Mein echtes Leben: Hältst Du die Wahrheit aus? (Könnte Satire enthalten)

„Ist das nicht zu viel Persönliches – zu viel echtes Leben, was Du da preisgibst?“ Das werde ich immer wieder in Bezug auf den Blog gefragt. Und mal ehrlich: Manchmal schon. Manchmal ist es irgendwie zu viel, zu nah und zu persönlich. Auf der anderen Seite muss ich ja auch nicht alles preisgeben und manchmal denke ich mir auch Sachen aus, die in Wahrheit ganz anders sind. Mein echtes Leben wäre ja auch zu langweilig.

Denn so sieht mein echtes Leben in Wahrheit aus:

Im echten Leben habe ich einen gut bezahlten Job – eine Führungsposition, in der ich aber keinerlei Druck habe und mich selbst verwirklichen kann – halbtags natürlich.

Mein Mann ist ehrgeizig und verdient noch mehr Geld als ich – und die Nachmittage verbringt er zu Hause mit den Kindern, damit wir entweder zu viert durch die Wohnung tollen, wir den Kindern anregende Literatur vortragen oder ich mir auch mal alleine einen Wellnesstag gönnen kann.

Jeden Freitag besuchen wir als Familie alte Menschen, die wir gar nicht kennen im Seniorendorf, um ihnen eine Freude zu machen. Die Kinder tragen dort jeweils ein Gedicht vor und werden von den alten Menschen im Gegenzug mit Schokolade überhäuft, die wir selbstverständlich für arme Kinder spenden.

Sonntags treffen wir uns mit netten Freunden und kochen gemeinsam: Dafür ist unsere 60 Quadratmeter große Küche prädestiniert. Während die Erwachsenen scherzend und lachend den Kochlöffel schwingen, basteln die Kinder kleine Geschenke, die sie nach dem Decken des Tisches auf jedem Platzteller verteilen. Natürlich räumen sie die Überreste ihrer Bastelarbeiten selbständig wieder auf.

Unsere Kinder haben schon mehrere Wettbewerbe im Bereich der klassischen Musik gewonnen und beide sind zudem hervorragende Sportler. Wir haben eine Wand nur für ihre Abzeichen reserviert.

Die Kinder gehen bei uns zuverlässig um 18 Uhr ins Bett, denn dann kommen stets liebe Freunde vorbei: Eine weltweit bekannte Pianistin, mehrerer Jura-Professoren und ein Astronauten sind fast immer dabei. Die Kinder verabschieden sich bei ihnen vor dem zu Bett gehen stets mit einer kleinen Kostprobe ihres Könnens auf der Geige. Mein Mann übernimmt die Verköstigung des Besuches stets mit links. Es gibt kleine Häppchen von viel zu kleinen Tellerchen und wir führen anregende Gespräche über die Geschichte der Amerikaner und ihrer Präsidenten, über Biedermeier-Gemälde und über englische Literatur des 17. Jahrhunderts.

Glaubst Du nicht? Ich auch nicht 🙂

mein echtes Leben soviel Wahrheit steckt im Blog
mein echtes Leben

Sei froh, dass das nicht die Wahrheit ist, sonst wäre mein Blog auch ziemlich langweilig. Also: Ist der Blog manchmal zu persönlich? Ja, er ist zu persönlich. Manchmal schon. Das liegt daran, dass ich es einfach brauche, mir Dinge von der Seele zu schreiben. Gleichzeitig ist ein Blog nie ein ganzes Leben. Es ist ein Ausschnitt. Meistens ein schöner Ausschnitt. In meinem Fall ist es immer ein ehrlicher Ausschnitt. Manchmal ist es etwas zugespitzt. Manchmal bin ich sarkastisch, manchmal professionell, manchmal einfühlsam, manchmal verletzlich und manchmal genervt.  Ich bin auf der Suche nach meinem Platz und ich nehm Dich mit.

Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein – aber das gehört dazu

Ja, es gibt Dinge, die find ich doof in meinem Leben. Über manches ärgere ich mich, aber im Großen und Ganzen ist mein Leben toll. Und zwar nicht das oben. Sondern das echte. Das mit Ecken und Kanten und mit Höhen und Tiefen. Das Leben, das so ist wie Deines! Manches in meinem Leben teile ich mit Dir – Schlechtes und Gutes. Damit Du weißt, dass es anderen genauso geht wie Dir, damit Du vielleicht ein paar Anregungen findest, denn jeder kann irgendetwas besonders gut. Oder damit Du einfach herzhaft lachen kannst. Um das zu erreichen, muss es manchmal persönlich sein, und immer ehrlich. Aber das macht nichts. Das ist es mir wert.

Du willst lesen, wann ich am Rande des Nervenzusammenbruchs bin? Dann schau mal hier

5 Gedanken zu „Mein echtes Leben: Hältst Du die Wahrheit aus? (Könnte Satire enthalten)“

  1. Ah, so ein schöner Text!
    Es ist eben immer eine Gratwanderung, wie viel gebe ich Preis? Was zeige ich und was nicht?
    Das ist nicht immer einfach, gerade wenn es um die Kinder geht. Ich muss den Großen, mittlerweile 9 Jahre alt, immer erst um Erlaubnis bitten, dass ein oder andere zu schreiben, oder gar ein Foto zu veröffentlichen. Vollkommen ok für mich.
    Auch wenn ich nicht immer alles zeige, werde ich trotzdem ebenso wie du gefragt, ob es mir nicht zu persönlich ist.
    Wer es nicht lesen mag, soll halt gehen. 😉

    Ganz liebe Grüße Melanie

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  2. Perfekt sein ist viel zu langweilig, da hast du absolut recht … 😉 Ich handhabe meinen Blog ebenfalls sehr ähnlich. Letztens bekam ich eine Mail, die war echt heftig. Ich wurde als überfordert, depressiv, naiv und sonstiges bezeichnet. Ich sei definitiv kein Vorbild, da ich ja nur 1 Kind hätte, ihre Vorbilder seien mit 3,4 oder 5 Kinder. Außerdem scheine ich meine Routine zu hassen und bin absolut nicht lustig … puh, das war echt heftig. Ich habe länger reflektiert und bin zu dem Entschluss gekommen, meinen Blog genau so weiterzuführen, wie ich es bis jetzt gemacht. Und zwar mit vielen Geschichten aus meinem absoluten Familienwahnsinn, der ganz weit weg von perfekt sein ist. Und als Vorbild wollte ich ebenfalls nie fungieren … Liebe Grüße Gabriela

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    • Wer einen Blog betreibt, der steht irgendwie in der Öffentlichkeit. Da müssen ja nicht immer alle alles gut finden, was man macht – das geht gar nicht. Aber in dem Fall den Du beschreibst, geht es auch ein bisschen um Stil. Andere einfach niederzumachen ist total dämlich – egal ob derjenige in der Öffentlichkeit steht oder nicht. Wer solche Sachen schreibt, der interessiert mich gar nicht mehr. Du machst es richtig indem Du sie einfach ignoriert hast. Soll sie doch woanders lesen. Konstruktive Kritik ist ok. Aber Beleidigungen? Hab ich zum Glück noch nicht erlebt (oder einfach schnell wieder vergessen:-))
      Beste Grüße Katharina

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