Wenn Dich ein Kinderchor zur Weißglut singt

Es könnte auch Helene Fischer sein, oder die Kastelruther Spatzen, das sag ich mir mantra-artig vor. Kinder mögen Volksmusik, hat mir eine frühere Radiokollegin mal gesagt. Die Melodien seien so schön eingängig. Kindlich eben. Ich habe meinen Sohn bisher erfolgreich ferngehalten. Ich wünschte ich wäre auf gleicher Weise mit dieser einen CD verfahren, die ich nun zum fünften Mal in dieser Nacht höre. Der Bub liebt Musik – und diese CD besonders. Wenn er Sorgen hat, Zahnschmerzen, schlechte Träume oder sonstwas: Musik an und die Welt sieht schon etwas besser aus. Das war schon immer so. In der Vergangenheit war es eigentlich egal welche Musik – von der Zauberflöte bis zu den Giraffenaffen – mein Sohn liebt sie alle. „Liebte“ muss ich sagen, denn seitdem er diese CD zum ersten Mal gehört hat, gibt es nichts anderes mehr.

Christliche Musik vom Kinderchor – Geschmackssache

Es ist eine blaue CD mit christlichen Liedern, gesungen von einem Kinderchor. Hat ja seine Berechtigung und ich hab auch nichts gegen christliche Lieder, aber zu viel ist einfach zu viel. Die ersten hundertmal fand ich es noch nett, aber mittlerweile geht es mir gehörig auf die Nerven. Es ist irgendwie wie in einem dieser Kinderkonzerte, bei denen man zwar klatscht; Aber doch mehr aus Solidarität und Freude daran, dass die Kinder aufgetreten sind, als vor Begeisterung. Und nun: Dauerschleife. Zum Einschlafen und wenn er nachts aufwacht: „Gott sagt uns immer wieder, dass man´s nie vergisst…“, „Die Schnecke hat ihr Haus, ihr Fellchen hat die Maus…“ Es verfolgt mich. In meinen Träumen. Ich laufe den halben Tag mit Ohrwurm durch die Gegend.

Umpolen kläglich gescheitert

Einmal abends beim ins Bett bringen tue ich so, als würde ich die CD nicht finden und lege eine andere ein. Des Baches Wiegenlied erklingt. Schuberth – Ach ist das schön. Das könnte ich wirklich jeden Abend hören. Mein Sohn stutzt, schaut mich entgeistert an und schüttelt wie wild mit dem Kopf. Schließlich fängt er an zu weinen, bis ich tatsächlich die blaue Hölle wiederfinde. Um sicherzugehen legt der Kleine die CD lieber selbst ein und macht dabei – logisch – einen Kratzer rein. Nunja. die CD geht noch, aber das letzte Lied hängt. Das bedeutet ich muss nun jeweils rechtzeitig vor Ende der CD nochmal zu ihm rein und vorsichtig ausschalten. Wenn ich den Moment verpasse schallt durchs Haus „Gott, Gott, Gott, Gott“. Vor mir dreht sich alles. Ich finde es unheimlich. Obwohl es mir innerlich wiederstrebt eine CD zu kaufen, die ich fünftausend Mal häufiger gehört habe, als es meiner Psyche gut tut, denke ich darüber nach, die CD noch einmal zu erwerben. Wenn es dem Bub gefällt. Was macht man nicht alles. Oder doch Helene Fischer? Naja, wir wollen mal nicht übertreiben.

Mittlerweile haben wir übrigens die toniebox… 

 

 

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