Der Druck zufrieden zu sein

Ich bin Mama, ich bin Arbeitskraft, ich bin Hausfrau, ich bin Tochter, Freundin, Geliebte und einiges mehr. Mein Leben ist voll. Voll bis zum Rand: Mit Terminen, die sein müssen; mit Kuscheleinheiten, die sein dürfen; mit Familienaktivitäten, die sein wollen und mit Me-Time, die genauso ein Anrecht hat. Ich bin keine große Planerin. Ich weiß nicht genau was ich wann erledige. Tatsächlich mach ich viel aus dem Bauch heraus.

Manchmal fühl ich mich gestresst. Wenn mal wieder eine Abgabefrist ansteht und ein Kind anfängt zu husten. Wenn ein Kind nicht in die Betreuung will oder wenn die Kinder sich irgendwann einfach querstellen. Manchmal stresst mich das. Aber auch nur manchmal. An Tagen, an denen ich mich hineinsteigere, in denen ich perfekt sein will. Nur einmal ein kleines bisschen perfekt – das wäre wunderbar, denk ich manchmal.

Perfekt

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Per

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Pffffffff-egal

„Wenn der Tag doch mehr Stunden hätte“

Das höre und denke ich oft. Dabei ist das eigentlich Quatsch. Jeder Tag für jeden Menschen hat 24 Stunden. Und die genügen für ein erfülltes Leben. Wir können Zeit nicht sammeln oder anhäufen. Wir können unsere Zeit nur besser nutzen. Jeder so, wie er es mag. Wenn wir zu wenig Zeit haben, so liegt das nicht an unseren Kindern. Es liegt auch nicht an der Arbeit oder am Haushalt. Menschen sind auch ohne Kinder gestresst, sie sind in der kleinen Wohnung gestresst und im großen Haus. Sie sind nach vier Stunden auf der Arbeit gestresst und auch nach 10 Stunden. Wie man es gewohnt ist, so ist man gestresst. Oder man ist eben nicht gestresst.

Es gibt zum Thema ja schon so viele Umfrage von Krankenkasse, Medien und so weiter. Immer wieder wird deutlich: Stress entsteht oft durch Druck. Druck, den wir glauben von außen zu spüren. Und auch Druck, den wir uns selbst machen. Weil wir perfekt sein wollen.

„Mütter von heute halten nichts mehr aus“

Bist Du als Mama genervt von Deinen Kindern? Dann lies mal nachher hier meine ultimativen Tipps😉

Das habe ich mal von einer Hebamme gehört. Und vielleicht ist es wahr. Keine Ahnung. Mütter von heute seien weniger belastbar, sie hätten Luxusprobleme – die Generation vor uns sei zupackender gewesen. Kann schon sein. Aber andersrum kann man es auch formulieren: Mütter von heute sind aufgeklärter als vorherige Generationen. Noch nie wurden so viele Erziehungsratgeber gekauft wie heute. Mütter vernetzen sich und tauschen sich aus. Weil sie es alleine nicht können? Nein! Sie tun all das um bessere Mütter zu sein und sie sehen, dass nur eine zufriedene Mama eine gute Mama ist. Der Druck zufrieden zu sein. Klingt absurd. Aber gerade dieser Druck macht uns manchmal fertig.

Perfekte Mutter, perfekte Frau, perfekte Milf und dann auch noch zufrieden….

Perfekt bedeutet: „(im Hinblick auf bestimmte Fähigkeiten, die Ausführung von etwas) so gut, dass nicht das Geringste daran auszusetzen ist“ so stehts im Duden. Im Hinblick auf das Leben ist das unmöglich. Es gibt immer etwas auszusetzen. Kein Wunder, dass es nur Wenige von uns schaffen, einfach mal zufrieden zu sein. Wir müssen es schaffen, unsere Zufriedenheit vom Anspruch auf Perfektion irgendwie abzukoppeln. Kann das klappen?

„Du hast doch das schönste Leben“

sagt mein Mann, wenn ich mich beklage. Und vielleicht hat er Recht. Wir schwimmen zwar nicht im Geld, ich mache keine teuren Urlaube und fahre kein teures Auto. Ich arbeite mehr, als ich Lust habe und ich bin keine perfekte Mutter. Absolut nicht. Und trotzdem ist mein Leben wunderbar. Auf seine ganz eigene Art. Zumindest objektiv betrachtet. Ich selbst sehe leider viel zu oft die negativen Sachen. Meistens aber gelingt es mir, mein Leben positiv zu sehen: Ich kann über mich selbst bestimmen. Damals als ich noch angestellt war und keine Kinder hatte, da konnte ich das nicht. Vielleicht fällt es mir deshalb leichter als anderen, die Vorzüge dieses Lebensabschnittes zu genießen. Ich will Dir dazu gerne von meinem Lebensabschnitt vor den Kindern erzählen.

Mein Leben vor den Kindern

Ich hatte einen Job, der viel Zeit in Anspruch genommen hat. Wenn ich morgens aufgewacht bin, bin ich zur Arbeit gefahren. Wenn ich in der Nacht nach der Arbeit nach Hause kam, bin ich ins Bett. Mehr war da nicht. Am Wochenende habe ich notwendige Sachen gemacht. Wir waren einkaufen, wir haben die Wohnung in Ordnung gebracht, sind zum Sport und ich habe über meinen Job gejammert. Auch das hat viel Zeit in Anspruch genommen. Nicht selten hatte ich am Wochenende noch Termine für die Arbeit oder bekam aus dem Büro Anrufe und somit Aufgaben. Meine Arbeit war mein Leben. Schön war sie deshalb aber nicht.

Ich weiß wie es ist Angst davor zu haben, dass das Telefon klingt. Ich weiß wie lang ein Tag sein kann, wenn Du am Ende alles falsch gemacht hast. Und vor allem weiß ich wie es ist, wenn Du immer auf das Urteil von jemand Anderen angewiesen bist.

Freiheit im Angebundensein

Vielleicht liegt es an meinem wirklich beschissenen Job, dass ich die erste Zeit mit meinem Baby als einfach nur wundervoll empfunden habe. Ein bisschen langweilig, aber auch wundervoll. Natürlich hat meine Tochter oft geschrien und ich wusste nicht warum. Aber das kannte ich schon. Das hat mir nichts ausgemacht. Meine Tochter hat schlecht geschlafen und mich gefordert. Aber ich wusste wofür ich das alles mache und alles war besser als das was ich kannte. Ich war für einige Zeit einfach zufrieden. Ich war angekommen. Doch Zufriedenheit ist natürlich nichts Statisches. Sie wird mehr und auch wieder weniger. Und es liegt in uns selbst zufrieden zu werden. Und zwar nicht erst, wenn alles perfekt läuft, sondern auch im Alltag.

Das Positive sehen

Man mag es naiv nennen. Aber im Endeffekt erhalte ich mir meine Zufriedenheit durch eine klare Fokussierung auf das Gute. So bin ich sehr viel zufriedener, als wenn ich immer wieder die gleichen Probleme sehe. Natürlich hab ich Probleme: Ich bin unzufrieden, weil ich das Gefühl habe nicht genug Anerkennung zu bekommen. Ich bin genervt, dass meine Kinder trotz aller Einhaltung von Erziehungsratschlägen manchmal aus dem Ruder laufen und ich bin angepisst, weil ich gerne meinen alten Körper zurück hätte. oder einen anderen Körper. Ja, am liebsten einen ganz anderen Körper, denn der alte war jetzt auch nicht…. Egal. Aber so sehr mich Vieles manchmal anranzt: ich lass es nicht über mein Leben bestimmen. Meine Kinder sind nicht für meine Gefühle verantwortlich. Mein Mann ist nicht für meine Gefühle verantwortlich. Und auch Freunde, Familie, ein Nachbar oder sonstwer: Keiner kann was dafür, außer ich selbst.

Zeit für sich selbst Me-Time

Oft höre ich wie Mamas beklagen, dass sie keine Zeit für sich und für Erholung hätten. Mir geht das auch manchmal so: Dass ich mich fühle wie im Hamsterrad. Und dann mach ich mir bewusst, dass ich heute einen Luxus habe, den ich vorher über Jahre nicht genießen konnte. Nur oft genießen wir diesen Luxus aber leider nicht, sondern lassen ihn einfach vorbeiziehen.

Welche Erholung ich habe, seitdem ich Kinder habe:

  1. Viel Zeit an der frischen Luft – mit Kindern den Wald erkunden, macht auch mir viel Spaß – früher saß ich bis nachts im Büro
  2. Viel Bewegung – Wettrennen mit meiner Tochter sind derzeit der große Favorit – früher bin ich mit dem Bürostuhl zum Schrank gefahren – tolles Workout. nicht.
  3. Brettspiele, Basteln, Geschichten erfinden – scheinbar sinnlose Sachen, für die ich mir ohne Kinder sicher keine Zeit nähme
  4. Kaffeeklatsch mit Freundinnen – die Kinder spielen und wir sitzen Nachmittags in der Sonne. Diese Auszeiten nehm ich mir. Ja, manchmal sind die Nachmittage anstrengend, weil die Kinder irgendeine Bespaßung brauchen. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin: Meistens kann ich hier wirklich toll auftanken.

Was ich damit nicht sagen will: Dass Kinder zu haben entspannend ist

Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Das Leben mit Kindern ist anstrengend. Sehr sogar. Man ist in gewisser Weise fremdbestimmt, wenn man Kinder hat. Es gibt jede Menge unangenehmer Aufgaben. Aber ich wünschte mir, mehr Mütter würden auch die schönen und wunderbaren Seiten sehen und darüber zufrieden sein. „Ich komm zu gar nichts mehr“. Das stimmt eigentlich nicht. „Ich hab keine Zeit“, auch das ist nicht wahr. 24 Stunden pro Tag – das ist genug für ein erfülltes Leben. Davon bin ich überzeugt.

Als Mama zufrieden sein ohne Perfektionismus

Das ist für mich der Schlüssel: Zufrieden sein und den Moment genießen. Das ist mehr als man jemals als Mama erwarten kann. Ohne dass man wirklich zufrieden ist, nützt einem keine noch so ausgedehnte Me-Time. Bis wir von den Kindern wirklich was zurück bekommen dauert es noch Jahre. (Und möglicherweise wird uns das, was wir zurück bekommen, auch gar nicht gefallen). Bis dahin hilft es nur, wenn wir in uns selbst ruhen, unsere Perfektionsansprüche über Bord werfen und „einfach“ zufrieden sind mit dem, was grade ist. Denn eines Tages werden wir zurückschauen und sagen: Ach war das schön, als die Kinder noch klein waren. Aber wie geht das? Wie geht mehr zufrieden? Hast Du eine Idee?

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Druck Mama genervt

 

 

 

1 Gedanke zu „Der Druck zufrieden zu sein“

  1. Hallo,
    oh, wie ich mich in deinem Text wiederfinden kann. Ich bin auch oft so unzufrieden….und denke, mein Tag hat nicht genuegend Stunden. Ich weiss nicht, ob ich echt gluecklicher waere, wenn sich die Rahmenbedingungen veraendern wuerden, wenn ich, statt selbstaendig zu sein, einen festen Job haette.
    Du schreibst, dein fester Job haette dich eigentlich mehr eingeengt als dein Familienleben….also, ich weiss schon nicht mehr, ob ich einfach einen Hang zum Negativen habe oder ob es mir einfach nicht passt, dieses Mamasein und nebenbei arbeiten. Ich glaube, es nagt schon an mir, dass ich von aussen kaum Anerkennung kriege und auch nicht viel Geld verdiene insgesamt. Und ich treffe auch nicht genuegend Leute, die Einsamkeit und die Routine und die fehlende Bewegungsfreiheit als Mama beengt mich. Mein Leben fuehlt sich einfach zu klein an. Ich hoffe, es wird wirklich mit dem Alter des Kindes besser und wenn ich bald hoffentlich besser verdiene….
    Danke fuer den Artikel,
    alle Mamas sind toll!
    ***Antonia

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