Schluss mit Verteufeln: Digitale Welten zur Corona-Weihnacht

Es ist gar nicht lang her, da haben wir unseren Kindern noch Bildschirmzeiten auferlegt. Da fanden wir noch eine Stunde am Tag am Tablet wirklich viel. Unsere Handys haben die Kinder ab und an in die Hand genommen um mal ein Video zu schauen oder ein Spiel zu spielen. Für viel mehr haben sie neue Medien und ihre Möglichkeiten nicht gebraucht.

Weihnachten war bisher ein Fest, das möglichst wenig digital war. Viel Zeit mit den Menschen, die einem ein zu Hause sind. Gemeinsame Spiele, singen unterm Christbaum und mehr. Doch dieses Jahr ist alles anders. In diesem Jahr hat sich in unseren Köpfen so viel verändert, wir sind alle digitaler geworden – beruflich, in der Schule und auch privat. Auch das Weihnachtsfest wird dieses Jahr anders. Wir können viele Menschen, die uns am Herzen liegen gar nicht sehen, große Wichtelaktionen, Weihnachtsfeiertag und Abventsmärkte fallen aus. Dadurch wird sich auch unser Weihnachtsfest verändern. Und uns tolle Chancen zur Weiterentwicklung geben.

In der Corona-Krise haben unsere Kinder viel einzustecken und müssen viele Rückschläge hinnehmen. Aber in allem was schlecht läuft, steckt auch was Gutes. Die Veränderungen im Bildungssystem, in der Arbeitswelt, in unserer Gesellschaft und schließlich auch in unserem Alltag haben für unsere Kinder einen enormen Vorteil: Sie stärken ihre Medienkompetenz.

Medienkompetenz für Kinder

Was ist eigentlich Medienkompetenz? Jedenfalls ist es mehr, als zu wissen welche Knöpfe am Computer wie bedient werden müssen. Medienkompetenz bedeutet, dass sich unsere Kinder sicher im Internet bewegen können und dass sie lernen, das Internet und generell neue Medien so zu benutzen, dass sie ihnen wirklich nützen. Das Gute und Sinnvolle rauszuziehen. Mit Gefahren umgehen und Schädliches umschiffen. So wie im echten Leben lernt man das vor allem durch Übung; So wie im restlichen Leben.

Lernen im Alltag

Kinder lernen im Alltag indem sie einfach spielen. Wir begleiten sie, achten drauf, dass sie sich nicht ernsthaft verletzen, helfen, wenn sie uns brauchen und vertrauen ansonsten drauf, dass sie einfach genug Raum zum Spielen haben. Sie kritzeln mit ihren Buntstiften auf Blättern und lernen so den Stift zu halten, sie bauen mit ihren Bausteinen und lernen so den Raum kennen und sie spielen mit Puppen und üben damit ihre sozialen Fähigkeiten. Im Alltag sind wir uns sicher: Kinder lernen beim Spielen, beim Ausprobieren und beim Entdecken. Bei Tablet und Co dagegen teilen wir scheinbar auf: In wertvolle Lernapps und Daddelei.

Lernen an modernen Medien – auch ohne Lernapps

Ich habe den Eindruck, dass neue Medien: Tablets, Handy und Co bislang von vielen schwarz-weiß gesehen wurden. Es gab und gibt auf der einen Seite Lernapps wie Anton oder Schlaukopf, die teilweise auch sehr an den Lernstoff in der Schule angekoppelt sind. Auf der anderen Seite gibt es zahllose Spiele und Apps, bei denen Kinder ohne tieferen Sinn bedaddelt werden. Die zwei Extreme gibt es oft tatsächlich in den Apps und Spielen. Gleichzeitig gibt es sie aber auch und vor allem in unseren Köpfen. Wir teilen auf in „wertvolle Apps“ und in „Daddeln“. Dabei sollte es doch unendlich viele Schattierungen dazwischen geben.

Wenn wir also von dem Gedanken weggehen, dass es nur gut und böse gibt, sondern dass unsere Kinder die Chance haben, die Welt der Medien genauso natürlich und nebenbei und selbstverständlich entdecken können, wie die reale Welt, dann verschafft uns das einen ganz neuen Blickwinkel. Ich selbst versuche zumindest es so zu sehen. Indem unsere Kinder moderne Medien im Alltag und selbstverständlich nutzen, wir sie begleiten, sie die Gefahren kennenlernen können und sie am eigenen Leib begreifen, können sie lernen wie diese Medien ihr Leben bereichern können.

Wie also können wir moderne Medien in unseren Alltag integrieren?

  • Spiele online: Klar, ist das die einfachste und naheliegendste Variante. Es gibt viele Spiele, die eine tolle Mischung sind aus Lernen und Spaß. Zum Beispiel dieses hier: We argh Pirates . Das habe ich nach einer Empfehlung von Schau-hin installiert. Dort findest Du eh total viele Ideen für tolle Apps.
  • Nachrichten und Wissen: Als Kind habe ich die Kinderseite in der Zeitung sehr geliebt. Die gibt es zwar immer noch. Aber meiner Erfahrung nach haben wenig Familien noch eine gedruckte Zeitungsausgabe. In Apps wie zum Beispiel ZDFtivi bekommen Kinder ganz spielerisch einen Einblick was in der Welt gerade los ist. Besonders Sinn macht es und es ist eine tolle Verknüpfung von realer und virtueller Welt, wenn wir nach dem Schauen der Nachrichten auch über die gesehenen Themen ins Gespräch kommen.
  • Videos aufnehmen. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten können schon Kinder im Grundschulalter ganze Filme drehen und schneiden. Meine Tochter beschäftigt sich gerne stundenlang damit. Am liebsten spielt sie dafür mit Schleichpferden selbst ausgedachte Geschichten nach.
  • Mein fünfjähriger Sohn ist fürs Malen kaum zu begeistern, aber wenn er ein Foto von sich selbst am Bildschirm ausmalen darf, dann ist er doch dabei. Klar gibt es viele Möglichkeiten um Kinder zum Malen zu Motivieren. Ein Bildschirm ist definitiv einer, den man in Betracht ziehen sollte.

Digitale Familie zu Weihnachten

  • Gottesdienst auf Distanz: Der Gottesdienst am heiligen Abend gehört für viele Menschen dazu. Über Youtube wird es ganz sicher zahlreiche Angebote geben mit denen wir das Gottesdienstgefühl, die Stimmung, die Lieder und so weiter auch am heiligen Abend erleben können.
  • Videotelefonie: Videotelefonie muss nicht nur sein wie ein klassisches Telefonat, es kann auch viel weiter gehen. Warum soll der Uropa nicht beim Weihnachtsessen aus der Distanz mit am Tisch sitzen und zusehen, wie die Enkelkinder die Geschenke auspacken…
  • Zusammen spielen auf Abstand: Zu Corona-Zeiten sollten wir alle Abstand halten. Das bedeutet auch, dass sich Kinder untereinander und auch Kinder und Großeltern oft nicht sehen können. Gerade zu Weihnachten ist das wirklich traurig und etwas, das wir sehr vermissen. Wir hatten schon tolle Spieleabende mit „Activity“ und ähnlichen Spielen, bei denen wir über Whattsapp mit den Großeltern gezockt haben.
  • Geocaching: eine tolle Möglichkeit um das Handy sinnvoll für sich zu nutzen um damit in der realen Welt etwas zu erleben.

Was ich mir noch wünschen würde

Interaktive Apps. Kinder sollten noch mehr in die Lage versetzt werden reales Leben und virtuelle Welt zu verbinden. Aufgaben, die sich Freunde gegenseitig digital stellen und die im real life umgesetzt werden müssen, zum Beispiel. Oder gemeinsame interaktive Theaterprojekte. Auch Sport ginge online toll zusammen.

Nicht alle Dinge, die wir am Handy und am Smartphone machen und die unsere Kinder ganz nebenbei mitkriegen, müssen pädagogisch wertvoll oder mit riesigem Lerneffekt sein. Durch dieses Corona-Jahr merken die Kinder- und wir – wie moderne digitale Medien unser Leben bereichern können. Weil sie uns zusammenbringen, uns helfen an Wissen zu kommen und weil sie uns die Chance geben die Welt vom Wohnzimmer aus zu entdecken.

1 Gedanke zu „Schluss mit Verteufeln: Digitale Welten zur Corona-Weihnacht“

  1. Zeiten ändern sich. Lernen ist anders geworden. Interaktive Lernprogramme so wichtig. Aber auch darüber hinaus. Ohne Sportvereine etc. sitzen die Kinder mehr und mehr. Sport Apps oder selbst Konsolen mit Bewegungszubehör kann zumindest ein wenig Hilfe schaffen.

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