Mein Baby im OP und die Mutter mit den Nerven am Ende

Baby kurz vor der OPWenn ein Kind ins Krankenhaus und sich einer OP unterziehen muss ist es immer einschneidend. Je kleiner das Kind umso dramatischer. Für die Kinder genauso wie für die Mütter oder Eltern. Mit einem Jahr versteht mein Sohn einfach nicht, warum es sein muss. All die Kabel, Schläuche, Nadeln, fremde Menschen. Und am wenigsten versteht er, warum der Mensch, dem er am meisten auf der Welt vertraut – nämlich ich – ihn dazu zwinge, das alles durchzumachen.

So viele Gefühle um die OP

Ich sehe das Erschrecken in seinen Augen, als ich ihn festhalte, damit ihm der Zugang gelegt wird. Ich sehe sein Unverständnis, als er über Stunden weint, weil er trinken möchte und ich es ihm versagen muss. Ich sehe seine Angst als ich ihn im OP allein lasse. Seine Enttäuschung, als ich nicht kommen kann um ihn zu trösten, kann ich nur ahnen und hören; Sehen kann ich sie nicht mehr. Schwer zu sagen, ob das alles für ihn schlimmer ist, oder für mich. Die Vorstellung, dass er da liegt, ganz allein, im kalten Operationssaal bricht mir das Herz. Vor dem Eingriff musste ich verschiedene Formulare ausfüllen in denen genau beschrieben war, was gemacht wird und auch, was alles passieren kann. Ich gebe zu: Ich konnte sie nur überfliegen. Sie zu lesen habe ich kaum Krankenzimmergeschafft. Schließlich war der kleine Patient da noch dabei und ich wollte nicht, dass er etwas von meiner Betroffenheit bemerkt. Wie sich Eltern fühlen, deren Kinder schwerer erkrankt sind, kann ich nur erahnen. Heute fühle ich mit ihnen besonders.

Schwierigkeiten aus dem Weg gehen?

Vielleicht wäre es besser, jemand anderes würde diese ganzen unangenehmen Stationen mit meinem Sohn durchmachen? Irgendein Babysitter? Jemand, bei dem es egal ist, wenn Till enttäuscht von ihm oder ihr ist. Ich habe Angst, dass diese ganze Geschichte sein Vertrauen in mich erschüttert. Ich habe Angst, er projiziert all das auf mich. Doch das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein und wenn ich mir nur die Rosien rauspicke, bleibt noch eine Menge trockenes Brot übrig. Das ist das Leben. Das Leben, in das ich meinen Sohn geschickt habe und bei dem ich ihm jetzt auch zur Seite stehen muss und will. Ich hoffe, die Message, die ich senden will kommt bei ihm an: Wir schaffen das gemeinsam. Egal, was Dir widerfährt, ich bin bei Dir. Was auch kommen mag, Du kannst Dich darauf verlassen, dass ich die Sorgen, Ängste und den Schrecken mit Dir teile. Gleich wird er wieder wach und er soll sich sicher sein: Das erste was er sehen wird ist seine Mama und ich hoffe ganz fest, dann weiß er: Es wird alles gut.

4 Gedanken zu „Mein Baby im OP und die Mutter mit den Nerven am Ende“

  1. Ich kann so mit dir mitfühlen!
    Mimi war auch erst gut 8 Monate alt bei ihrer 4-stündigen Harnleiter-OP.
    Aber glaub mir, die kleinen Wesen sind unheimlich stark und positiv.
    Es ist unglaublich, wie schnell sie sich berappeln und wieder fröhlich und voller Energie sind.
    Als wäre nie was gewesen.
    Ich wünsche Till eine schnelle Genesung und dir bzw. euch starke Nerven!
    Alles Liebe!
    Heike

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    • Liebe Heike,
      Vielen Dank für Deine Aufmunterung. So eine OP gehört zu den Dingen, die man sich als Mutter erst so richtig vorstellen kann, wenn man selbst in der Situation ist. Mir jedenfalls geht es so. Alles Gute!

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