Sieben Situationen, in denen mich meine Kinder auf die Palme bringen – und wie ich wieder runterkomme

Neulich hab ich darüber geschrieben, dass ich, wenn meine Kinder wütend sind und mich anbrüllen, eigentlich recht gelassen bleibe. Aber nicht dass das täuscht: Ich bin nicht immer die Ruhe selbst. Es ist doch interessant, dass jeder durch etwas anderes genervt oder provoziert wird. Hier sind Dinge, mit denen meine Kinder mich dazu bringen, dass ich an die Decke gehen will:

1. Jammern

„Mir ist so kalt. Ach Mann. Wieso muss immer mir kalt sein. Brrrrrrr. Der Winter ist so doof. Und ich hab nicht mal eine Decke“. Wenn sich ein Kind wie ein Opfer in sich zurückzieht und sich selbst bemitleidet: Das ist so eine Sache, die mich verrückt macht. Mir fehlt es dann oft an Mitgefühl. Die Sechsjährige wäre nämlich durchaus in der Lage sich einfach eine Decke zu holen oder mich um eine zu bitten oder eine Kuscheleinheit einzufordern oder was auch immer. Nur dieses in sich zurückziehen und leise anfangen zu weinen oder zu jammern. Da will ich am liebsten sagen: Jetzt reiß Dich mal am Riemen. Sag was Du willst oder lass es. Mach ich nicht, weil es ja doch nichts bringt. Ich merke dennoch, wie bei so einem Verhalten echt Wut in mir hochkocht.

Aber ich bin ja hier die Erwachsene, also reiß ich mich einfach selbst am Riemen und versuche aus dem Jammertal zu begleiten. Möglichst gelassen. Einfach ist das nicht immer.

2. Trödeln

Bei mir muss es zackzack gehen. Wenn wir das Haus verlassen, dann möchte ich auch, dass sich zügig angezogen wird. Mich macht es kirre, wenn sich ein Kind so langsam bewegt. Dabei merke ich im Vergleich zu fremden Kindern oft: Meine Kinder sind gar nicht so langsam. Andere sind noch viel langsamer. Wie die aus dem Auto schleichen. Das macht mich ganz nervös. Weil es für mich einfach keinen Sinn macht.

3. Sich nicht entscheiden können

Meine Kinder hören abends zum Einschlafen Hörspiele, und dann fängt es an: Der Bub: „Ich will heute……Sam…… nein, Lassi…….., das Bärenjunge – Lassi – ja! Juhu das will ich“ – Eingangsmusik ertönt – „nein! Das ist Lassi! Nein, kein Lassi! Ich will…….ich will……..ich will…..mmmmhhhhhh…..ich will Sam – die Außerirdischen – nein…..das Käsewettrollen….mmmhmmmhmmmhm auch nicht…. mmmh. Erstmal kuscheln, Mama………mmmmmh Goldsucher – nicht. Ich will das mit Norman im Fluss“ – puh – Ich so: „keine Ahnung wie die Folge heißt (macht fünf Vorschläge)“. Der Bub: „Nein, Sam im Schnee“ – Du verstehst – so geht das manchmal eine halbe Stunde. Mich nervt das.

4. Gut Gemeintes nicht würdigen

Hört sich bisschen blöd an, aber ich würde meinen Kindern abends echt gerne Schlaflieder vorsingen. Ich kann das auch glaub ich gar nicht so schlecht. Ich hab ein schönes Repertoire – find ich. Aber sobald ich auch nur anfange, verbietet mir der Bub den Mund und hält sich die Ohren zu. Meine Tochter mag es zwar sehr, quatscht dauernd rein und erklärt mir den Text. Ich geb es bald auf, die Singerei.

5. Nicht gehorchen, wenns drauf ankommt

Ich verlange nicht oft von meinen Kindern, dass sie gehorchen. Eigentlich sogar ziemlich selten. Aber wenn es um das Eigentum anderer Menschen geht, dann ist für mich Schluss. Wenn sich der Bub also mit ganzem Gewicht an die Türklinke einer fremden Haustür hängt und hin und her schwingt zum Beispiel. Dann erkläre ich ihm erst, warum er das nicht machen soll (Kälte im Haus und abbrechende Türgriffe – meinen Autotürgriff hat er mit so einer Aktion nämlich schonmal abgerissen – ja, das geht und ist ziemlich teuer). Danach versuch ich seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten. Aber gegen einen Türgriff kann ein echtes Spielzeug halt nicht anstinken. Und schließlich spreche ich ein klares Verbot aus. Wenn das dann auch noch ignoriert wird – das nervt mich. Alles was dann noch funktioniert ist ein Ortswechsel.

6. Alles besser wissen

Mein Sohn behauptet jeden Tag er wolle keine Brotzeit für den Kindergarten. Wenn ich versuche ihm etwas einzupacken, dann wird er sauer und meint er wolle es nicht. Er hört erst auf zu wüten, wenn ich es ihm wieder aus dem Rucksack ausgepackt habe. Ich weiß aber, dass er später im Kindergarten doch Hunger haben wird. Dann müssen ihm andere was abgeben und das ist eigentlich nicht Sinn der Übung. Kann man mal ausnahmsweise machen, aber muss ja nicht. Ich schmuggel ihm also, wenn möglich, die Brotzeit doch irgendwie in die Box. Heimlich. Es wäre leichter, wenn er seiner Mama einfach mal was glauben würde.

Oder auch: Jeden Morgen: Mehr Müsli! Mehr Milch! Und dann wenn es voll ist, bleibt es stehen. Nervt mich.

7. Falsche Grammatik

„Das ist dem Theo seine Hose“ – oh Mann! Das macht mich verrückt! Ich kann nicht richtig sagen, dass es mich nervt, aber es ist doch ein innerer Drang, ständig zu verbessern. Bei fremden Kindern muss ich mich da sehr zurückhalten. Bei meinen eigenen kann ich das selten. „ich kenn nur Theos Hose“ – muss ich entgegnen. Wenn ich es zurückhalte, dann platz ich irgendwann. oder ich krieg ein Magengeschwür. Ich lass also raus, was ich zu sagen habe. Wundert es Dich, dass meine Familie mich scherzhaft „Sprechpolizei“ und wahlweise auch „Benimmpolizei“ nennt? Wir sehen es alle mit Humor.

Und was mach ich, wenn ich genervt bin?:

  • Tief atmen
  • Mein Mantra sagen: „Meine Kinder sind nicht für meine Gefühle verantwortlich – sie werden einen Grund für ihr Verhalten haben“
  • Verständnis zeigen und mich in meine Kinder hineinversetzen
  • Ich-Botschaften senden
  • Lösungsmöglichkeiten aufzeigen
  • klar und ehrlich sprechen – meine Wünsche und Erwartungen deutlich sagen, damit sich Ärger gar nicht erst anstauen kann
  • Konsequenzen ziehen indem ich die Situation ändere: Auf den Spielplatz gehen statt in Haustürnähe bleiben, Brot statt Müsli zum Frühstück machen oder einsehen, dass Singen eben einfach nicht erwünscht ist.

Noch viel mehr Strategien für „weniger genervt“ gibt es hier. 

Und was nervt Dich? In welchen Situationen musst Du Dich beherrschen oder bist Du immer die Ruhe selbst?

Situationen, die Eltern auf die Nerven gehen können und provozieren. Und wie wir dennoch ruhig bleiben.

3 Gedanken zu „Sieben Situationen, in denen mich meine Kinder auf die Palme bringen – und wie ich wieder runterkomme“

  1. Toller Beitrag! Mich bringt mein Kleiner auch manchmal auf die Palme, aber so sind Kinder eben. Wir nerven sie ja schließlich auch 🙂

    Deshalb just smile und tieeeef ein- und ausatmen 🙂

    LG Lisa

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  2. Bei Punkt 7 rollen sich mir immer die Fußnägel hoch, wenn ich jmd so falsch sprechen höre. Ich kann dann einfach nicht anders und MUSS mein Kind verbessern. (Ist in anderen Augen sicher TOTAL schädlich, aber das ist meine Gesundheit, die da leidet. 😛 )
    Ich habe Glück und mein Kind hat ein gutes Sprachgefühl und ihre „Ausrutscher“ sind inzwischen recht selten. Und inzwischen merkt sie auch oft selber, dass es falsch ist und korrigiert sich selber (spätestens, wenn ich genervt knurre 😀 )

    Und noch ein Tipp – ich gehöre nicht zu den kontrollierten Eltern, die es mit der Geburt geschafft haben, sich Schimpfwörter abzugewöhnen. Bei mir kommen sie raus und das tut manchmal auch einfach gut. (Absolutes no go ist selbstverständlich, mein Kind oder andere Menschen mit Schimpfworten anzusprechen.) Als mein Kind in das Alter kam, sie nachzusprechen, habe ich ihr beigebracht, dass das „Mamiworte“ sind, die bloß Erwachsene sagen sollen. Ich biete ihr dann Alternativen an, die kindgerecht sind. Das klappt wirklich super. Kann ich empfehlen. Und man bleibt authentisch und verbiegt sich nicht.
    Und manchmal kommen dann so tolle Momente, wie bspw. „x hat gesagt, dass das ein absoluter -Mamiwort- ist“. 😀 Wir wissen beide, worum es geht ohne dass sie es aussprechen muss.

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