Wenn Kleinkinder beißen: So gehst Du souverän damit um

Mein Sohn hat im letzten Jahr ziemlich viel gebissen. Wenn er irgendwo durchwollte, wenn ihm jemand nicht das gegeben hat, wonach er verlangt hat und manchmal auch, wenn er sich nicht verstanden fühlte. Ganz vorbei ist die Phase immer noch nicht. Und wenn er seine Zähne fletscht nimmt seine Schwester immer noch Reißaus. Aber es wird schrittweise besser. Als ich mal ein Foto einer Bisswunde auf instagram gepostet habe, haben sich so viele andere Mütter gemeldet, deren Kinder auch kleine Beißer sind. Und auch Steffi hat mich angeschrieben. Als Diplompädagogin und Familiencoach kennt sie sich aus und so kommt es dazu, dass ich heute sehr stolz meinen ersten Gastbeitrag verkünden darf: Ich präsentiere feierlich: Stefanie Wenzlick  vom Blog „Emmali Blog – entspannt erziehen und glücklich leben“ und ihren Artikel:

Kinder, die beißen sind nicht „böse“

Manchmal passiert es. Manchmal schubst, haut oder kreischt ein Kind zwischen 2 und 5 nicht nur, sondern es zwickt oder beißt sogar. Und schon ist es passiert. Andere Mütter machen deutlich, dass das so nicht gehe, dass etwas getan werden müsse, dass dies unter keinen Umständen noch einmal passieren dürfe.

Geschah es im Kindergarten wird nicht selten umgehend ein ernstes Gespräch mit den Eltern des „aggressiven“ Kindes geführt. Und die Eltern des Kindes fühlen sich beschämt und unsicher und können gar nicht verstehen, wie ihr Kind so etwas tun konnte.

Kommt dir das bekannt vor? Hat dein Kind schon einmal gebissen?

Ich möchte dir heute ein bisschen Mut machen und dich beruhigen. Natürlich ist es für das gebissene Kind bzw. den gebissenen Elternteil alles andere als angenehm oder positiv. Es tut weh und es sollte gemeinsam ein Weg gefunden werden dies in Zukunft zu verhindern. Vorwürfe, Strafen, Ausgrenzen oder Ausschimpfen werden dies aber wohl eher nicht schaffen. Ebenso wenig, wenn die Eltern des beißenden Kindes unter Druck gesetzt werden dies sofort abzustellen. Wie denn auch? Ein Kind ist doch keine Maschine mit Ein- und Aus-Schalter. Ein genauer Blick, Verständnis und Hilfestellung sind hierbei, v.a. auf lange Sicht, die deutlich bessere Wahl. Warum beißt ein Kind denn? Weil es böse und aggressiv ist? Weil es unbedingt jemanden verletzen will? Wirklich?

Warum beißt mein Kind

Die meisten Kinder im Alter von 2-5 Jahren können sich verbal noch nicht richtig ausdrücken. Sie können nicht diskutieren, ihren Standpunkt deutlich machen, ihre persönlichen Grenzen verbal aufzeigen. Sie können noch nicht wie Erwachsene (oder zumindest die meisten Erwachsenen) ihre Gefühle sachlich ausdrücken und dabei „vernünftig“ bleiben.

Und wenn ein Kind dann tagtäglich hört, dass es dies und das noch nicht kann oder darf, dass es wieder einmal nicht mitspielen darf oder dass es sein Spielzeug teilen soll, dann wird es frustriert. Es wird wütend. Und manchmal, wenn all diese Situationen und Gefühle geballt auftreten, sehen diese Kinder keinen Ausweg mehr, wissen nicht wie sie ihre persönlichen Grenzen, ihr „Nein“ oder ihren Frust ausdrücken sollen. Also bleibt nur noch eine Strategie übrig, die körperliche, und so schlagen oder beißen sie. Denn diese Handlung bewirkt etwas, sie setzt ein Stopp; endlich sehen auch die anderen, dass hier etwas nicht stimmt.

Was man tun kann, wenn das Kind beißt

Doch leider neigen die anwesenden Erwachsenen dann dazu, das Kind sofort zu bewerten, zu verurteilen und auszuschimpfen, ohne genau hinzusehen, was denn zu dieser Handlung bzw. diesem Verhalten geführt hat. Welches Bedürfnis dahinter steckt, das nicht gesehen oder ignoriert wurde.

Dabei ist Ausschimpfen, Strafen und einen Stempel aufdrücken (z.B. das Kind ist aggressiv, hat kein Benehmen, ist böse usw.) genauso negativ wie das Beißen selbst. Noch dazu wird dem Kind dadurch vermittelt bzw. mitgeteilt, dass es nicht um Hilfe rufen darf. Denn genau das tut es mit einer derartigen Verhaltensweise. Es ist in innerer Bedrängnis, niemand bemerkt es und so beißt oder haut es eben. Dies tut es allein für sich, um einen Ausweg aus der jeweiligen Situation zu schaffen; es tut es nicht gegen das andere Kind, um es zu verletzen, sondern um sich selbst zu schützen.

Sei schlau und schau genau

Egal, ob dein Kind nun selbst gebissen hat oder gebissen wurde: sich nur auf das Verhalten (also das Beißen) zu konzentrieren, es abzulehnen und zu verbieten, wird wenig Erfolg haben. Für alle Beteiligten, Eltern und Erzieher ist es auf lange Sicht wesentlich erfolgreicher und positiver, zu hinterfragen, wie es dazu kam. Nicht, indem das Kind wütend oder anklagend, nach dem „Warum“ gefragt wird, sondern indem sich die Erwachsenen selbst Folgendes fragen:

  • Welches Bedürfnis steckt dahinter?
  • Welche Hilfestellung kann ich dem Kind geben, um seine Gefühle zu benennen und zu regulieren?
  • Werden bei uns (zuhause oder im Kindergarten) die sog. negativen Gefühle zugelassen?
  • Wie können wir gemeinsam mit unseren Kindern die Fähigkeit entwickeln mit den oft widersprüchlichen Gefühlen umzugehen ohne andere zu verletzen?

 

Mir ist bewusst, dass dies nicht immer leicht ist, weil auch wir Erwachsenen von vielschichtigen Dingen im Außen und Innen geleitet werden, wie z.B. den Erwartungen der Gesellschaft an uns und unser Kind (konsequent sein, höflich, angepasst, leise usw.), sowie unsere eigene Erziehung.

Und natürlich haben gerade die Eltern Sorge, dass das eigene Kind vielleicht immer so ein Verhalten zeigen wird, Nachteile dadurch erfahren oder im schlimmsten Fall später ein Schlägertyp werden wird. Doch diese Ängste sind in diesem Zusammenhang unbegründet und du kannst sogar aktiv etwas dagegen tun, indem du die Integrität deines Kindes wahrst und seine Resilienz stärkst (mehr dazu auf meinem Blog).

Mein Rat für dich

Wenn dein Kind sich also auf dem Spielplatz, im Kindergarten oder dir selbst gegenüber aggressiv verhält, dann halte inne und schau genau hin, was es dir damit sagen will. Womit kommt es aktuell nicht alleine zurecht, womit ist es vielleicht gerade überfordert oder fühlt es sich vielleicht in die Ecke gedrängt?

Biete ihm deine Hilfe an, verbalisiere seine Gefühle und übe alternative Wege mit ihm ein um seinen Frust auszudrücken. Dies alles ist ein Lernprozess für euch beide und nach und nach wird dein Kind andere Wege finden Wut, Frust usw. auszudrücken. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass du deinem Kind möglichst wertfrei gegenüber trittst, seine Gefühle ernst nimmst und annimmst.

Ich hoffe der Artikel hilft dir ähnliche Situationen etwas weniger negativ zu bewerten und dein Kind mit seinen negativen Gefühlen und seiner Wut besser anzunehmen. Ich wünsche dir jetzt alles erdenklich Gute für dein Familienleben und würde mich freuen dich auf meinem Blog oder in einem meiner Online-Kurse wieder zu treffen.

Herzliche Grüße

Steffi

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Zur Person:

Steffi ist Erziehungswissenschaftlerin, Mütter- bzw. Elterncoach und selbst 3-fache Mama. Auf ihrem Blog „Emmali Blog – entspannt erziehen und glücklich leben“ findest du viele Erziehungstipps, Inspirationen für Mütter und besondere Empfehlungen für ein positives Familienleben. Neben den Blog-Artikeln und kostenlosen Downloads, bietet sie auch Online-Videokurse und individuelle Coachings an.

Und wenn Du lesen magst, wie gelassener Erziehen für uns geht, dann schau mal hier.

33 Gedanken zu „Wenn Kleinkinder beißen: So gehst Du souverän damit um“

  1. Hallo
    Mein Kind 2 Jahre 4 Monate beißt, zwickt und haut in der Krippe. Zu Hause passiert das eher selten.
    Was mich am meisten erschreckt ist das die Erzieher sagen das sie dabei lacht als ob ihr das gefallen würde.
    Sie hat zu Hause eine große Schwester 7 Jahre mit der sie sich natürlich auch streitet aber da zieht sie eher „nur“ an den Haaren was auch nicht ok ist.
    Wieso lacht sie dabei??? Ich hab schon jedesmal Angst wenn ich in die Krippe komme um zu hören was mein „böses“ Kind wieder getan hat. Laut den Erziehern.

    Antworten
  2. Mein Sohn und seine Frau haben 3 Kinder. 5 Monate, 2 Jahre und 4 Jahre alte Buben. Ich beobachtete schon des öfteren, wenn der 4 Jährige zum Beispiel etwas spielt, der 2 Jährige ihn in seinen Spiel stört und ihn sein gerade gebautes Haus aus Legosteinen kaputt macht. Er beisst dann seinen Bruder. Ich kann mir gut vorstellen, wenn mir immer alles zerstört wird, dass er sich eben nicht anders zu helfen weiss, als ihn zu beissen. Seine Mami ist der Ansicht, er hat einen jüngeren Bruder und muss dass eben hinnehmen. Ich bemerke aber, dass der Ältere sich bereits unverstanden fühlt. Er ist der Böse für die Eltern. Ich finde dass sehr schlecht, denn er ist ein besonders liebes Kind. Stehe mit meiner Ansicht leider alleine da. Eine besorgte Oma

    Antworten
  3. Hallo zusammen,
    ich bin gerade auf die Seite gestoßen. Auch wenn der Artikel schon etwas älter ist, verliert er nicht an Aktualität.
    Ich hatte eben einen Anruf aus der Kita. Mein kleiner Sohn (2 Jahre und 10 Monate) hat heute seit langem wieder ein anderes Kind in den Arm gebissen, so dass die Wunde schon blau wurde. Trotz des ganzen Wissens, dass es vollkommen normal sein kann, erschüttert es mich und macht mich traurig. Wie gehe ich am Besten damit um, wenn ich den Kleinen heute Nachmittag abhole? Mit meinem Kind ins Gespräch gehen, oder ist das zeitlich für ein Kleinkind zu spät? Soll ich mich bei der Mama vom verletzten Kind melden und mich entschuldigen? Oder ganz und gar meinen Kleinen zum „entschuldigen schicken“ am nächsten Tag? Die Erzieherinnen konnten mir leider nicht die Situation dazu erklären, also ob mein Kleiner gerade wütend, traurig oder so war. Mein kleiner Sohn hat einen großen Bruder und auch der muss oft darunter leiden, dass der Kleine wütend wird und haut. Beißen war mit 1,5 Jahren ein paar Wochen ein Thema, aber seither eigentlich nicht mehr. Deshalb bin ich ziemlich verwundert, dass es heute wieder passiert ist.
    Vielleicht habe ich Glück, und bekomme hier noch einen Rat oder einen Vorschlag, wie ich damit umgehen kann.
    Vielen Dank und viele Grüße,
    Steffi

    Antworten
  4. Hallo!
    Meine Tochter ist (4) .
    Wir wohnen in einer Siedlung sehr schöne Lage wo halt viele Kinder sind. Die Spielen alle super schön Zusammen, neben uns wohnt ein Junge im gleichen alter die kennen und spielen seid zwei jahren zusammen es ist noch nie was passiert.
    Dann ging das auf einmal los meine Tochter hat 1x Gebissen ( leider hat es keiner gesehen was passiert war nur halt die Bisswunde) dann war Holland in Not und der Junge durfte 2 Wochen nicht mehr mit ihr spielen. Danach durften sie wieder spielen ging ne ganze zeit gut halbes jahr vielleicht auch länger…und es war wieder passiert haben es natürlich beobachtet wie und weshalb sowas passiert durften wieder nicht spielen……… dieser Junge bedrängt sie andauernd in die Ecke und sagt nein lass das und er macht weiter und weiter und es ist kein Erwachsener da ( dann ist es passiert) und meine Tochter wird verbal angeschrien warum sie sowas macht und wieder Spielverbot…….man muss dazu sagen wenn die super schön spielen sie hat ihr Roller und möchte damit Fahren will er genau den Roller in diesen Moment haben seiner ist dann Doof ( dann heißt es von den Eltern von dem Jungen die sollen sich abwechseln) es geht immer so ob es ein Stein ist oder die Schaufel , Schaukel, Dinocar,usw.

    Was soll ich tun?
    Sie beißt normalerweise nicht?
    Derzeit leider immer noch Spielverbot! 3 1/2 Wochen …..
    Kindergarten ist derzeit auch nicht …

    Sorry für den langen Text!!!!!!

    Antworten
    • Liebe Nicole,
      danke für Deine Schilderung. Die Eltern des Jungen scheinen ganz schön verzweifelt zu sein. So eine hohe Strafe für so ein kleines Kind erscheint mir schon sehr unverhältnismäßig. Wenn Deine Tochter bedrängt wird, ist es doch nur nachvollziehbar, dass sie beißt. Natürlich ist beißen nicht der richtige Weg. Aber was soll schimpfen da nützen? Entweder die Kinder machen es unter sich aus – So eine Bisswunde ist ja jetzt in der Regel auch keine lebensbedrohende Verletzung oder aber die Eltern passen besser auf. Ein Kontaktverbot macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Vielleicht könnt ihr kürzere Spielzeiten vereinbaren bei denen ein Erwachsener aufpasst? Oder ihr zeigt Deiner Tochter alternative Strategien sich zur Wehr zu setzen. Schreien zum Beispiel.
      Viel Glück Euch und alles Gute.
      Katharina

      Antworten
  5. @Jana Schurig

    Natürlich sollte man ein beißendes Kind nicht strafend oder abwertend behandeln.
    Allerdings kann es für ein Kind sehr verwirrend sein, wenn man es „zu freundlich“ darauf hinweist, dass ein bestimmtes Verhalten anderen wehtut und nicht geht. Es kann sein, dass es dann überhaupt nicht versteht, was die Eltern von ihm wollen.
    Ich habe mal einen Vater gesehen, dem hat das Kind immer wieder kräftig ins Gesicht geschlagen. Seine einzige Reaktion darauf: mit sehr freundlicher Stimme und freundlichem Gesichtsausdruck gesagt: „Darf man den Pappa denn hauen? Das macht man doch nicht.“ Stimme, Tonfall und Gesichtausdruck waren genau so, als hätte der Vater gesagt: „Ach du süßes Knuddelkind, das hast du aber fein gemacht.“ Das Kind hatte keine Chance zu begreifen, dass es aufhören sollte, den Vater zu schlagen.

    Ein kleines Kind, das sich verbal noch nicht richtig ausdrücken kann, achtet weniger auf die einzelnen Worte, es braucht eine stimmige, deutliche Gesamtreaktion, alles andere verwirrt es. Bei meinen Kindern habe ich die schlagende Hand kurz festgehalten und ganz deutlich, mit ernstem Gesicht gesagt: „Nein! Das tut mir weh, lass das.“
    So macht man den Kindern auch vor, wie sie sich angemessen wehren können, wenn ihre eigenen Grenzen übertreten werden.

    Antworten
    • Meine Tochter , fast 5, wurde heute von einer 2 jährigen ins Brustbein gebissen, weil meine Tochter ihr ihre Spange, die sie im Haar hatte nicht geben wollte. Dann hat die Kleine meine Große gebissen und anschließend die Spange aus dem Haar gerissen. Was steckt dahinter? Bzw wie geht man mit so einer Situation um? Die Mädels waren alleine im Kinderzimmer bis wir natürlich ins Zimmer kamen.

      Antworten
    • Also ich finde auch eine deutliche Reaktion dem beißenden Kind gegenüber muss schon erfolgen..es kann ja sonst nicht richtig von falsch unterscheiden.

      Ich hab eine Bekannte deren Kind (2,5 jahre) mein Kind (19 Monate) jedes mal wenn wir uns treffen beißt, haut, schubst usw…das geht seitdem ich sie kenne nun seid etwas über ein Jahr so…aufgrund der Corona Situation hat sich die „Beziehung“gefestigt damit meine Tochter überhaupt nen anderen sozialen Kontakt hat..aber ich denke ich hätte mich bereits viel früher trennen müssen, hab das aber nicht gemacht weil ich ähnlich wie in dem Artikel beschrieben zunächst dachte das legt sich und sollte ich nicht überbewerten…das sehe ich mittlerweile anders…es mag sein dass viele Kinder wie im Artikel beschrieben versuchen sich so auszudrücken, nur wenn die Usache gefunden wurde (ich halte Eifersucht, Eigensinn, Besitzgier und Verziehung dafür) kann es dich nicht sein dass sich dann darum gekümmert wird den Willen des Kindes zu befriedigen, weil es ja nicht besser weiß anstatt dass es lernt sich zurück zu nehmen und hinten anzustellen…mein Kind ist jetzt auch keine Heilige und zum Glück mag sie andere Menschen und Kinder und ist recht gefestigt, aber sie ist definitiv nicht mitschuld an dem Verhalten.
      Die Mutter des Kindes erklärt ihr ganz viel, nimmt sie in den Arm, versucht zu ergründen was sie will und gibt ihr das so gut es geht…Aaaber ich finde das Kind bekommt immer positiven Feedback dadurch, Zuwendung, knuddeleinheiten usw und steht mal wieder im Mittelpunkt. mir ist das viel zuviel verhätschelung und stört extrem das miteinander da es dauernd um die Belange des Kindes geht. Mein Kind darf mit ihren Sachen nicht spielen und reißt alles aus der Hand (die Mutter respektiert das und versucht zu überreden) und bei uns will die Kleibe aber auch das Zepter in der Hand halten.
      Ich glaube für einige Kinder hilft der Artikel nicht weiter und trifft nicht darauf zu…diese Kinder beißen weil sie dadurch zum Ziel gelangen…das andere Kind lässt ab, weint und hat sozusagen „verloren“
      Ich denke es wäre sehr wohl richtig zu „schimpfen“ also die Stimme strenger u schärfer werden zu lassen und das Kind aus der Situation zu nehmen (sozusagen aus dem Spiel auszuschließen) dass es merkt es bekommt nicht seinen Willen durch Gewaltätanwendung.
      Ich bin überhaupt nicht zimperlich und finde es auch generell nicht schlimm wenn sich um eine Schippe gestritten und gerangelt wird…da ist es auch nicht nötig sich ständig einzumischen..finde ich..nur die Gewaltanwendung kommt oft aus dem Nichts, mein Kind ist friedlich am spielen mit ihren Sachen und bekommt dann eins übergebraten weil die Andere das nicht haben kann..ich weiß nicht was ich tun soll…ich kann auch nicht so ehrlich sein und der Mutter sagen (die ihr Kind für hochbegabt und sprachlich wie kognitive weit entwickelt findet) dass ich ihr Liebling für total verzogen und verkorkst halte, was natürlich eine Weiterführung von Treffen automatisch erledigen würde..ich hab Angst dass mein Kind dadurch Schaden erleidet was über Blessuren hinausgeht, nämlich dass sie verunsichert wird und Ängste entwickelt.

      Antworten
      • Ich versteh Dich. Das ist eine blöde Situation. Wobei ich „verzogen“ bei so einem kleinen Kind schon für schwierig halte. Die Kinder lernen ja noch.
        Ich finde es wichtig da auch einfach authentisch zu sein. Der Artikel soll nicht mit erhobenem Zeigefinger den einzig richtigen Weg weisen. Es ist eben mein Weg und Ansatz. Das heißt aber nicht, dass ich jeden anderen Ansatz für falsch halte. Mein Sohn hat als kleines Kind oft gebissen. Ich habe immer verständnisvoll reagiert und es hat sich gelegt und er beißt schon lange niemanden mehr. Aber wie gesagt: Das ist mein Weg und muss nicht für jeden richtig sein.
        Kinder sind auch nur Menschen und sie sind alle verschieden. Nur weil etwas für das eine Kind gut ist, muss es das für ein anderes noch lange nicht sein.
        Und was Deine Freundin angeht: Es ist immer schwierig jemand anderem zu sagen wie er seine Kinder besser erziehen sollte. Versuch doch zu sagen, dass es sich für Dein Kind nicht gut anfühlt so oft attackiert zu werden. Ohne ihr einen Vorwurf zu machen. Denn im Endeffekt weißt Du nicht, ob das andere Kind mit mehr Strenge weniger beißen würde. Ich wünsch Dir alles Gute.
        Liebe Grüße
        Katharina

        Antworten
  6. Hallo,
    ich finde den Artikel sehr interessant.
    Mein Enkel hat auch gebissen, nicht nur andere Kinder auch seine kleine Schwester. Als Strafe hat dann meine Schwiegersohn den Jungen gebissen um zu zeigen das es weh tut. Auch hat unsere Enkelin es schnell heraus gehabt wie man seine Eltern beeinflussen kann. Sie hat auch angefangen zu beissen und danach losgebrüllt, die Reaktion der Eltern der Junge wurde wieder von ihnen gebissen als Strafe. Es wurde nicht nachgeforscht warum meine Enkelin schreit, nein es kann nur der Bruder gewesen sein.
    Als ich dann nachfragte warum sie das Kind beissen kam als Antwort, das macht man heute so um das Kind zu erziehen. Wo sie das Wissen her haben war meine nächste Frage. Die Erzieherin im Kindergarten hätte das gesagt und andere nicht so tolle Sachen. Z.B. zieht sich das Kind am Morgen für den Kindergarten nicht allein an dann geht es eben mit dem Schlafanzug, ohne Jacke/ Mütze oder Schuhe. Das ist eine Erziehungsmaßnahme und die anderen Kinder lachen es aus und dann wird es sich überlegen am Morgen Theater zu machen oder nicht.
    Ich als Oma finde das Unmöglichund es trägt auch überhaupt nicht der Erziehung, im Gegenteil die Kinder werden dadurch erst recht bockig.

    Was hälst Du von solchen Methoden?

    Liebe Grüße
    Ute

    Antworten
    • Liebe Ute, ich habe schon vereinzelt gehört, dass Eltern ihre Kinder zurückbeißen. Das entspricht aber in keinster Weise dem heutigen Stand der Pädagogik. Heute ist klar, dass die Kinder – wie im Artikel beschrieben – überhaupt nicht begreifen, dass ein Beißen dem anderen weh tut. Das Zurückbeißen ist eine Strafe – mehr nicht. Es sorgt eben nicht dafür, dass es ein Kind versteht. Es kann es nicht verstehen. Die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen entwickelt sich nach und nach. Statt Verhalten zu bestrafen, sollten wir immer hinter das Verhalten blicken und herausfinden, was das Kind damit sagen will. Das ist manchmal aufwändig – aber es lohnt sich. Kinder sollten spüren, dass ihre Gefühle in Ordnung sind und dass die Eltern ihnen dabei helfen diese in Bahnen zu lenken, die Anderen nicht schaden und gesellschaftlich anerkannt sind.
      Was das Anziehen angeht: Andere bloß zu stellen ist ganz furchtbar und kein gutes Vorbild. Auch da finde ich, sollte man auf die Bedürfnisse schauen, die hinter dem Verhalten stehen. Wenn das Kind den Schlafanzug schöner findet und sich darin wohlfühlt, könnte es schon damit in den Kindergarten gehen. Manche Kinder haben ja sehr eigenwillige Geschmäcker. Aber wenn dem so wäre, dann wäre das Kind ja nicht bockig, sondern ausgeglichen. Daher gehe ich davon aus Du meinst, das Kind hätte gerne Hilfe beim Anziehen? In diesem Fall: Ich helfe meinen Kindern natürlich, wenn sie Hilfe möchten, auch wenn sie es alleine schaffen. Als Familie sollte man doch ein Team sein…. Einander helfen bedeutet auch Zuwendung geben. Jeder von uns genießt es doch, wenn sich ein anderer um uns kümmert. Wenn Jeder in einer Familie das selbst macht, was er schon selbst kann, dann macht ja jeder nur sein eigenes Ding. Bei Erwachsenen ist es doch auch so. Wir helfen einander auch wenn es nicht nötig ist – so teilen wir die Aufgaben und kommen schneller ans Ziel.

      Die Methoden dieser Erzieherin hören sich schon sehr eigenwillig an. Es gibt eben verschiedene Sichtweisen auf das Kind. Ich glaube nicht daran, dass man Kinder formen und drillen muss. Das ist nicht das, wie ich mit meinen Kindern umgehen will. Katia Saalfrank ist Familienberaterin und hat eine Pädagogik entwickelt, die meine Grundhaltung ziemlich genau wiederspiegelt. Ich zitiere: Katia Saalfrank geht davon aus „, dass das Verhalten von Kindern immer einen Sinn hat und das menschliche Handeln und Verhalten grundsätzlich vor allem von Gefühlen (Freude, Wut, Ärger, Scham, Schmerz, Angst) motiviert und diese Gefühlsebene von emotionalen Basis-Grundbedürfnissen (z.B. Sehnsucht nach Verbindung und Sicherheit, Autonomiebestreben, Selbstwirksamkeit, Zugehörigkeit, etc.) gespeist wird. (…) (Die Pädagogik hilft dabei) das Verhalten des Kindes eben nicht als störend einzuordnen und nach Maßnahmen für oberflächliche Verhaltensanpassung zu suchen, sondern das Verhalten von Kindern als ein wertvolles Signal auf tieferliegende, seelisch-emotionale innere Vorgänge zu verstehen und so auf der Bindungs- und Beziehungsebene neue wertschätzende und entwicklungsfördernde Antworten mit Eltern gemeinsam zu finden.“

      Viel Glück für Euch!
      Liebe Grüße
      Katharina

      Antworten
    • Mein Cousin hat früher uns und seine Geschwister gebissen. Und zwar auch so heftig, dass durchaus Verletzungen entstanden sind. Nachdem alle klassischen Erziehungsmtethoden letztendlich gescheitert sind, hat meine Großmutter ihn zurückgebissen. Es hat gewirkt. Sonst gab es bei uns nie körperliche Strafen. Ich denke das Kinder schon verstehen lernen müssen, dass es eben sehr wehtut und keine harmlose Sache ist.

      Antworten
  7. Hallo! Wir haben ein anderes Problem, unser Sohn 4 Jahre alt, beisst sich selbst. Dies hat er früher schon in der Krabbelgruppe gemacht, meistens dann wenn ihm die anderen Kleinkinder auf die Nerven gegangen sind. Dazu muss man sagen, dass er geistig und motorisch den andern gleichaltrigen Kinder immer schon überlegen war. Es war zeitweise so schlimm, dass er an seiner Biss-Stelle an der Hand Verhornungen bekommen hat! Für kurze Zeit hat die Beissphase nachgelassen, jedoch seit diesem Jahr wieder angefangen. Er bekommt so Beissattaken, wenn er sauer ist,aber auch beim toben. Ich warte schon regelrecht darauf, dass mich die Erzieherin auf diese „doofe Angewohnheit“ anspricht! Mir ist diese Beisserei so unangenehm, dass ich ihn ungerne zu neuen Kindergartenfreunde gehen lassen möchte! Ich bin um jeden Rat Froh und dankbar!
    Viele Grüße Bianca

    Antworten
    • Hallo Bianca, oh, das hört sich ja schlimm an! Was sagt denn der Kinderarzt? Selbstverletzungen lassen sich auf die Entfernung nicht diagnostizieren. Da kann ja alles mögliche dahinter stecken. Sich selbst beißen tut mein Sohn manchmal, wenn er sich ärgert, weil er nicht anders weiß wie er seine Aggressionen rauslassen kann. Wenn ich ihm schnell ein Kissen geb, dann beißt er auch da rein. Da konnten wir es ein bisschen umlenken. Aber wenn die Stelle schon verhornt ist, dann scheint das schon andere Ausmaße zu haben als bei uns. Viel Glück!

      Antworten
  8. Hallo ihr 2,
    unser Sohn (bald 2) beißt unseren kleineren Sohn (4 Monate) immer wieder. Er geht von einem Extrem ins andere: liebt seinen kleinen Bruder abgöttisch, küsst und umarmt ihn, wir müssen permanent aufpassen, dass er ihm Luft zum Atmen lässt und ihn nicht platt drückt. Und dann plötzlich beißt er ihn voller Kraft in den Kopf. Wir wissen, dass es ihn stört, dass der Kleine mit mir im Schlafzimmer schläft, aber wenn wir alle dort schlafen, schläft keiner (beide Kinder sind nachts sehr laut). Deshalb kuschel ich tagsüber viel mit dem Großen und nehme mir Zeit für ihn, wann immer es geht. Aber wie reagiert man denn dann in der konkreten Situation am besten? Der Kleine kann sich nicht wehren und ich tröste ihn zuerst. Dann rede ich ernsthaft mit dem Großen, der aber selbst noch so klein ist. Was würdet ihr ihm konkret sagen, so dass er es auch versteht? Er ist sonst ein sehr ausgeglichenes, fröhliches Kind.
    Viele Grüße!!

    Antworten
    • Hallo Lena, zuerst einmal finde ich es toll, dass Du Dir auch darüber Gedanken machst, wie sich Dein „großer“ Sohn fühlt. Tatsächlich ist er ja auch noch klein, auch wenn er schon der Ältere ist. Bis zu einem Alter von ungefähr vier Jahren ist es Kindern nicht möglich sich in andere hineinzuversetzen. Er kann schlichtweg noch nicht verstehen, dass es dem Kleinen weh tut oder sogar gefährlich ist. Vermutlich ist es für ihn gar kein großer Unterschied ob er ihn knuddelt oder beißt. Er kann nicht verstehen, dass auf beides so unterschiedlich reagiert wird. Gleichzeitig ist es natürlich schön, wenn er mit seinem Bruder auch weiterhin in körperlichem Kontakt sein darf. Du bindest ihn ja sicher schon ein. Vielleicht darf er bei der sanften Babymassage helfen oder einen Krabbelvers mit dem Kleinen machen. Beißen darf er ihn natürlich nicht. Möglich wäre ihm zu erklären, dass seine Zähne nicht die Haut des Bruders berühren dürfen.
      Was das Schlafen angeht: ich würde versuchen ihn ausgiebig ins Bett zu bringen. Kinder leben ja sehr im Moment. An das tagsüber kuscheln erinnern sich zumindest meine Kinder auch nicht, wenn sie sich gerade jetzt im Moment benachteiligt fühlen. Daher würde ich versuchen es ihm in seinem Bett besonders schön zu machen und es als etwas zu verkaufen, das nur er darf. Dass alleine Schlafen etwas besonders Tolles ist. Ich finde die persönliche Nachricht an jedes Kind wichtig: „Ich versteh Dich, Deine Gefühle sind richtig und wichtig. Du darfst sie sagen und zeigen. Aber beißen/hauen/treten geht nicht. So etwas wird in dieser Familie nicht gemacht.“
      Viel Glück!

      Antworten
  9. Wir haben nun schon seit fast zwei Jahren mit dem Beißen (manchmal auch kneifen und kratzen) zu tun. Ich bin selbst Diplom-Pädagogin, habe schon so viel dazu gelesen … es geht um Gefühle und Bedürfnisse und eben auch die der anderen Kinder und Eltern, die der auch hilflosen Erzieher … ich find‘s richtig schwierig! Wir haben unseren Schatz so gut begleitet, dass es viel besser geworden ist, jetzt wechselt er bald zu den Großen (das wird bereits angebahnt) und jetzt wird es wieder schlimmer. Ich verstehe schon warum und weiß was er braucht (was nicht heißt, dass ich nicht auch oft genug die Nase voll habe, enttäuscht bin, es mir für die anderen Kinder leid tut und ich mich in gewisser Weise auch immer wieder schäme und rechtfertige) aber mir graut davor wie es in den nächsten Wochen wird … 25 statt 12 Kinder bei gleicher Erzieheranzahl, lauter verbal stärkere Kinder … ich finde den Lernprozess auch so herausfordernd für meinen Kleinen … er beißt wenn er was will oder nicht will, wenn es ihm zu viel wird (manchmal auch vor lauter Wonne oder auf der Suche nach Nähe) jetzt muss er lernen diese Bedürfnisse und Gefühle zu benennen, klar, deutlich und laut. Und dann muss er lernen, dass seine Bedürfnisse in vielen Fällen aber nicht erfüllt werden (in Interaktionen mit Kindern besonders ) weil er natürlich nicht immer alles bekommt was er will oder braucht. Dies löst wieder Gefühle aus mit denen im Grunde auf die gleiche Weise umgegangen werden muss … puuuuuuuh! Oder?

    Antworten
  10. Meine Tochter (3 Jahre) beißt eigentlich nur mich, wenn ich „nein“ sage zu etwas was sie gerade will, oder auch manchmal aus Übermut, wenn sie am toben ist, oder zum Spaß, wenn sie hinter mir her geht und gut gelaunt ist. Alle drei Situationen sind verschiedene Gefühlszustände.
    Egal, in welcher Form ich es versucht habe. Sie macht es immer wieder!ich kann ihr aber nicht immer ihren Willen lassen (meist geht es um Fernsehen oder Schokolade). Und toben und spielen möchte ich auch gerne mit ihr! Mittlerweile verliere ich aber die Geduld. Es ist sehr schmerzhaft und ich habe überall blaue flecke! Ich schicke sie weg und dann weint sie. Sie kommt, dann auch immer wieder und sagt, dass sie keine Chance nicht mehr beißt und das sie wieder lieb ist. Bis zur nächsten Situation und es geht von vorne los.
    LG Kerstin

    Antworten
    • Hallo Kerstin, ich versteh Dich sehr gut. Kinder bringen uns immer wieder an unsere Grenzen. Da sitzen wir alle im gleichen Boot. Ich glaube das entscheidende ist für uns Eltern zu verstehen, dass Kinder in dem Alter einfach ein völlig anderes Verständnis haben als wir. Erst mit ungefähr vier Jahren können Kinder sich in andere Menschen hineinfühlen und begreifen, was „jemandem weh tun“ bedeutet.
      Ich versuche meinem Kind immer dabei zu helfen seine Gefühle einzuordnen. „Ich merke, dass Du sauer bist, das versteh ich auch. Ich war auch schon mal sauer. Du kannst schreien oder auf den Boden stampfen. Aber beißen geht nicht! Das tut mir weh“ Oder so etwas in der Art.
      Was das Toben und Spielen angeht, so zeige ich immer wieder: Sobald er beißt, hör ich auf. Dann ist das Spiel zu Ende. Natürlich gibt´s dann manchmal Tränen. Ich tröste und versuche mit wenigen Worten zu erklären. Wenn er sagt, dass er nicht mehr beißt, dann spielen wir weiter.
      Ich bin der tiefen Überzeugung, dass es auf lange Sicht besser ist, ruhig zu bleiben. Kinder spüren mit welchem Verhalten sie Reaktionen in uns hervorrufen. Und dann kann aus der Beißerei – meiner persönlichen Erfahrung nach – auch schnell ein eigenes Spiel werden.
      Viel Glück weiterhin und alles Gute!
      Katharina

      Antworten
      • Unser Großer (heute 5) war zwischen 1 und 2 ein extrem bissiges Kind. Andere Kinder, mein Mann, Oma, Opa, ich – jeder konnte „Opfer“ werden. Einmal hat er sogar beim Einkaufen ein wildfremdes Mädchen gebissen.
        Egal, was wir versucht haben – er hat weitergemacht. Als er dann mit knapp zwei sprechen konnte, war alles schlagartig vorbei.

        Antworten
  11. Hallo Steffi, hallo Katharina,

    vielen Dank für die den Artikel. Ich finde es auch sehr wichtig, das Verhalten von Kindern auch zu hinterfragen und nicht einfach nur abzustrafen. Allerdings glaube ich auch, dass konsequentes Reagieren auf die Situation genauso wichtig ist. Ich beziehe mich auf die Passage, in der von „Innehalten“ die Rede ist. Vielleicht habe ich es auch falsch verstanden. Ich möchte nur deutlich machen, dass ich Abwarten und Zögern in solchen Konfliktsituationen als die denkbar schlechteste Strategie empfinde. Dass man aber nicht gleich lospoltern sollte und sich ruhig mit dem Kind auseinandersetzen muss, sehe ich genauso wie ihr.

    Meine Strategie bei meinen zwei Jungs (6 1/2 und 2 1/2 Jahre) ist folgende: Ich hole zunächst beide aus der Situation raus, also räumlich, indem ich sie auf mind. 1 m Abstand bringe. Dem Kleinen (der eigentlich immer der „Übeltäter“ ist) sage ich bestimmt, aber nicht laut, dass das so nicht geht. Dass er seinen Bruder fragen kann, wenn er etwas haben möchte. Mein Sohn tendiert zur Zeit besonders dazu laut loszubrüllen, wenn ihm etwas nicht passt. In diesem Fall verlasse ich mit ihm den Raum oder setze ihn in seinen Hochstuhl, falls der Große noch Trost oder ein Gespräch braucht.

    Am wichtigsten ist für mich jedoch, diese Situation für beide Jungs versöhnlich zu beenden. Sobald sich der Kleine beruhigt hat bringe ich beide Jungs wieder zusammen, der Kleine muss sich beim Großen entschuldigen und wir üben, wie der ursprüngliche Konflikt anders hätte ablaufen können. Dann bekommen beide einen Kuss…

    Ein kurzes Wort noch zum cholerischen Mann: ich finde es ehrlich gesagt schlimmer, dass ihr euch in dem Moment, wo das passiert nicht einig seid. Wenn Dein Mann sich beruhigt hat, solltest Du vielleicht erstmal mit ihm kurz sprechen und ihm nahelegen, dass er das Ganze nochmal in Ruhe mit den Jungs besprechen könnte. Diese Strategie funktioniert bei meinem Mann jedenfalls prima 😉

    So, genug geschrieben!

    Liebe Grüße sendet Antonia

    Antworten
    • Hallo Antonia, danke für Deine Schilderungen. Ruhig zu bleiben ist glaub ich das entscheidende. Ich versuche immer die Situation nicht weiter aufzuputschen. Ich glaube das hat Steffi damit gemeint. Das Beißen nicht wichtiger zu nehmen als es ist. Es ist eine Phase, die vorbeigeht…..
      Ich finde es macht Sinn wie Du es beschreibst dass man das nochmal durchspielt und richtig drüber redet. Entschuldigen müssen sich meine Kinder nicht beeinander. Ansonsten stimme ich Dir in vielen Punkten zu. 😉
      Viel Glück weiterhin
      Liebe Grüße
      Katharina

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  12. Hallihallo!
    Ich danke erstmal für den wundervollen Artikel! Leider fehlt für mich ein praxisorientierter Teil – ruhig bleiben und schauen = keine Sache, aber was dann? Was soll ich meinem vierjährigen Sohn sagen, der immer wieder seinen 6-jährigen Bruder beißt, obwohl dieser fast immer gewillt ist, seinem kleinen Bruder jeden Wunsch zu erfüllen?
    Es läuft immer so ab: die beiden spielen in aller Ruhe mit ihrem Lego und irgendwann hören wir den großen vor Schmerz kreischen. Natürlich aben auch wir immer nach dem Warum gefragt und dann als Antwort bekommen, dass der Kleine irgendein Legoteil haben wollte. Wenn wir die beiden aber (heimlich) beobachten, ist nahezu nie zu sehen, dass ihm der „Große“ irgendwas verwehren würde…
    So viel zu den Kindern…
    Ich weiß hier eigentlich schon nicht, wie ich das beenden könnte. Aber zusätzlich erschwerend kommt hinzu, dass mein Mann cholerisch veranlagt ist und wenn er nach solch einer Beißattacke zuerst im Kinderzimmer ankommt, muss ich zusehen, dass ich unseren Kleinen UND meinen Mann beruhigt bekomme. Mein Mann schlägt ihn nicht, schreit ihn aber an, reißt ihn unsanft hoch und hält ihn schimpfend oben. Das ist jedesmal wirklich furchtbar für den Kleinen und mich. Ich versuche dann, ihn möglichst schnell von meinem Mann zu befreien, ihn zu trösten und meinem Mann zu erklären, dass diese aggressive Reaktion das Beißen des Kleinen doch regelrecht legitimiert: Warum sollte der Vierjährige etwas nicht dürfen, dass sein Vater ihm doch auch antut?
    Und dann darf ich mir anhören, dass ich lieber unseren Großen trösten sollte anstatt den, der gebissen hat… ich würde sehr gerne den Gebissenen trösten, aber der ist dann eigentlich immer schon längst wieder ruhig, manchmal spielt er sogar trotz der erschreckenden Szenerie im Hintergrund wieder mit dem Lego…
    Was soll ich nur tun? Prinzipiell weiß mein Mann ja, dass ich recht habe, aber es fällt ihm sehr schwer, ruhig zu bleiben. Er bräuchte einen praktikablen Vorschlag: was könnten wir tun? Wie uns verhalten? Was sagen?
    Wenn ich mit den Jungs alleine bin und mich um solch einen Fall kümmern muss, dann nehme ich den Großen erstnal in den Arm. Aber was soll ich mit dem Kleinen machen? Ich habe schon lange damit aufgegeben, nach der Ursache des Streits zu forschen, da ich selten zu einem Punkt kam, an dem irgendwas „eindeutig“ war. Zumal dieses Forschen irgendwie immer zu schnell in die Richtung „Wer ist der Schuldige?“ ging.
    Und selbst wenn ich am Ende dann weiß, dass der Vierjährige ein Legomännchen wollte, das der Sechsjährige gerade hatte… Was dann? Ich kann dem Großen ja schlecht sagen, er solle immer alles gleich seinem Bruder überlassen… und der Kleine ist dann auch nicht befriedigt, wenn er hören muss, was er schon weiß und was ihn wütend gemacht hatte: dass er das Männchen gerade nicht bekommen kann…
    Also was soll ich ihm sagen? Welche Verhaltens-Alternative anbieten? Letztlich muss er die Grenzen seines Bruders akzeptieren, aber wie kann ich ihm beibringen (außer fleißig das einzige Vorbild zu sein), seinen Frust adäquat zu verarbeiten?
    (Sorry für den doch sehr viel länger gewordenen Text…)
    Danke im Voraus! Und liebe Grüße!

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    • Liebe Laura,
      danke für Deine Schilderungen. Ich glaube es ist wichtig, dass man den Kleinen nicht als „Täter“ abstempelt. Solche Rollen können sich festigen. Gleichzeitig muss klargemacht werden: „In unserer Familie tun wir uns nicht gegenseitig weh.“ Niemand. Das sage ich auch meinem kleinen Sohn immer wieder. Und zwar sehr bestimmt. In einem ersten Schritt würde ich mich daher immer um das „Opfer“ der Beißattacke kümmern und es aufbauen. ich sage dann Dinge wie „Der Kleine weiß es noch nicht besser und kann sich noch nicht anders wehren. Wir müssen ihm das erst beibringen“. Und das stimmt ja auch. Meine große Tochter macht das dann sehr stolz. Dass sie mitmachen darf und eine wichtige Rolle hat.
      Außerdem geht es darum Verständnis für den Kleinen zu haben: Sich in seine Situation hineinzuversetzen. Die Übertragung in die Praxis wäre daher: Dem Jüngeren alternative Handlungsoptionen zu eröffnen. Er ist seinem Bruder vermutlich verbal unterlegen und hat gelernt, dass das Beißen die Art der Kommunikation ist, bei der er als Sieger hervorgeht. Ich kann das natürlich nicht beurteilen, weil ich Eure Familie nicht kenne, aber kannst Du Dir vorstellen, dass es so ist? Es hört sich etwas danach an….. Der Vater bestraft ihn am Ende dafür, dass er – eigentlich clever – als Sieger aus einem Streit gegangen ist. Ich würde versuchen, dem Kleinen zu signalisieren, dass Du ihn und seinen Ärger verstehst. Genauso deutlich würde ich aber klarmachen, dass Beißen keine Option ist. Und ihm dann zeigen, was er stattdessen machen kann. Wie er vielleicht Spielzeuge tauschen kann oder fest aufstampfen oder losschreien oder in den eigenen Pulli oder eine Decke beißen. Ich finde Kinder müssen auch ihre Gefühle zeigen und ausleben dürfen. Natürlich ist auch das Extrem möglich: Dass man sich gar nicht einmischt und die beiden das auskämpfen lässt. Da kommt es natürlich drauf an, wie stark die Bisse wirklich sind. Wehrt sich der Große denn?
      Dem Großen würde ich immer signalisieren, dass er nichts falsch gemacht hat. Dass er sich wehren darf, indem er laut Stopp sagt. Oft fallen Kinder zu leicht in die Opferrolle. Es ist wichtig, dass sie stark werden und lernen zu sagen: Das tut mir weh! Hör auf damit! Bei meiner Tochter habe ich gemerkt, dass sie meistens nur losgekreischt hat und der Kleine möglicherweise gar nicht gecheckt hat, dass es Schmerzensschreie und kein Lachen war.
      Was Deinen Mann angeht: Ich versteh ihn auch. Er ist eben – genau wie Du, vermutlich hilflos. Schreien und Drohgebärden helfen vielleicht kurz. Aber auf lange Sicht machen ruhige Lösungen ganz sicher mehr Sinn.
      Konnte ich Dir ein bisschen helfen?
      Liebe Grüße und viel Glück!
      Katharina

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  13. Hallo. Meine Tochter ist jetzt 1,5 Jahre und schlägt mich immer wieder ins Gesicht. Was teilweise auch weh tut. Ich habe viel drüber nachgedacht was ich falsch mache oder was der Grund dafür sein könnte das Sie sich auf diese Art bemerkbar machen muss. Da ich bisher der Meinung war das ich Ihr genug Aufmerksamkeit und Liebe gebe. Sie kann ja auch noch nicht wirklich reden. Ich weiss da gerade nicht weiter wie ich mit diesem Verhalten umgehen soll. Versuche Ihr auch sanft und freundlich zu erklären das mir das weh tut und Sie mich nicht hauen soll. Aber es scheint Ihr dann umso mehr Spass zu machen. Hast du einen Tipp?

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    • Ich würde es genauso so machen wie Du es beschreibst. Immer wieder ruhig sagen, dass wir uns nicht gegenseitig beißen oder hauen. Kinder in dem Alter sind noch nicht in der Lage sich in andere Menschen hinein zu versetzen. In welchen Situationen haut sie? Wenn Sie sich ärgert oder aus Spaß?

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  14. Hallo Anne,
    ich weiß jetzt nicht wie alt dein Kind ist. So wie du es schilderst scheint es wie eine Kontaktaufnahme, also wie ein „Hallo, da bin ich“. Um das zu verändern, braucht dein Kind deine Anleitung, ruhig und ohne zu schimpfen. Zeig ihm, wie es anders Kontakt aufnehmen kann, greif sanft ein, wenn es beginnt hinzulaufen und zu beißen und zeig und sag ihm „Ach, du willst Hallo sagen? Schau mal, versuch es mal so und so…“
    Das wirst du einige Male machen müssen bis dein Kind es nach und nach umsetzen wird. Wichtig dabei ist tatsächlich, dass du ausgeglichen bist, wenn du das tust und nicht verärgert.
    Alles Gute
    Steffi

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    • Hallo,
      Danke für die schnelle Antwort.

      Mein “Beißer“ ist 3 und seine Schwestern 5 Jahre sowie 7 Monate.

      Sie spielten bisher super miteinander, doch seitdem er in der Kita zu den “Großen“ gewechselt ist, passiert es öfter, dass er aus heiterem Himmel zubeißt, oder boxt.

      Eifersucht kann es auch nicht sein, denn jeder der 3 hat seine Alleine-Mamazeit.
      Und ausgeglichen scheinen sie auch…

      Wenn ich dann frage “warum beißt du jetzt, bist du ein Mensch oder Hund“ hilft das ein wenig…er denkt zumindest darüber nach und er gibt 2-3 Tage ruhe.

      Viele Grüße
      Anne

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  15. Hallo
    Ja das hilft wirklich weiter

    Das es während des Spielens ein “nichtweiterwissen“ ist, ist mir bewußt, aber was run, wenn das Beißen vorsätzlich passiert?

    Wenn ein Kind rein kommt, und sofort in den Arm oder Rücken eines anderen Kindes beißt, welches ruhig und für sich in einer Ecke spielt und das Reinkommen des “Beißers“ noch nicht einmal bemerkt hat?

    Das habe ich noch nicht raus bekommen.

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  16. Lieber Lucas,
    ja, dasselbe gilt für spucken, was aufgrund des „Ekelfaktors“ noch negativer von der Umwelt gesehen wird. Habt Geduld und sprecht mit ihm kurz, freundlich und klar, weshalb Spucken so negative Reaktionen auslöst und haltet euch dann an oben genannten Tipp. Alles Gute für euch und danke für die positive Rückmeldung zum Artikel.
    Steffi

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  17. Danke dafür!
    Mir war das eigentlich schon alles bewusst, doch so vieles rutsch wieder aus dem Bewusstsein heraus und dann wird geschimpft, getadelt und gedroht. Wie schäme ich mich nun dafür. Aber solche wertvollen Beiträge helfen mir wirklich weiter.
    Eine Frage: gilt das auch fürs Spucken? Mein Sohn spuckt zur Zeit für sein Leben gern und wir müssen gerade sehr viel Geduld aufbringen, diese Freude oder diese Ausdruckskraft in ihm zu akzeptieren.

    Beste Grüße

    Lucas

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