Kinder sicher im Straßenverkehr und ein Fehler vieler Autofahrer

So kann man sich täuschen: Da geh ich neulich zum Elternabend im Kindergarten. Mehr so „weil man das halt so macht“ und weniger aus Überzeugung. Vor allem weil das Thema „Sicher im Straßenverkehr“ war. Ich will ja kein Klugscheißer sein, aber ich dachte eigentlich, da kenn ich mich aus. Kinder anschnallen, richtiger Sitz, helle Kleidung. Eh klar. Aber ich habe auch einige spannende Dinge erfahren, die ich Dir hier gerne nochmal zusammenfasse. Und ich sage Dir, was fast alle Autofahrer im Straßenverkehr falsch machen, wenn es um Kinder geht. Verkehrserzieher Peter Schütz von der Polizei in Kulmbach hat einigen Eltern da echt die Augen geöffnet.

Wie man seinen Kindern beibringt, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen

Man schützt seine Kinder am besten, wenn man sie mitmachen lässt. Ich bringe meine Kinder daher gerne zu Fuß in den Kindergarten. Meine Tochter darf dabei an der Straße vorne stehen, links und rechts gucken und sagen, wann sie gehen würde. Mit ihren fünf Jahren macht sie das sehr gut. Manchmal stehen wir etwas länger an der Straße (ohne Ampel), denn: Kinder können Geschwindigkeiten noch sehr schlecht abschätzen. Ihnen fehlen schlicht die Erfahrungswerte. Also egal ob Sportwagen oder Traktor, sobald ein Gefährt in Sicht ist warten wir, bis es vorbei ist. Das Kind soll sich auf keinen Fall angewöhnen über die Straße zu gehen, wenn ein Auto – und sei es ein noch so langsames – auf sie zukommen. Genügend Zeit einplanen ist daher wichtig. Wenn es mal schnell gehen muss, dann muss sie die Erklärung akzeptieren, dass ich als Erwachsene die Verantwortung im Straßenverkehr übernehme. Alleine und ohne Kontrolle gehen lassen würde ich meine Tochter noch nicht und zwar aus verschiedenen Gründen, die mir auch der Verkehrserzieher bestätigt:

  • Kinder können Gefahren und Geschwindigkeiten noch nicht sicher abschätzen
  • Kinder können kaum orten, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt
  • Das Wahrnehmen mehrerer Vorgänge gleichzeitig ist unsicher und
  • Werden Kinder erschreckt, setzt oft noch der Fluchtreflex ein: Augen zu und durch! – das kann auf der Straße böse enden.

Solange alles gut geht und normal abläuft, kann meine Tochter alleine „rüber“. Aber wenn dann plötzlich etwas unerwartetes geschieht, ist sie schlicht überfordert vom Straßenverkehr – sicher geht anders.

Wer viel mit den Kindern übt, bereitet sie damit ideal darauf vor, später alleine und sicher den Weg zur Schule zu gehen. Jedes Kind ist anders, deshalb ist es auch kaum möglich, da richtige Altersgrenzen zu bestimmen.

Was Du noch tun kannst: Ein Vorbild sein:

Das gilt fürs ganze Leben: Kinder ahmen nach und wer sich selbst achtsam im Straßenverkehr bewegt, der tut auch seinen Kindern auf Dauer etwas Gutes. Allerdings gibt es doch einen Unterschied zum echten Leben: Im Straßenverkehr sollte es korrekt zugehen – aber nicht um jeden Preis höflich. Klingt komisch, oder? Aber Kinder müssen klar wissen, wie es abläuft. Was man als Autofahrer auf keinen Fall tun sollte? Kinder über die Straße lassen.

Warum man Kinder niemals über die Straße lassen sollte:

Ein Kind steht am Straßenrand – ein Autofahrer hält an, winkt und lässt es hinüber. Hört sich eigentlich nach einer netten Situation an. Hab ich ehrlich gesagt auch schon gemacht. Bei uns gibt es keine Ampeln oder Zebrastreifen. Da kann das Warten am Straßenrand schon mal ein wenig länger dauern. Doch der erfahrene Verkehrspolizist Peter Schütz warnt: Kinder über die Straße zu winken ist ein riesen Fehler! Denn: Das Kind stellt den Blickkontakt zum Autofahrer her und vergisst dabei völlig, dass es auch eine zweite Richtung gibt, aus der Autos gefahren kommen. Nicht selten ist es so schon zu schweren Unfällen gekommen. Auch überholende Autos, die nicht sehen, warum der Stehengebliebene angehalten hat, können das Kind überfahren. Außerdem gewöhnt es sich das Kind falsch an. Das nächste Mal, wenn es ein langsam fahrendes Fahrzeug nähern sieht, könnte es dieses fälschlicherweise als anhaltend interpretieren. So oder so: Kinder sollten warten, bis die Straße frei ist und keine Autos mehr zu sehen sind. Nichts anderes.

Frohes Üben!

Übrigens noch so eine Sache, die gut gemeint, aber leider nicht gut gemacht ist: Wie Fremde unsere Kinder gefährden

11 Gedanken zu „Kinder sicher im Straßenverkehr und ein Fehler vieler Autofahrer“

  1. Ich habe vor eher kürzerer Zeit meinen Führerschein gemacht und da wird einem beigebracht Kinder in jedem Fall die Straße queren zu lassen (Österreich). Steht auch in der StVO: „Kindern ist das ungehinderte und ungefährdete Überqueren der Fahrbahn zu
    ermöglichen, egal ob sie alleine oder in Gruppen sind, beaufsichtigt oder nicht.“

    Hier wird aber auch darauf hingewiesen, dass man als Autofahrer sich vergewissern sollte, dass kein Gegenverkehr kommt und man nicht überholt wird, bevor man Kinder über die Straße winkt.

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  2. Huhu,

    ich bin zwar keine Autofahrerin, habe mich aber auch schon aufgeregt, wenn ich gesehen habe, dass Autofahrer die Kinder nicht über die Straße lassen.
    Aus dieser Sicht habe ich das noch nie betrachtet.

    Ich würde den Beitrag gerne in Facebook teilen, um meine Freunde und Familie darauf aufmerksam zu machen.

    Wäre es für Sie in Ordnung, wenn ich den Beitrag in Facebook reinsetze, mit einem Link zu Ihrer Seite?

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  3. Vielen Dank für den Beitrag! Der Umgang im Straßenverkehr ist ein sehr wichtiges Thema. Und ich denke, so wie wir uns Erwachsenen immer wieder an der Nase nehmen und unser Verhalten anpassen müssen, so müssen wir mit Kinder stetig an ihrem Verhalten arbeiten.
    V.a.: Lasst uns daran denken, dass Kinder von dem Lernen, was sie im Straßenverkehr bei Erwachsenen beobachten!

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    • Das finde ich auch! Wir sind das Vorbild, müssen aber gleichzeitig bedenken, dass wir Erwachsenen einige Situationen gut einschätzen können, bei denen es den Kindern noch an Weitblick fehlt. Ein ganz schöner Spagat!
      Liebe Grüße Katharina

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  4. Kann ich bestätigen. Auch hier lernen die Kinder: Nur über die Straße gehen, wenn KEIN Auto da ist. Ich hab mich da oft gewundert, warum sie so lange stehen und warten. Jetzt verstehe ich erst den Hintergrund. Danke!

    Ich habe auch erfahren, dass langsamer werden und rüberwinken beim Zebrastreifen nix bringt. Den Kindern wird nämlich eingetrichtert: Beim Zebrastreifen erst drübergehen, wenn das Auto STEHT. Darum warten die Kinder bis das Auto da ist und stillsteht – auch wenn es schon eindeutig langsamer fährt und die Überquerung vor dem Auto möglich wäre.

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    • Stimmt und das ist auch gut so. Kinder können sich nur an die Regeln im Straßenverkehr halten, wenn sie sie genau kennen und wenn auch nichts davon abweicht. Für uns Erwachsene manchmal schwer zu verstehen.

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