Erziehung auf dem Land: Wir passen in keine Schublade

Seid Ihr Atachment Parenter, Helikoptermoms oder verfolgt Ihr die antroposophische Weltanschauung von Rudolf Steiner? Oder lebt ihr auf dem Land und macht es einfach wie Ihr denkt? Wir machen das so: Wir leben mit den Kindern und erziehen sie so nebenbei. Und irgendwie machen das alle um mich herum genauso. Kommt mir zumindest so vor.

Liegt es am Dorf?

Es mag an dem Umstand liegen, dass wir auf dem Land wohnen. Nicht etwa, weil wir hier ein bisschen zurück geblieben wären. Nein. Wir machen aus der Erziehung einfach keine Religion. Ist das ein Dorfding? Oder leben wir echt noch im gestern? Ich lese viele Blogs, auch viele Elternblogs, ich verschlinge Ratgeber und Magazine – manche Autoren sind Attachment Parenter, manche sind Tigermoms, manche wickeln mit Stoff, andere schicken ihr Kind mit einem Jahr in den Kindergarten, andere erziehen 24 Stunden am Tag zu Hause. Die Vielfalt in der Welt ist riesig.

Bei uns nicht

Zumindest nicht auf den ersten Blick. Bei uns werden alle ungefähr gleich erzogen. Manche sind etwas mehr attachment, andere etwas tigermäßiger, einer geht früher in den Kindergarten, der andere später. Aber angefeindet werde ich wegen dem Weg, den ich gehe eigentlich nicht. Ab und an ein schräger Kommentar, aber da steh ich drüber. Bei uns wird das alles nicht so eng gesehen. Sind wir also nicht eigentlich die, die über den Tellerrand schauen? Die vor lauter: „Wir auf dem Land sind so zurückgeblieben“ alles aufsaugen, was aus der Stadt kommt. Und daran keine Kritik üben wollen und uns lieber heimlich still und leise das rausziehen was für uns passt. (So mach ich das auch – nur nicht heimlich – und nicht still oder leise:-)).

Wo doch das Land oft als engstirnig gilt….

das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Bei uns wird (fast) alles toleriert. Kind im Internat – aha, Kind zu Hause – soso, Schreien lassen – ach echt?, Tragetuch – wenn´s klappt. Vielleicht ist es ja so, dass wir hier nicht so viel Auswahl an Mamas im gleichen Alter haben, wir müssen uns arrangieren – wäre ja eine Theorie. Oder wir passen hier auf dem Land alle nicht in Schubladen, weil wir eh alle unterschiedlich sind und so wenige, dass wir uns nicht in eine Gruppe Mütter einfügen müssen. Vielleicht bin ich aber auch nur so ignorant, dass ich all die Anfeindungen gar nicht bemerke, die anderenorts (zum Beispiel auch in der neuen ELTERN-Zeitschrift, die heute in meinem Briefkasten war) bemängelt werden. Oder bin ich so abgestumpft, weil mich wegen meines Jobs dauernd jemand blöd von der Seite anredet. Ich bin gespannt auf Eure Kommentare!

Warum der Mittelweg der beste ist

Ich halte mich selbst nicht für hinter dem Mond lebend, aber ich musste Attachment parenting googlen (auch wenn ich es vermutlich praktiziere – aber die Vorstellung von mir in einer Schublade macht mir klaustrophobische Zustände). Wahrscheinlich bin ich doch kein AP (so kürzt man das nämlich ab:-) weil mein Kind ja in die Krippe geht. Aber eigentlich ist es mir auch wurschtpupsegal. Versteh mich nicht falsch, man sollte und könnte und müsste das schon sozialwissenschaftlich aufarbeiten – ganz wichtig. Aber im Leben – also so im echten Leben. Im Leben mit Kindern…  da brauch ich keine Leitfaden, keine Grundsätze, da mach ich meine eigenen. Ich mach es nach Gefühl (und ein bisschen nach Jesper Julls und Remo Largo – ich gebs zu) aber niemals nach einer vorgegebenen Meinung. Ich zieh mir das zusammen, was mir taugt. Ist das der einfachste Weg? Ja. Und der praktikabelste? Unbedingt.

Erziehung heute auf dem Land

Wir wissen, dass Kinder Liebe brauchen, Zuwendung, Sicherheit und gesundes Essen. Wir wissen, dass man Kinder nicht schlagen darf und nicht erniedrigen und viele wissen auch (leider nicht alle) dass auch ein Klaps wehtut und scheiße ist. Menschen bei uns wissen, dass Fernsehen schadet und man vom draußen spielen nie genug bekommen kann. Dass man Kinder motivieren kann und sie fördern. Und alles andere fügt sich irgendwie. Die eine Mutter ist ein bisschen strenger, der andere Vater legt ein bisschen weniger Wert auf Benehmen. Der eine lässt sein Kind impfen, der andere halt nicht. Ich weiß das bei vielen mit denen ich täglich zu tun habe nicht mal. Kann doch jeder machen wie er denkt…. Und ansonsten geben wir ihm keinen Namen – kein attachment, kein Ferber, kein Steiner, kein schießmichtot. Vielleicht diesen: Leben.

5 Gedanken zu „Erziehung auf dem Land: Wir passen in keine Schublade“

  1. Woher kommt jetzt diese Idee, dass diese Einstellung Menschen zu eigen wäre, die „auf dem Land“ wohnen…?
    Habe in meinem ganzen Leben erst einen Ratgeber gelesen („Babyjahre“ von Remo Largo -kann ich nur empfehlen!) und irgendwelche Zeitschriften übers Eltern-sein habe ich ebenfalls nie gebraucht.

    Vielleicht etwas entspannter an die Sache rangehen? Dann erkennt man, dass man sich manche Schubladen auch selbst macht. 🙂

    Liebe Grüße
    eine Mama „aus der Großstadt“

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  2. Das Wichtigste ist, sich nicht so wichtig zu nehmen und auch mal was auf sich zukommen lassen. Vielleicht ist das Interesse der anderen auch weitaus geringer als man denkt.

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    • Da hast Du recht. Und genau das meine ich. Anscheinend herrscht andernorts der totale Krieg unter Müttern. Bei uns nicht. Da ist es leben und Leben lassen…

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