Im Urlaub mit vier Generationen prallen Welten aufeinander. Urlaub mit Kindern, das weiß jeder, der es schon mal gemacht hat, ist nicht nur Erholung und Entspannung. Man muss sich einstellen auf die Kinder und sich nach ihren Bedürfnissen richten. Als Eltern ist man das gewohnt. Doch als Großeltern und sogar Urgroßeltern? Und wie ist es in die andere Richtung? Ältere Menschen haben völlig andere Bedürfnisse als Kinder – Ruhe zum Beispiel. Mal einen Tag oder eine Nacht kann man sich da leicht einstellen. Aber eine ganze Woche lang und auch noch im einzigen Urlaub des Jahres? Gar nicht so einfach. Aber was ist schon einfach, was wirklich unvergesslich ist….
Die Mitfahrer:
Till, acht Monate
seine Schwester Florentine, vier Jahre
Mama Katharina, 32
Oma Franzi, gut 50 Jahre (Mutter von Katharina)
Uropa Heinz, genannt „Uri“, 86 (Vater von Franzi)
Die Idee:
Die Idee zum Urlaub kommt uns, weil Till schwere Hautprobleme hat und die Seeluft bekanntlich helfen soll. Oma Franzi ist begeistert als ich ihr von dem Plan erzähle wegzufahren und ist sofort dabei. Von ihrer Freundin mieten wir ein Ferienhaus. Es hat drei Schlafzimmer? Na, da können wir doch noch jemanden mitnehmen! Zunächst ist es ein Spaß, aber dann fällt mir ein, dass mein Opa auch mal einen Tapetenwechsel vertragen könnte. Er willigt sofort ein. Und so ist die illustre Reisegruppe komplett.
Die Vorbereitungen:
Schon bei der Frage, wie wir an den Urlaubsort kommen, spürt jeder von uns, dass bei fünf Personen zwischen acht Monaten und 86 Jahren jeder ein bisschen zurückstecken muss. Mit den Kindern allein wäre ich normalerweise mit dem Zug gefahren oder – wenn schon mit dem Auto – dann nachts. Mit dem „Uri“, meinem Opa ist das aber schwer möglich. Er braucht häufige Pausen vom langen Sitzen und kann im Auto nicht schlafen. Der Zug scheidet wegen dem vielen Gepäck, das wird im Selbstversorger-Ferienhaus brauchen, aus. Also packen wir das Auto bis oben voll mit Klamotten, Lebensmitteln, Bettzeug, Windeln und allem, was wir sonst noch brauchen. Ich muss an meine Kindheit und an Tetris denken…..
Die Fahrt:
Als das Auto voll ist, passen wir grade so noch rein. Wir fahren wegen meines Opas tagsüber und machen Pause, wenn das Baby aufwacht. Ich bin hinten zwischen den beiden Kindersitzen eingequetscht. Mal reden wir über die alten Zeiten, mal hören wir „Bibi und Tina“ auf CD. Jeder muss eben Opfer bringen.
Die Unterkunft in Dorum an der Nordsee:
Ein voll ausgestattetes Ferienhaus erwartet uns in Dorum an der Nordseeküste. Es sind Spiele für die Kinder da und alle, was man eben so braucht. Nur Florentine ist enttäuscht. Sie wollte eigentlich ein eigenes Zimmeer haben. Ich hatte sie zwar darauf vorbereitet, dass das nicht gehen wird, aber geglaubt hatte sie mir offenbar nicht. Aber sie hat Luxus pur. Sie kann entscheiden, bei wem sie schlafen will. “Beim Uri nicht, der schnarcht bestimmt.“ Stellt sie fest. Und fühlt sich dann doch erstmal bei Mama am Wohlsten. Einige der folgenden Nächte wird sie aber auch bei Oma Franzi unterm Dach verbringen. Da oben kann sie zum Einschlafen in größter Ausführlichkeit CD hören ohne ihren Bruder zu stören. Und in der Nacht zur Abwechslung in Omas Bett schlüpfen.
Freizeitgestaltung:
Sehr schnell sehr weit kommen wir nicht. Wegen der Altersstruktur ist das durchaus nachvollziehbar. Aber es hat sich bewährt, dass ich mit den Kindern im Bollerwagen oder nur mt dem Buggy zum Strand laufe und meine Mutter mit meinem Opa mit dem Auto fährt. Am Strand sucht sich Uri entweder einen Platz vonwo aus er die Wellen, die Boote, den Brunnen oder etwas andres beobachten und entspannen kann oder er geht mit uns zum Spielplatz oder ins Spielhaus. Um selbst auch ein bisschen Bewegung zu bekommen, geht Oma Franzi jeden Morgen mit dem kleinen Till zum Brötchen-holen. Darüber freuen wir uns alle. Über den Tag reden wir viel und die Kinder profitieren davon, dass ständig jemand verfügbar ist. Einmal machen wir einen Ausflug in den Zoo nach Bremerhaven. Für Uri ist das zu viel. Er freut sich über einen Tag Ruhe. Wir anderen machen uns einen schönen Tag in der Stadt und kundschaften aus, was wir an den nächsten Tagen noch unternehmen könnten. Am Nachmittag sitzen wir alle zusammen im Garten unseres Ferienhauses und genießen die ersten Sonnenstrahlen dieses gerade beginnenden Sommers.
Tagesausflug nach Cuxhafen:
Zur Hafenrundfahrt am nächsten Tag nach Cuxhaven kommt Uri wieder mit. Er ist der ruhende Pol und hat bei meiner Tochter eine besondere Autoritat. Der kleine Till ist selig, dass sein Uri mit dabei ist, denn so kommt auch sein Lieblingsspielzeug mit: Der Spazierstock. Stundenlang kann er sich damit beschäftigen. Nicht nur bei diesem Ausflug, sondern auch daheim in der Ferienwohnung. Meine Mutter und ich sorgen dafür, dass die Truppe zusammenbleibt und genießen es, die Verantwortung für die Kinder zu teilen. So bleibt auch noch genug Zeit, die Kinder beim Entdecken der Welt zu beobachten.
Die Versorgung:
In der Regel haben wir zu Hause gekocht oder uns auf dem Markt mit Krabben und Matjes eingedeckt. Aufräumen und Saubermachen halbiert sich bei zwei Vertreterinnen der “mittleren Generation“. Ein absoluter Pluspunkt. Schließlich hat unsere 5-Personen WG ganz schön Dreck gemacht. Einen kleinen Zwischenfall gab es als der Henkel vom Topf mit frischer Linsensuppe abgebrochen ist, als ich ihn zum Tisch getragen habe: genau über Till. Zum Glück ist der Unfall glimpflich ausgegangen. Und zum Glück war’s kein Schokoladenpudding. Der Aufschrei wäre sicherlich lauter gewesen.
Fazit:
So viel intensive Zeit mit der Familie kann man sonst sicher nie genießen. Ich habe spannende Geschichten erfahren und viel über mich selbst gelernt. Ich habe gemerkt, wie ähnlich ich meiner Mutter bin. Wir haben unsere Beziehung richtiggehend vertieft. Wir alle fünf hatten wunderbare Stunden zusammen; gleichzeitig hatte ich auch etwas Zeit für mich. Einziger Wehrmutstropfen: Man muss sich auch manchmal auf die Zunge beißen. Fernsehen während die Kinder dabei sind, sehe ich nicht gerne und auch sonst gehen einem kleine Marotten der Anderen manchmal auf die Nerven. Aber das wussten wir ja vorher und wenn sich jeder ein bisschen zusammenreisst, kann man die Probleme leicht im Keim ersticken.
Und die Mitreisenden?
Oma Franzi: “Gut, dass ich mal Zeit mit meiner Tochter hatte, die Kinder sind ja eher mal allein bei mir. Aber mit meiner Tochte verbringe ich so gut wie nie Zeit allein. Wir haben Kanasta gespielt und geredet. Das war wirklich mal schön. Allerdings würde ich das nächste Mal lieber zu einer anderen Jahreszeit fahren. So waren wir doch sehr aufs Haus beschränkt, weil man bei den Temperaturen einfach nicht stundenlang draußen sein will. Im Sommer hätten wir den Garten besser nutzen können. Insgesamt bin ich überrascht, dass wir unsere Bedürfnisse doch so gut unter einen Hut bringen konnten. Obwohl – das ist natürlich nur gelungen, weil wir als mittlere Genrationen uns eingeschränkt haben. “
Florentine vermisst das Meer schon jetzt, wo wir gerade wieder zurück sind. Sie fand die Konstellation klasse, sie drückt sich in kindlichen Assoziationen aus: “Ich fand am Besten, dass ich jeden Tag in einem anderen Bett schlafen durfte.“
Till: “Mama“- ich glaube aber er meint nicht mich, sondern den Spazierstock.
Uri: Mir hat alles gut gefallen. Es war doch ganz entspannt. Die Kinder sind natürlich manchmal temperamentvoll, aber überhaupt nicht zu anstrengend.
Übrigens sind wir bisher immer ohne Papa verreist. Warum? Das kannst Du hier nachlesen….
Und die schönsten Postkarten zum Online-Selbstgestalten findest Du hier
Wunderschöne Bilder und ganz wertvolle Momente für euch alle.
PS: Mein Lieblingssatz “ Ich habe gemerkt, wie ähnlich ich meiner Mutter bin.“ :*
😃 würdest du da zustimmen?
sehr schön geschrieben und so ein süsser kleiner schatz. ich hoffe, dass sich das mit seinem Hautproblem bald löst.
Vielen Dank. Das hoffe ich auch! Derzeit sind wir zur Kur auf Borkum und gamz zuversichtlich!