Was ein krankes Kind wirklich braucht – Kolumne Omas Senf

Weißt Du was Kinder brauchen wenn sie krank sind? Sie brauchen zweierlei: Eine Mama (oder einen Papa), die sich um sie kümmert, sie umsorgt und ein geborgenes Umfeld schafft. Und wenn es ihnen schlechter geht, dann brauchen sie einen Arzt, der sie untersucht, ihre Situation mit seinem Expertenwissen beurteilt und vielleicht eine Therapie verordnet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich finde, das ist eigentlich ganz einfach. Zumindest war es das noch vor ein paar Jahren. Aber einfach ist ja irgendwie out.

Mütter von heute wollen alles sein – und zwar gleichzeitig

Mütter von heute ziehen die Kinder erziehungsratgeberkonform groß, gehen arbeiten und sich gegenseitig an die Gurgel, beschäftigen sich pädagogisch wertvoll mit ihrem Nachwuchs, sind Ernährungsexpertinnen und ganz nebenbei haben sie offenbar zwischen Windeleimer und Smartphone noch Zeit ein Medizinstudium zu absolvieren.

Gefährliches Halbwissen

Es ist ja schön, dass Mütter sich heute so viele Gedanken um die Gesundheit der Kinder machen. Dass sie reflektieren und mitdenken. Ich finde das muss man positiv bemerken. Mütter wollen das Beste für ihr Kind. Und das ist toll. Sie diskutieren in Krabbelgruppen, mit Nachbarn und Freunden und in Internetforen. Sie tauschen sich aus über Schnuller, Schlafen, Kindergarten, Eingewöhnung, Kaiserschnitte und das Stillen. Und immer wieder: Über die Gesundheit ihrer Kinder. Das ist wunderbar. In vielen Bereichen leistet das Internet hervorragende Dienste. Schau Dir die vielen Familienblogger an, von denen die meisten hochwertig recherchierte Artikel mit wertvollen Informationen frei Haus liefern. Hätte es das vor 30 Jahren schon gegeben…… so wertvoll.

Aber Gesundheit lässt sich nie in Formen pressen. Das kann man nicht abstrakt beurteilen. Und man kann es schon gar nicht selbst. Da muss ein Experte her. Es gibt wunderbare medizinische Quellen im Internet. Auf Kinderleute konntest Du auch schon über Neurodermitis lesen. Aber das ist nur ein Erfahrungsbericht. Eine Übersicht. Ein kleiner Einblick. Er soll anderen Betroffenen Mut machen, aufklären, aber er kann niemals ärztlichen Rat ersetzen. Nur ergänzen. Das Internet hilft niemals bei der Beurteilung einer Erkrankung eines anderen Kindes. Bei der Medizin geht es nicht nur um die blanke Information, es geht nicht darum, wie es anderen ergangen ist, sondern es geht auch um Erfahrung und das Wissen darum, welche Information gerade die richtige ist. Der Laie kann da nicht differenzieren.

Wer ist denn nun der Experte in Kindergesundheit?

Zwei Situationen will ich als Beispiel nennen. Ich habe sie selbst beim Kinderarzt beziehungsweise im Krankenhaus so miterlebt: Eine Mutter hat unter Berufung auf verschiedene Internetquellen ihrem zweimonatigen Kind eine Kortisonkur sowie verschiedene andere Medikamente, deren Namen ich noch nicht einmal kannte, verordnet und war darüber entsetzt, dass der Kinderarzt ihrer Weisung nicht Folge leistete. Eine andere Mutter wiederum hat dem Kinderarzt einen Vortrag über alternative Heilmethoden gehalten. Sie fand, er würde darauf nicht eingehen. Aber sie lies ihn eigentlich gar nicht zu Wort kommen. Vor allem nicht mehr, als er anderer Meinung war als sie. Anderer Meinung war er übrigens nicht deshalb, weil er kategorisch ablehnt, was man ihm sagt, sondern weil er sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat und sich immer noch damit auseinandersetzt. Weil er Medizin studiert hat und weil Kinder zu behandeln seine Leidenschaft ist. Weil er seinen Beruf liebt und weil er wissbegierig ist. Dass Mütter dieses Expertenwissen nicht abrufen, ist doch irgendwie merkwürdig. Ein Kinderarzt ist doch kein Erfüllungsgehilfe des Krabbelgruppentratsches. Er ist ein hochqualifizierter Experte für Kindergesundheit. Und wenn eine Mutter kein Vertrauen zu ihrem Kinderarzt hat, dann sollte sie ihn wechseln und nicht selbst rumdoktern. So einfach ist das.

 Gesundheit ist kein Do it yourself

Keine von beiden oben genannten Müttern wollte hören, was die Meinung des Kinderarztes ist. Sie wollten nur, dass er macht, was sie wollen. Aber ganz ehrlich, liebe Mama, brauchst Du dafür den Kinderarzt? Und Dein Kind? Es ist ein Phänomen unserer Zeit, dass wir meinen, wir könnten alles besser. Wir bauen unsere Möbel von IKEA selbst auf, DIY boomt. Ich liebe dieses selber-machen. Aber ist die Gesundheit der Kinder wirklich etwas, das ihr im DIY-Style behandeln wollt? Ich würde mir das icht zutrauen. Und noch etwas anderes: wollt Ihr Mamas Euch nicht lieber um Euren Job kümmern, statt zu googlen? Denn das Kümmern und Umsorgen Eurer Kinder ist genauso wichtig, wie die medizinische Behandlung und ich fand schon immer: Jeder soll das machen, was er am besten kann.

Der Kinderarzt und seine besondere Rolle – Ansicht der Senfoma

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Und willst Du noch mehr von Omas Senf – einer Kolumne von Kinderleute. Da schau mal hier

krankes Kind Kolumne Omas Senf

 

 

 

2 Gedanken zu „Was ein krankes Kind wirklich braucht – Kolumne Omas Senf“

  1. Ich sehe das so: Mit Ärzten muss man wirklich Glück haben – es mag einige geben, die sich fotbilden und ihre Behandlungen den neusten wissenschaftlichen Studien anpassen. Auf der anderen Seite gibt es Ärzte, die meinen sie hätten die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Und die bei allen ihren Patienten die Therapie verordnen, die halt schon immer verordnet wurde. Ärzte die nicht auf das Bauchgefühl der Mütter hören, welches manchmal einfach besser ist als die Anamnese eines Arztes der das Kind vielleicht 3 mal im Jahr für jeweils 15 Minuten sieht. Er kennt dieses Kind nicht und man kann nicht alle Kinder in eine Schublade stecken.

    Informationen von Bekannten und aus dem Internet muss man immer wieder gut filtern. Wenn man irgendwo liest oder von jemanden gesagt bekommt: Dieses Kind wurde mit 5 Jahren durch „dieses Naturheilverfharen“ von seiner Neurodermitis geheilt. Dann kann es einfach sein, dass es sich genau zu dem Zeitpunk verwachsen hat. Denn Neurodermitis heilt oft bis zum Schulalter oder bis zur Pupertät von selbst aus. Also immer kritisch bleiben. Aber auch den Ärzten gegenüber, denn auch die verschreiben gerne mal die Chemie-Keule, weil die sich halt im Akut-Fall bewährt hat. Was aber die Langzeitfolgen sind verfolgt wohl keiner dieser Ärzte.

    Liebe Grüße, Ella

    Antworten
    • Hallo Ella,
      ja, das stimmt. Leider hat man bei vielen Ärzten das Gefühl, man wird nur so abgefertigt. Gleichzeitig sind viele Ärzte aber auch genervt, wenn ihnen dauernd jemand die Welt erklärt. Das kann ich auch irgendwie verstehen. Wenn man zu einem Arzt geht, dann doch um seine Meinung zu hören. Man muss ja dann nicht alles so umsetzen. Ich lege mir immer konkrete Fragen zurecht. Und ich habe mir angewöhnt einen Arzt, den ich noch nicht kenne, eher zu „pampern“. Ihn und seinen Sachverstand zu loben und so weiter, mich wirklich auf das einzulassen, was er sagt, zuzuhören und nachfragen zu stellen. Mit einem positiven Grundgefühl. Oftmals kann man davon überrascht werden, wie manche Ärzte sich doch öffnen, wenn sie jemanden gegenüber haben, der nicht auf Konfrontation ist. Denn das sind (so versichern mir einige Ärzte mit denen ich gesprochen habe) heute leider die meisten Mütter.
      Aber ja: Es gibt auch schwarze Schafe, das habe ich auch schon erlebt. DA geh ich halt dann nicht mehr hin.
      Liebe Grüße
      Katharina

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