Impfungen: eine pro und contra Liste zur Impfpflicht in Deutschland

Italien hat einige ausgewählte Impfungen zur Pflicht gemacht. Sollte es nach einer Impfpflicht in Italien auch eine Impfpflicht in Deutschland geben? Das ist mein pro und contra:

1. pro – Impfpflicht in Deutschland – das spricht für Impfungen für alle Kinder

Das Expertenwesen

Wenn ich ein Haus baue, gehe ich zu einem Bauunternehmen. Weil die das nämlich besser können. Wenn mein Computer kaputt ist, dann lass ich ihn von einem Fachmann reparieren. Ich weiß beim Computer zwar so einigermaßen wie man ihn bedient, aber wehe er geht nicht an. Dann kann ich nur draufklopfen, mehr nicht. Aber zum Glück gibt es ja Experten. Die Menschheit hat sich irgendwann in der Geschichte – vermutlich saßen wir da noch in Höhlen – dazu entschlossen, dass sich jeder ein bisschen spezialisiert. Heute sind wir Meister der Spezialisation.

Und jetzt ist ja so ein Menschenkörper etwas komplexer als ein Häusschen im Grünen und sogar als ein supermodernes MacBook. Ärzte sind sicher keine Götter in weiß, aber doch Experten auf ihrem Gebiet, deren Meinung in Bezug auf den menschlichen Körper einen interessieren sollte. Ihre Meinung hat Gewicht. Es gibt Entscheidungen im Leben, die kann ich aus dem Bauch heraus treffen, aber die Entscheidung welches Medikament oder ob eine Impfung für den Körper wichtig ist, diese Entscheidung aus dem Bauch heraus zu treffen ist gefährlich. Aber anders als aus dem Bauch geht es als Laie gar nicht.

 Die Außenwirkung

Ich hätte niemals soviel Energie in die Impffrage gesteckt, wenn es eine Impfpflicht gäbe. Nicht nur, weil ich dann eh keine Wahl gehabt hätte, sondern vor allem wegen der Ausstrahlung. Als unbedarfte Eltern drängt sich einem die Frage auf: Wenn sich die Forscher und Ärzte und klugen Menschen so einig darüber sind, wie toll und sinnvoll und gut Impfungen sind, warum haben sie dann nicht genug Vertrauen, daraus eine Impfpflicht zu machen? Eine Impfpflicht wäre ein deutliches Signal für die Wirksamkeit und für die Unbedenklichkeit.

Die wissenden Laien

Wenn ich heute lese, wie Menschen in Internetforen über die Wirkungsweise verschiedener Antibiotika, über die Notwendigkeit von Behandlungen und auch über Impfungen fachsimpeln, wird mir Angst und Bange. Mit dem eigenen Bauchgefühl andere zu überzeugen – das ist ein no go. Die Verantwortung für sein eigenes Kind zu übernehmen ist das eine. Die Verantwortung für das Kind eines anderen auf das eigene Bauchgefühl zu stützen. Puh. Da hab ich Schwierigkeiten. Es kursieren so viele falsche Behauptungen. Zum Beispiel ist der Zusammenhang von Impfungen und Autismus längst widerlegt. Die Studie war gefälscht. Man könnte meinen, das sei mittlerweile bekannt, trotzdem halten sich solche Falschaussagen. Und das ist furchtbar. Eine Impfpflicht würde zumindest dafür sorgen, dass in der Impffrage keine falschen Experten mehr Ratschläge erteilen. (Gleiches würde ich mir in Bezug auf Schlafmittel bei Kindern wünschen….)

Herdenschutz

Und dann ist da noch der Herdenschutz. Das zentrale Argument in Italien. Ursprünglich hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) angepeilt, dass die Masern bis 2010 in Europa ausgerottet sind. Naja nun. Das hat ja mal nicht funktioniert. Grund sind die schlechten Impfraten in vielen Ländern. Hätten sich in der Vergangenheit mehr Menschen für die Impfung entschieden, müssten wir heute solche Diskussionen gar nicht mehr führen.

Contra: Und was spricht gegen eine Impfpflicht in Deutschland?

der mündige Bürger

Vielleicht bin ich da komisch, aber irgendwie ist mir dieses „mündiger Bürger sein“ schon wichtig. Wir Eltern haben die Erziehungshoheit – in der Theorie. Aber Schulen, Kindergärten und andere mischen kräftig mit. Wir Eltern müssen uns gefühlt jeden Strohhalm Selbstbestimmtheit, den wir behalten wollen, erkämpfen. Und wir sollten versuchen wo es geht, unsere Mündigkeit zu bewahren. Aber was entscheidend ist: Mündigkeit ist kein Selbstzweck. Eine Entscheidung eigenverantwortlich zu treffen heißt auch, nicht nur blind einer Meinung zu folgen, sondern auch selbst zu denken, zu erkennen, abzuwägen und zu filtern.

 Die Freiheit

Sicher kann man Menschen verurteilen, die sich in Sachen Impfung anders entscheiden als man selbst. Sicher kann es einen ärgern, wenn Kinder ohne Masernimpfung rumlaufen und Babys oder Kranke anstecken können. Aber zur freien Wahl gehört auch, dass sich jemand anderes anders entscheidet als man selbst. Das ist Freiheit. Und ich verstehe Menschen, die Ärzten und der Pharmaindustrie gegenüber ein schlechtes Gefühl haben. Die Qualität der ärztlichen Versorgung in der Geschichte war zu den meisten Zeiten nachweislich schlecht. Über viele Methoden können wir heute bestenfalls lachen, wie zum Beispiel die Behandlung von Syphillis mit Quecksilber oder den vielzitierten Aderlass. Heute wissen wir es besser. Aber können wir wissen, dass nicht in 500 Jahren Impfungen überholt sein werden? Nein, das können wir nicht.

Selbstbestimmtheit

Ein mündiger Bürger zu sein und ein verantwortungsvolles Elternteil: Dazu gehört auch, dass wir anderen Menschen die Kompetenz einräumen selbst über ihr Leben und das ihrer Kinder zu bestimmen. Auch wenn´s schwer fällt. Aber was ich mir wünschen würde: Dass Menschen, die aus dem Bauch heraus entscheiden, sich nicht selbst zu Experten machen. Dass nur Menschen zum Thema Impfungen beraten, die auch tatsächlich den medizinischen Hintergrund haben. Und deshalb erzähl ich Dir heute auch nicht, ob man sein Kind impfen lassen sollte oder nicht. Oder welche Impfungen meine Kinder haben. Das gehört hier nicht her.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine Impfpflicht in Deutschland gut fände oder nicht. Fallen Dir noch Argumente dafür oder dagegen ein? Wie hältst Du es mit den Impfungen? Deine Meinung ist mir wichtig!

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9 Gedanken zu „Impfungen: eine pro und contra Liste zur Impfpflicht in Deutschland“

  1. Ich bin absolut für impfen!
    Es bietet einen Schutz – für meine und für andere Kinder! Und Verantwortung für andere zu tragen gehört für mich einfach dazu.
    Ein gewisses Risiko besteht natürlich immer. Aber das besteht auch beim Besuch auf dem Spielplatz, beim überqueren einer Straße, und und und.

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  2. Man ist genausolange für Impfungen, wie man selbst oder seine Kinder keinen Schaden davon getragen haben.
    Erst dann fängt man an zu begreifen, dann fängt man an, genauer zu recherchieren und wird in Folge zum Impfgegner.
    Übrigens: Wer genau hat widerlegt, dass Impfungen Autismus, MS, Neurodermitis und Diabetes hervorrufen?
    Warum lasst ihr euch so dermaßen von den seit 200 Jahren andauernden Lügen über Impfungen blenden?
    Beschäftigt euch doch einfach mal mit den tatsächlichen Fakten, dann müsst ihr auch kein dummes Zeug mehr reden.

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      • Leute! Informiert Euch! Wie bei allen Kinderkrankheiten in Deutschland, sank auch bei Masern die Sterblichkeit stark und lange vor den Impfungen. Ohne dies jemals zu erwähnen, wird regelmäßig auf die hohen Todesfallzahlen in der Dritten Welt verwiesen, um eine hohe Gefahr durch Masern zu belegen. Der Grund, warum Masernsterblichkeit heute noch ein Thema ist, ist jedoch klar: Die Masernimpfungen haben das Masernalter verschoben.
        Zum einen werden jetzt Säuglinge infiziert, die zuvor durch den Nestschutz der Mutter geschützt waren, geimpft werden können sie jedoch erst mit einem Jahr. Und zum anderen haben sich die Masern ins Erwachsenenalter verschoben. In beiden Fällen verlaufen die Masern schwerer. Wir können in Artikeln über Masern oft lesen, dass Säuglinge stark gefährdet sind und dass bei Erwachsenen die Erkrankung schwer verläuft.
        Leider erfahren wir in diesen Artikeln aber nie, dass es die Impfungen waren, die das Masernalter verschoben haben. Obwohl das bekannt und mehr als offensichtlich ist.

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  3. Hallo!
    Also ich habe mir auch viele Gedanken über das Impfen gemacht. Unter meinen Freunden ist das Nicht- Impfen angesagt. Doch ich habe mich fürs Impfen entschieden. Gerade weil ich in meiner Arbeit mit behinderten Kindern so viel schon gesehen habe. Natürlich weiß ich, dass mein Kind nicht vor allem geschützt werden kann. Aber kann ich es mir verzeihen nicht zu impfen und dann eine schwere Erkrankung in Kauf zu nehmen? Nein!
    Ich weiß auch nicht, ob ich für oder gegen eine Impfpflicht wäre, aber ich appelliere an den gesunden Menschenverstand und hoffe, dass alle Eltern doch das Beste für ihr Kind wollen.
    Alles Liebe Sonja

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    • Danke für Deinen netten Kommentar! Dass alle Eltern das Beste für ihr Kind wollen – davon bin ich überzeugt. Außer natürlich ein paar Ausfällen…. Aber die Meisten treffen die Entscheidung gegen das Impfen in der inneren Überzeugung, dass es das Richtige für ihr Kind ist. Eine medizinische Entscheidung emotional zu treffen ist aber gefährlich. Wie unser Kinderarzt damals sagte: „In der Erziehung und im Aufwachsen der Kinder gibt es so viele andere Fragen, um die sich die Eltern eher kümmern sollten statt sich ewig mit der Impffrage aufzuhalten.“ 😉 ich finde er hat Recht.
      Liebe Grüße Katharina

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  4. Hmm, eventuell ein blödes Beispiel, da es nichts mit der Gesundheit an sich zu tun hat. Aber in Deutschland haben wir auch eine Schulpflicht, dass wird auch einfach von den meisten so akzeptiert wie es eben ist und nicht jeder macht sich seine Gedanken dazu. Was wäre also wenn es die Impfpflicht auch in Deutschland gäbe? Ich denke die Diskussionen würden weniger werden, es würde irgendwann schlichtweg akzeptiert werden.
    Zum Thema Selbstbestimmtheit möchte ich aber noch sagen, dass wir zwar nur für unsere eigenen Kinder die Entscheidungen treffen können, aber was ist mit den Kindern, die schlichtweg nicht geimpft werden können, weil sie entweder zu jung oder zu krank sind? Sollten wir also nur für unsere Kinder die Verantwortung übernehmen oder auch für andere?
    Da ich denke, dass sich jeder sein eigenes Bild machen sollte, gebe ich dir vollkommen Recht, was die Mündigkeit angeht. Aber, was ist mit denen die sich nicht genau informieren und einfach nur dem „Trend des nicht impfens“ hinterherlaufen?
    Was meine eigenen Kinder angeht, sie sind geimpft. Ich bin aber auch der Meinung, dass die Impfungen nicht pauschal getätigt werden sollten, nur weil es in einer Empfehlung so drin steht. Einen individuellen Impfplan mit dem Arzt auszuarbeiten ist hier also durchaus sinnvoll. Schließlich spielen viele Faktoren eine Rolle in der Frage, wann sollte was geimpft werden? Generell halte ich also eine Impfpflicht für gewisse Impfungen durchaus für sehr sinnvoll.

    Liebe Grüße Melanie

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    • Hallo Melanie,
      Danke für Deinen Kommentar. Du sprichst genau das an, was ich in der Impffrage auch gefährlich finde: dass das Nicht-Impfen ein Trend geworden ist. Jeder will unbedingt anders sein als die Anderen. Wirklich ein Problem und ein guter Punkt: Danke!
      Liebe Grüße Katharina

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