Genervt und geliebt – sind Eltern schizophren oder Kinder?

Ich finde das Alter zwischen 1 und anderthalb Jahren furchtbar nervtötend und gleichzeitig so wunderschön – genervt und geliebt. Bin ich schizophren? Oder ist es das Kind? Ich will Dir das Chaos mal auseinanderfieseln:

Ich bin genervt:

Allfort irgendein Gequengel a la: „anderes Essen, gar kein Essen, jetzt doch Essen, falsches Spielzeug, kuscheln, lass mich, komm her, nimm mich hoch, lass mich runter, keine Ahnung, bin halt schlecht drauf und mit mir selbst unzufrieden und Mama brauch ich eh nicht und ich brauch Dich ganz nah“. So ungefähr muss das in dem süßen Kleinkinderköpfchen vor sich gehen. Dann denkst Du so: Komm wir spielen zusammen, Mama ist ja nicht immer nur für die Heulerei zuständig – er soll ja mit mir auch was fröhliches verbinden. Aber er (vermutlich – im Köpfchen und so): „Geh mir weg mit Deinem blöden Himpelchen und Pimpelchen und: Fass mich nicht an!“ Ich so: „Na, gut. Ich wollte Dir ja nur was Gutes tun. Komm, wenn Du mich brauchst.“

Und wann ist das? Wenn seine Schwester ihm was weg genommen hat, der böse Bagger ihm über den Fuß gefahren ist oder er die Tür nicht aufkriegt und vor Wut brüllt – dann läuft er zu Mama. Klasse. Zum Trösten ist sie wieder gut. Aber ansonsten ist der kleine Pupser schon ein ganz Großer. Ist klar. Abnabeln und so. Und dann nachts bin ich wieder leicht genervt – nur innerlich und auch nur ganz kurz, aber ein bisschen schon: Weint, geh ich hin – weint er noch mehr, geh ich wieder weg – hört er kurz auf und weint dann wieder los, nehm ich ihn raus – will er ins Bett, streichel ich ihn – soll ich weg, mach ich Musik an – kreischt er, mach ich Musik aus – genauso. Wenn es einfach wäre, würde es Fußball heißen. Mannamnnmann. Ich setz mich zu ihm und bin einfach da. Und irgendwie reicht das dann auch. Und dann. Nach zwei Stunden zwischen geh weg und bleib da, schläft er wieder.

Und ich schau ihn an und bin dankbar

Ich bin dankbar, nicht, weil er schläft und ich Ruhe habe, sondern weil ich merke, dass es schön ist, dass ich ihm zumindest etwas mitgeben kann. Dass ich, wenn aus diesem kleinen Menschen, mal ein kluger, empathischer Mann wird, ich auf mich auch ein bisschen stolz sein werde (auch wenn die Wissenschaft den elterlichen Anteil als kleiner beschreibt als ich es in diesem Moment glauben mag). Was aus ihm wird, daran habe ich Anteil – egal wie viel. Und solange er mich noch irgendwie und nur ein bisschen braucht – und sei es nur zum Trösten, bin ich da und freu mich drauf, dass er eines Tages dann vielleicht auch was mit mir spielen oder unternehmen will. Auch wenn Himpelchen und Pimpelchen bis dahin sicher total out sind.

Ich bin so dankbar für meine Kinder, aber ein bisschen genervt sein ist schon erlaubt. Schaut doch mal hier vorbei, wenn Euch das Thema interessiert: Zwischen Bedürfnisorientierung und neuen Grenzen….

4 Gedanken zu „Genervt und geliebt – sind Eltern schizophren oder Kinder?“

  1. Natürlich bist Du ein bisschen schitzo – nicht weiter schlimm.
    Das sind wir alle nach dem ewigen Schlafentzug.
    Doch dieses Gefühl, wenn er aktiv auf Dich zukommt und nur Dich will und sonst niemanden auf dieser Welt…
    wtf

    Antworten
    • Danke für das Kompliment. Zumindest gestört bin ich ein bisschen. Das abzustreiten- dafür ist es zu spät. Dafür hab ich die weltgenialsten Kinder- mir wurschtegal, ob sid manchmal schwierig sind. Es bleiben die besten.

      Antworten
      • Als gestört hab ich dich jetzt grad net eingeordnet, eher so in die Richtung „nicht ganz die Landfrauendurchschnitts“-Norm.
        Ja und du hast tolle Kinder, was widerum zu erwarten war…

        Antworten
  2. Himpelchen und Pimpelchen werden nicht Ort sein, sie bleiben in Erinnerung. Gestern als wir von einer Bergtour zurückgekehrt sind, begann ich als Reaktion auf eine spaßige Story an zu singen: „Lauft jetzt Kinder hebt die Beine, hoppelt über Srock und Steine, in die Schule geht sogleich, fallt nicht in den Ententeich.“
    Dieter fragt darauf hin: „Singst du das Florentine vor?“ Ich antworte: „Nein, das haben wir David vorgesungen! “ Schon ein paar Tage her, oder? Aber die Erinnerung ist ein schöner Teil von uns und deshalb werden H und P nie Ort sein.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar