Kinderfotos im Netz: Unsere Abwägung zur Blogparade von schau-hin

Sie lächeln von Werbetafeln und aus dem facebook-Newsfeed, sie sind in Blogs zu finden und auf social-Media Profilen: Kinder. Kinder gehören zu unserem Leben und sind so auch Teil des Internets. Aber muss das so sein? Gehören Kinderfotos ins Netz und was spricht dafür oder dagegen seine Kinder öffentlich zu zeigen? Hier findest Du meine ganz persönliche Abwägung, die Teil der Blogparade „Kinderfotos im Netz“ #medienmomente von Schau-hin sein soll.

Wie das früher so war

Es war mal ein Foto von mir in der Zeitung. Da war ich acht Jahre alt und hab einen Eisschnellauf-Wettbewerb gewonnen. Was waren meine Eltern stolz. Mein Opa hat das Foto ausgeschnitten und jahrzehntelang aufgehoben. Ich war deutlich darauf zu erkennen und kein Mensch hätte sich Gedanken darüber gemacht, ob es mich in meinen Persönlichkeitsrechten einschränkt. Niemals war mir dieses Foto oder etwas, das damit in Zusammenhang steht, peinlich. Es ist ja auch nichts Peinliches. Sondern etwas Schönes. Andere interessierten sich für mich. Darauf war ich stolz. Auch meine Kinder sind stolz, wenn sie auf Fotos von sich angesprochen werden.

Der Unterschied damals und heute

Wir sind heute sensibler was unsere Kinder und mögliche Gefahren angeht. Wir wollen die Kinder stärker beschützen und sind sicher aufgeklärter. Meine Eltern damals haben kaum darüber nachgedacht, ob oder zu welchem Zweck jemand sich das Foto ausschneiden könnte, als sie morgens die Zeitung aufschlugen.

Und noch einen zweiten großen Unterschied gibt es zwischen Zeitung und Internet: Zeitungen wirft und warf man (abgesehen von meinem Opa und einer handvoll anderer) weg, wenn sie gelesen sind. Doch Fotos im Internet bleiben für immer.

Gefahr als Argument gegen die Veröffentlichung von Kinderfotos

Wie groß die Gefahr ist, lässt sich nicht abschätzen. Es gibt Millionen Kinderbilder im Internet. Die Wahrscheinlichkeit, dass Dein Kind nach der Veröffentlichung eines Fotos ins Visier von Kinderschändern gerät ist natürlich größer, als wenn Du es nicht veröffentlicht hättest. Das Sicherheitsgefühl jedes einzelnen lässt sich nicht wegdiskutieren und wir sollten es auch nicht versuchen. Trotzdem:

Warum ich das Risiko eingehen

Ja, im Internet lauern Gefahren, das stimmt. Aber ich will meine Kinder nicht mit dem Gefühl in die Welt entlassen, dass sie voller Gefahren ist und sie sich verstecken müssen. Ich schütze sie, indem ich sie stark mache. Und damit mache ich sie nicht nur stark fürs Leben im Internet, sondern auch für´s echte Leben. Das Internet und das echte Leben sind keine zwei absolut voneinander getrennten Dinge. Beides gehört zusammen. Und genauso, wie ich meine Kinder nicht nur mit Sonnenbrille herumlaufen lasse oder sie vermummt durch die Straßen schicke, genauso habe ich persönlich auch das Bedürfnis sie offen im Internet zu zeigen und nicht versteckt. Ich will nicht in einer Welt leben, in der wir uns vermummen oder verbergen. Die Welt, die ich mir wünsche ist eine offene und aufgeschlossene, in der Chancen mehr gelten als Risiken. Und deshalb ist mir der zweite Punkt auch wichtiger:

Der Schutz der Persönlichkeitsrechte

Menschen haben ein Recht am eigenen Bild. Auch Kinder haben das. Daraus könnte man schließen, dass Kinder nicht mehr auf Fotos abgebildet werden dürfen und dass sie verdeckt gezeigt werden müssten. Wir halten es anders: Wir entscheiden für unsere Kinder und in ihrem Sinne.

Meine persönliche Abwägung zu jedem Bild

 

Mehrere Fragen stelle ich mir bei jedem Foto meiner Kinder:

  • Kann ich erlauben, dass Fremde meine Kinder so sehen?
  • Würde ich mein Kind so auf dem Spielplatz zeigen?
  • Würde ich diese Geschichte einfach so einem Fremden erzählen?
  • Und ganz entscheidend: Hätte ich als Teenager gewollt, dass es solche Kinderbilder von mir öffentlich gibt?

Was ich also nicht poste

Dinge, die den Kindern peinlich sein könnten – auch später – zeige ich nicht. Keinen echten Wutanfall (Das eine Foto, das es davon auf dem Blog gibt, ist nachgestellt), kein Sitzen auf dem Klo und kein Sabbern beim Schlafen. Ich persönlich habe mich auch dafür entschieden keine Fotos vom Stillen meiner Kleinkinder zu zeigen. Ich glaube das kann einem pubertierenden Kind peinlich sein, wenn ein Bild von früher an Mamas Busen auftaucht. Aber das ist meine persönliche Grenze. Die muss jeder selbst ziehen.

Mit Gesicht? Oder ohne Gesicht?

Ich finde es spannend, dass die Gesichterfrage für viele so entscheidend ist. Als ob ein Kind geschützter wäre, nur weil man sein Gesicht nicht sieht. Es ist immer noch das gleiche Kind. Und wenn es gegen seine Persönlichkeitsrechte verstößt, dass es gezeigt wird, dann verstößt aus meiner Sicht auch das Zeigen des Hinterkopfes dagegen. Denn wenn jemand das Foto auf meinem Profil sieht, dann sieht er auch, dass es mein Kind ist. Mir persönlich erschließt sich das daher nicht. Aber das macht nichts. Es ist eben auch eine Frage des Gefühls.

Persönlichkeitsrechte der Kinder wahren: Diese Kinderfotos gehen gar nicht!

Viel verstörender als ganz normale Kindergesichter, finde ich in die Luft gereckte Kinderpopos, gespreizte Beine – auch wenn die Kinder angezogen sind – oder nackte Kinder. Auch Kinder auf der Toilette überschreiten die persönlichen Grenzen. Daran ändert auch ein verdecktes  Gesicht oder kleine Herzchen anstelle von Penis und Co nichts.

Ganz normale Kinder fallen auf der Straße nicht auf; sie gehören zum Straßenbild. Kinder mit Sternchen auf den Augen stechen heraus: analog genauso wie digital. Offenbar glauben viele Eltern, dass man ihre Kinder nicht erkennen würde, nur weil sie Sterne oder Herzchen auf die Augen fügen. Und ein nacktes Kind wird wegen eines kleinen Sternchens auch nicht angezogener. Dem 15-jährigen Paul ist das Foto von ihm als Kleinkind auf dem Töpfchen sicher peinlich, auch wenn seine Mama die Augen mit Herzchen verdeckt hat. Vielleicht gerade dann.

 

Was im Internet bleibt

Wenn unsere Kinder eines Tages erwachsen sind und ihren Freunden davon erzählt haben, dass ihre Mama eine Bloggerin ist oder war, dann können diese Freunde viele Fotos von früher leicht auf dem Blog finden. Es werden nette Bilder sein aus einer glücklichen Kindheit. Sie werden darauf stolz sein können. Und auch darauf, dass sie mitgearbeitet haben. So wie ganz früher, wo alle mit angepackt haben.

Die Bilder meiner Kinder, die ihnen nicht gefallen kann ich löschen. Natürlich kann es theoretisch sein, dass sie sich jemand vorher kopiert hat. Theoretisch wäre es möglich. Praktisch ist es aber sehr unwahrscheinlich. Das liegt auch daran, dass die Bilder meiner Kinder, die ich online zeige keinen Grund bieten sie zu speichern. Passieren können tut es natürlich trotzdem.


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Rechte der Kinder in Wort und Bild

Oft vergessen wird leider, dass die Rechte unserer Kinder nicht bei den Bildern enden. Sie beziehen sich auch auf die Texte. Und da gibt es vieles zu lesen was für die Kinder peinlich ist. Wenn ein 10-Jähriger nachts noch Windeln braucht, dann sollte man das eher beim Arzt besprechen, als auf Instagram darüber zu schreiben. Auch mit Fragen rund um die Intelligenz der Kinder halte ich persönlich mich zurück. Und da gibt es einiges mehr. Wir sollten bedenken, dass es durchaus sein kann, dass spätere Arbeitgeber nach unseren Kindern im Internet suchen. Seien wir alle also auch in diesem Punkt achtsam.

Die große Chance sozialer Medien

Schöne Kinderfotos aus unserem Alltag, unverfängliches und echtes, was es in jeder Familie gibt: fast alles was Fremde auch auf offenes Straße von meinen Kindern sehen können, finden sie auch auf meinen Profilen. Wenn meine Kinder bei etwas nicht wollen, dass andere es sehen, dann zeige ich es nicht. Natürlich: Sie können die Tragweite dessen nicht immer begreifen – da muss ich sie schützen. Aber im Großen und Ganzen hat die Generation unserer Kinder doch eine wahnsinnige Chance: Sie sind die ersten deren Eltern sich gut mit social Media auskennen und Gefahren und Chancen des Internets kennen. Ich möchte meinen Kindern diese Welt eröffnen und sie selbst Erfahrungen machen lassen: Angeleitet und altersgemäß.

Die wichtige Rolle der Mamablogger und der Drahtseilakt

Mamablogger geben anderen Müttern das Gefühl nicht allein zu sein. Gerade nach der Geburt vereinsamen viele Frauen. Im Internet wird ein neues Netzwerk erschaffen, indem sich die Frauen wiederfinden. Sie merken schnell: Alle haben die gleichen Probleme und da sind andere, die fühlen das Gleiche wie ich. Fotos vergrößern dieses Wir-Gefühl. Wir wissen dann mit wem wir es zu tun haben. Deshalb sind Fotos auf Mamablogs und den entsprechenden Profilen für mich auch wichtig.

Am Ende muss das Gefühl entscheiden: Zumindest nach einer sorgfältigen Abwägung.

Wie hältst Du es mit Kinderbildern im Netz? Ich folge unterschiedlichsten Bloggerinnen und Bloggern, die es jeweils ganz unterschiedlich halten. Ich finde jede Ansicht ist erlaubt – solange sie reflektiert ist.

 

2 Gedanken zu „Kinderfotos im Netz: Unsere Abwägung zur Blogparade von schau-hin“

  1. Vielen Dank für diesen tollen Text. Ich habe mich nun auch dafür entschieden, meine Kinder ganz zu zeigen 🙂 und dies hier zulesen bestätigt mich nochmals. Dennoch kann ich es verstehen, wenn andere Blogger es anders handhaben.

    Liebe Grüße
    Ella

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    • Absolut! Das kann ich auch verstehen. Ich finde fast jede Meinung ist erlaubt. Allerdings hab ich den Eindruck, dass viele gar nicht richtig nachdenken…. kommt mir jedenfalls so vor;-)

      Antworten

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