich geblieben – mit dem zweiten wollte ich persönlich nach Hause. Viele meiner Freundinnen genossen aber auch die Ruhe im Krankenhaus. Ich persönlich kann mich zu Hause viel besser erholen. Also war es sicher die richtige Entscheidung.

Die ersten Wochen mit Baby sind anstrengend und sclafarm

Wochen ist gut – Monate trifft es wohl besser. Unser Sohn hat mehr als ein Jahr lang nur wenige Stunden am Stück geschlafen. Oft wachte er nachts 10 bis 15 Mal auf. Grund war vor allem seine Neurodermitis-Erkrankung, die dafür sorgt, dass der Juckreiz lange quält. Aber auch sonst gibt es tausend Gründe warum Babys schlecht schlafen. Wer auf diesen Fakt vorbereitet ist, tut sich leichter. Babys sind keine Maschinen.

Die ersten Wochen im Beistellbett

Das mit dem Beistellbett war ja ein interessanter Plan. Wir haben es zwar immer wieder probiert, aber Till schläft einfach nur eng an mich gekuschelt. Dann soll es eben so sein. Das Bettchen ist längst wieder abgebaut. Papa ist derweil auf eine Matratze umgezogen. Er kann einfach nicht schlafen, wenn ein Kind im Bett ist. So hat halt jeder seine Eigenheiten;-) In Phasen in denen es Till gut geht und er auch mal ein paar Stunden alleine schlafen kann, lege ich ihn in sein Kinderbett.

Pläne sind dazu da, über den Haufen geworfen zu werden.

Wie die erste Zeit mit Baby möglichst entspannt werden kann, dazu kannst Du gerne hier einen Artikel lesen:

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