Soviel Arbeit ist der Haushalt wirklich – Familienarbeit – der Wahnsinn!

Das bisschen Haushalt. Jaja. Nebenbei und so. Kann ich nicht mehr hören. Ich hab das mal für eine Woche genau notiert, wieviel Arbeit das bisschen Haushalt – also die Familienarbeit – für vier Personen tatsächlich ist. Ich bin eine miese Hausfrau. Wie wird das erst bei anderen aussehen:-D

 Aufräumen und Saubermachen:Familienarbeit - soviel steckt wirklich dahinter

Ich habe in dieser Woche zwölf Stunden mit Aufräumen und Saubermachen verbracht: Ich habe Einkäufe einsortiert, Spielsachen weggeräumt, eine Schneise in die Kinderzimmer geschlagen, damit man überhaupt bis zum Fenster kommt. Habe Rechnungen sortiert, die Bäder geputzt und den Boden gewischt. Täglich die Spühlmaschine ein- und wieder ausgeräumt.  Und wie sieht es aus, wenn ich mich gerade umschaue? Als hätte eine Bombe eingeschlagen. Im Winter kommt noch das Schneeschippen dazu, das Holz reinholen, im Sommer alles was mit Gartenarbeit zu tun hat. Das sind pro Woche nochmal zwei Stunden, weil mein Mann ziemlich viel mithilft. Sonst wäre es sicherlich mehr.

Wäsche:

Jeder braucht am Tag ein Paar Socken, eine Unterhose, ein Unterhemd und ein langärmeliges Oberteil, eine Hose geht für Erwachsene auch mal zwei Tage. Die Kinder brauchen oft zwei Outfits am Tag. Einmal die Woche werden die Betten neu bezogen und wir brauchen als Familie pro Woche zehn frische Handtücher. Mein Mann geht fünfmal die Woche zum Sport – auch das macht den Wäscheberg nicht kleiner.

In einer Woche sind das: 66 Socken – die meisten davon irgendwie ineinander verkrüpfelt, 40 Garnituren Unterwäsche, 25 Hosen, 40 Oberteile. Zwei Waschmaschinen voll Bettwäsche und eine nur mit Handtüchern. Ist es ein Wunder, dass man den Eindruck hat, Waschmaschine und Trockner laufen quasi durchgehend? Der ganze Schmarrn muss ja nicht nur gewaschen, sondern auch eingesammelt, sortiert, umgedreht, zusammengelegt und einsortiert werden. Garantiert sind auch auf mehreren Teilen Flecken, die beim normalen Waschen nicht rausgehen und eine extra-Behandlung brauchen. Bei mir kommen so fünf Stunden pro Woche zusammen – und ich bügle nicht!

Einkaufen:

Für das Einkaufen der Lebensmittel benötige ich pro Woche ungefähr zwei Stunden. Ich bringe die leeren Kästen ins Auto, ich gebe sie ab. Ich gehe zum Supermarkt und zum Bioladen, zum Getränkemarkt und zum Metzger, zum Gemüseladen und fertig. Meistens kann ich etwas davon unterwegs erledigen. Unter zwei Stunden pro Woche komme ich aber auf keinen Fall.

Kochen:

Bei uns gibt es abends warmes Essen, fürs Kochen brauch ich je nach Gericht eine dreiviertel Stunde – aufräumen tu ich nebenbei. Das zähl ich nicht nochmal extra. Dann bekommen die Kinder noch täglich etwas zu Essen mit in den Kindergarten. Ich bin jetzt kein Brotdosenkünstler, aber etwas Zuwendung muss man dem Mittagessen schon entgegenbringen. Nimmt man noch das Frühstück dazu – das vom Aufwand her natürlich deutlich geringer ist, brauche ich zur Zubereitung des Essens pro Woche 12 Stunden.

Kinder:

Mit den Kindern zu spielen, ihnen vorzulesen, sie zu fördern und mit ihnen zu basteln ist für mich keine Arbeit. Könnte man aber sicher als Familienarbeit sehen. Das würde dann den Rahmen sprengen. Das mache ich pro Woche nochmal mindestens 15 Stunden lang. Die wollen wir mal nicht zählen. Aber Kinderhobbies – das Fahren zu ihren Freizeitaktivitäten würde ich durchaus in den Bereich Familienarbeit rein nehmen. Das macht bei uns pro Woche nochmal drei Stunden aus in denen ich am Schwimmbadrand warte, bis der Kurs aus ist oder zum Musikunterricht hetze.

Meine Kinder abends ins Bett zu bringen, sie anzuziehen, den Kleinen zu wickeln, sie zu trösten, nachts aufzustehen, wenn die bösen Traummonster kommen. Sie liebevoll zu begleiten auch wenn einem gerade danach ist, sich einfach mal hinzulegen und fernzuschauen – den Wert dessen kann man kaum messen. Aber die reine Zeit, die ich dafür aufwende hat sich in dieser Woche auf zehn Stunden beziffern lassen.

Was beim Thema Kinder oft vergessen wird: Wer besorgt Handschuhe, lange Unterhosen, Schneeanzüge? Wer sorgt dafür, dass die Kinder eine Badehose haben bevor der Sommer vorbei ist? Und wer informiert sich darüber, welche Kinderprodukte die besten sind und welches Equipment in welchem Alter passt? Wer bastelt Laternen oder sucht sich neue Ideen für die Kinder zusammen? Wer schaut nach dem besten Preis-Leistungsverhältnis? Alles Dinge, die Zeit kosten und die zum Bereich Familienarbeit gezählt werden können. Bei mir macht das pro Woche nochmal drei Stunden aus.

Zusammenfassung der Familienarbeit:

Na? Mitgezählt? 49 Stunden Arbeit für die Familie. Oder 64-wenn man das Spielen und Basteln und Fördern der Kinder mitzählt. Und ich bin ehrlich gesagt noch nicht mal eine sonderlich gute Familienarbeiterin. 🙂 bei mir ist es oft ein einziges Chaos und mein Mann hilft mit. Wie wird es da erst bei anderen aussehen? 49 Stunden: Mach ich gerne. Keine Frage. Aber ein bisschen Wertschätzung wäre schon nicht schlecht, oder? Was sagst Du? Wird die Familienarbeit zu wenig anerkannt?

Warum ich übrigens trotzdem unbedingt auf die Arbeit gehen will, obwohl ich zeitlich sicherlich auch zu Hause ausgelastet wäre, das kannst Du hier nachlesen.

Wir sollten uns selbst nicht als Heimchen am Herd wahrnehmen! Warum nicht? Bitte hier entlang

Und was sich in der Arbeitswelt unbedingt ändern muss: Die Arbeitsbedingungen für Mütter

16 Gedanken zu „Soviel Arbeit ist der Haushalt wirklich – Familienarbeit – der Wahnsinn!“

  1. Liebe Katharina, ganz herzlichen Dank für Deine Offenheit!
    Die Zusammenfassung öffnet vielen Außenstehenden sicher die Augen.
    So eine Woche stresst enorm – aber die vielen wunderbaren Momente entschädigen für alles 🙂
    LG – Carina

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  2. Mein Haushalt macht mir viel Spass und ist nicht aufwendig. Ich mag es nach meiner Arbeit als Angestellte einer Großkonzern, mein Haushalt zu erledigen. Ich wünsche mir nur mehr Zeit für Haushalt. Das wäre Entspannungspur anstatt den ganzen Tag bei Besprechungen mit dem Management der Firma zu sitzen. Leider hat der Tag nur 24 Stunden und ich muss auch das Brot verdienen.

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  3. Grüß Euch alle!

    Mich wundert der Zeitverbrauch nicht. Mich wurnder auch nicht, dass er so wenig wahrgenommen wird. Das Arbeitsergebnis im Haushalt sticht nur wenig ins Auge. Ein Zimmerermeitster hat es leichter: Sein neuer Dachstuhl ist groß, stark und mächtig. Doch dass die Fenster geputzt sind, ist nicht wirklich auffallend.

    Das ist nicht die Lieblosigkeit der Männer! Auch Hausfrauen verschätzen sich beim Arbeitszeitbedarf oft nach unten. Das kenne ich, weil den Arbeitszeitbedarf im Haushalt ermittele, weil ich öffentlich bestellter Sachverständiger für Haushaltsführungsschäden bin. Ich ermittle also, was eine Hausfrau bekommt, wenn sie deswegen (ganz oder teilweise) ausfällt, weil sie eine anderer verletzt hat so, dass der andere Schadensersatz zahlen muss – meißt nach einem Autounfall. Wie oft haben mir schon Frauen zugestimmt, wenn ich ihnen auf den Kopf zugesagt habe: „Man werkerlt den ganzen Vormittag, und mittags fragt man sich, was man eigentlich den ganze Vormittag gemacht hat!“ Lauter unauffällige Alltagsarbeiten! Deren Arbeitsschritta man sich nicht klar macht. Aber wenn ich mit diesem Beitrag fertig binn, steht bei mir an: Wäsche aufhängen. Nun: Umgreift wieder eine Reihe von Arbeitsschritten: Wäschekorb aus dem Keller holen. Waschmaschine ausleeren, Flusensieb reinigen, Wäsche in den Heizkeller bringen, Wäscheleine feucht abwischen, Wäschestücke eineln ausschütteln, aufhängen, z.T. in Form ziehen, sortieren, damit die Socken paarweise hängen….und Wecker stellen! Damit ich die Teile, die ich bügeln will, vielmehr muss, bügelfeucht habe, sonst vergesse ich’s wieder. Wie sagte Wilhelm Busch -so oder doch so ähnlich-?

    „Haushalt“ sagen ist nicht schwer
    Haushalt machen um so mehr.

    Jögr Forster, Traunreut

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  4. Ohja das kenne ich, allerdings hilft mein Mann nicht mit und wir haben noch Landwirtschaft. Anhören muss ich mir auch oft, was ich denn den ganzen Tag mach. Die Kinder sind manchmal einfach nicht gut drauf dann brauchen sie mehr Zuneigung. Es geht von beiden noch keiner in kindi.

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  5. Super Beitrag, gut, dass du den nochmal gezeigt hast.
    Ich sollte das auch mal berechnen, alleine Montag Nachmittag muss ich mit der Kleinen nach Mainz zur Förderung, fahre um 13:30 weg und bin 17:00 zu Hause, der Tag ist weg und dann muss ich mir vorhalten lassen, ich würde ja nicht arbeiten gehen grrrr.
    Morgen mittag dann mit der Großen zum Arzt weil sie sich den Finger gebrochen hat, wer weiß wie lange ich da sitze, aber das wird ja als „Freizeit“ angerechnet 😀

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    • Das hört sich ja heftig an! Aber ja! Genau da ist das Problem: Der Tag ist fix vorbei ohne dass man sich ausgeruht oder diese wunderbare Sache namens „Me-Time“ hatte…..

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  6. Es ist schon komisch, wenn man die ganzen Zahlen sieht, erschreckend nahezu. Du solltest wirklich über Teilzeit nachdenken 🙂 Ich denke Arbeit im Hasushalt, mit den Kindern wird nach wie vor zu wenig geschätzt, obwohl ohne diesen Job das ganze Familiensystem vermutlich zusammeln fallen würde. Ich hoffe du bist dir deiner Wichtigkeit, deiner position und deinem Stellenwert bewusst und dein Mann ist dies auch. Falls nicht, hilft nur eins–> streiken! 🙂 Meine Bewunderung hast du

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  7. Was sagt denn dein Mann zu dieser Rechnung? Anstatt dich zu freuen, dass er ja mithilft, würde ich knallhart mehr Gleichberechtigung einfordern. Es ist doch auch sein Haushalt?!

    Auf jeden Fall solltest du diese Vollzeit-Stelle dringend auf Teilzeit reduzieren! 😉

    LG
    Jenny

    (Der es nicht viel anders geht…)

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  8. Ganz klar – eine volle Stelle!
    NEIN – für mich ist das viel mehr – die Leitung eines kleineren Familienbetriebes mit mehreren Abteilungen. Nur leider ohne Angestellt. Selbst ist der Chef!

    Klar kannst Du mehrere Sachen auch gleichzeitig laufen lassen, sprich Aufräumen, Saubermachen und Wäsche. Aber Du kommst doch nie aus der Nummer mit der Kinderbetreuung raus. Machen wir uns nichts vor, die Kurzen brauchen uns und unsere Aufsicht. (Big Brother must watching YOU – sonst wird die Hütte ruckzuck mal bunt um dekoriert, und zwar Kleinkind-Style. Kann man mögen, muss man aber nicht.

    Gut ist es, wenn man zu zweit ist und die Aufgaben zusammen erledigen kann. Denn das ist ja schließlich auch Teil des Familienlebens.

    Und es soll ja Menschen geben, die beim Kochen und bügeln entspannen können – yub. Einarmig würde ich das zwar nie hinbekommen, aber das ist ja die Paradedisziplin der Mamas

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  9. Danke schön für den tollen Beitrag – mit diesen „harten“ Zahlen! Das bringt unseren Mami-Alltag absolut auf den Punkt und umreißt ganz ehrlich wie unser Leben sich so ausgestaltet und warum keine/ kaum Zeit für uns selbst am Ende des Tages/der Woche übrig bleibt. Das sollte die Leute da draußen mal wirklich aufhorchen lassen, die gerne behaupten, Mama-Sein sei ja kein „Job“. Zum Glück unterstützt Dich Dein Mann, auch wenn das nur einen Bruchteil ausmacht, aber immerhin :). Liebe Grüße, Claudia

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    • Hallo Liebe Claudia,
      danke für die positive Rückmeldung! Ja, das ist alles eine Menge Arbeit. Das meiste davon wird „so nebenbei“ erledigt – Als sei es nichts. So wird es ja oft gesehen. Lass uns zusammenhelfen und ganz laut und deutlich nach draußen rufen, wie wichtig die Familienarbeit ist…….
      Liebe Grüße
      Katharina

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  10. Was für ein starker Text! Ja, Familienarbeit wird nicht wertgeschätzt! Gesellschaftlich, staatlich und finanziell nicht. 3 Jahre Elternzeit vorbei? Geh arbeiten, wenn du Geld willst.
    Auf die Frage: „Warum gehst du nicht Teilzeit arbeiten?“ Sollte viel häufiger geantwortet werden: „Dann gehe ich arbeiten um mir eine Haushaltshilfe zu leisten, die in der Zeit in der ich arbeite in meiner Wohnung arbeitet.“ Wenn man ein wenig zynisch veranlagt ist, kann man noch folgendes hinzufügen: „Mein Gehalt kann also gleich auf das Konto meiner Haushaltshilfe gehen.“
    Da stellt sich mir oft die Frage, warum wird Arbeit nur als Arbeit gesehen, wenn man finanziell entlohnt wird?
    Kinder arbeiten hart an sich selbst, den ganzen Tag, Eltern arbeiten hart an sich selbst, den ganzen Tag. Kindergarten, Schule, Elternschaft sollten wesentlich mehr Wertschätzung erfahren, als sie es bisher bekommen!
    Mach weiter so!
    Liebe Grüße Julia

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    • „Warum gehst Du nicht Teilzeit arbeiten?“ das ist eigentlich die völlig falsche Frage. Schließlich arbeitest Du wahrscheinlich schon deutlich mehr als Vollzeit! Nur leider wird es eben nicht bezahlt. Und was nichts kostet ist nichts wert….. Schade. Ich wünsch Dir alles Gute! Und hoffentlich können wir es mit ganz viel Mundpropaganda schaffen, dass die Arbeit in der Familie endlich mehr wertgeschätzt wird. Katharina

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