Dramatische Folgen: Wie helfende Fremde unsere Kinder gefährden

Neulich im Urlaub in der Fremde auf Borkum: Ich sitz mit meinem kleinen Sohn im Sand, meine vierjährige Tochter buddelt hinter dem nächsten Strandkorb ein Loch. Sie will sich halt abgrenzen – nicht immer zu Mamas Füßen arbeiten – „Mama, ich mach ein Geheimnis“. Na dann. Mach mal. Ich so: „Aber geh nicht weg. Und wenn was ist: Du weiß ja, wo ich bin.“ Sprach ich. Doch es verhallte. Einige Minuten ging alles gut. Dann kam ein Mann zu mir, der offenbar in der Nähe gesessen hatte und sagte: „Haben Sie eine Oma mit auf der Insel oder jemand anderen den Sie kennen? – Nein? – Ihre Tochter ist gerade von jemandem abgeholt worden. Sie sind schon fast am Ende des Strands“.

Was für ein Schock!

Wow bin ich gerannt. Usain Bolt? Dreck dagegen! Hätte mir neidisch nachgeschaut. Und das mit Baby auf dem Arm. Gerade noch hab ich die beiden eingeholt. Die fremde Dame sagte, sie wollte nur helfen. Mag sein. Hat sie aber nicht.

So ungefähr war es:

Ich kann die Situation nur nach dem  Rekonstruieren, was meine Tochter mir gesagt hat. Aber ich glaube ihr. Es macht auch Sinn: Die Kleine spielte also  – nein – sie war vertieft in ihr großes Geheimnis. Dann wollte sie es mir zeigen, sah sich suchend um, weil sie ja noch halb vertieft war, wie das Kinder so sind. Besagte Dame in der Nähe hatte das offenbar gesehen und meine Tochter angesprochen. „Wo ist denn die Mama?“ – „weiß ich nicht“ – „komm, wir gehen sie suchen“ – „ok“. Das muss die Kommunikation gewesen sein. Mehr Zeit war auch nicht. Und weinen oder rufen hätte ich gehört – wir waren ja nur wenige Meter auseinander.

Das was passiert ist, ist also zweierlei:

Die Dame hat ihr Gewissen beruhigt. Einem kleinen Mädchen zu helfen ist ja schon eine willkommene Abwechslung an so einem langweiligen Strandtag. Und noch viel entscheidender: Meine Tochter hat gelernt, dass es ok ist mit Fremden mitzugehen, weil die eigentlich ganz nett sind. Der Wahnsinn. Da kann ich mir den Mund fusselig reden. Nützt nix. Erfahrungen wiegen schwerer als Worte.

Was also hätte die fremde Frau tun können?

  1. Warten ob das Kind nicht selbst eine Lösung – also die Mama – findet und aus sicherer Entfernung beobachten.
  2. Sollte das Kind anfangen zu weinen, kann man ihm ja helfen. Das tut man indem man erstmal laut in die Runde fragt: „Hat jemand die Mutter dieses Kindes gesehen? Hallo! Wo ist die Mutter?“ so was in der Art. Der nette Herr der mich angesprochen hat, hätte ihr die Lösung verraten können. (Dann muss man natürlich noch sicherstellen, dass sich nicht jemand Fremdes meldet, sondern das Kind die Mutter oder den Vater identifiziert – logo)
  3. Sollte das immer noch nicht fruchten, bleibt man mit dem Kind an Ort und Stelle und bittet jemand anderen die Mutter ausrufen zu lassen. Auf keinen Fall nimmt man ein Kind einfach so mit. Könnte ja sein, dass die Mutter es sucht.

So. musste raus. Es braucht eben ein ganzes Dorf um Kinder zu erziehen. Oder eine ganze Insel. Trotzdem Danke. Danke an die nette Dame und an den freundlichen Herren und an alle, die helfen wollen. Übrigens gibt es noch mehr Beispiele von gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Zum Beispiel im Straßenverkehr….

5 Gedanken zu „Dramatische Folgen: Wie helfende Fremde unsere Kinder gefährden“

  1. Hänsel und Gretel. Anders erzählt für Klein(st)kinder. Nämlich: sie sind weggelaufen, haben ihre Eltern nicht mehr gefunden. Böse Hexe ist lieb und gut, und später müssen die Kinder den ganzen Tag bei ihr arbeiten. Dürfen nicht spielen. Werden immer geschimpft. Bekommen nur noch trockenes Brot etc.

    Ab ca 4 Jahren versteht ein Kind dann, dass es Menschen gibt, die keine eigenen Kinder haben und sich deshalb eines mitnehmen. Weil sie eins wollen. Diese Kinder dürfen dann nicht mehr zu ihren Eltern/Geschwistern.
    Und unterstützend dann Bücher a la ‘ich geh doch nicht mit Fremden mit’.

    Damit bin ich bislang ganz gut gefahren.

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    • Ja Nini! Genau das finde ich auch. Sie sollen ja keine Angst vor jedem Fremden haben, aber auch nicht mitgehen oder Süßigkeiten annehmen. Aber wie genau sagt man, warum sie das nicht sollen? Ein schmaler Grat.

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