Unwort des Jahres – diese Wörter rund um die Familie will ich eigentlich nicht benutzen

Es gibt Wörter, die benutzen wir bedenkenlos im täglichen Wortschatz. Aber eigentlich sind sie völlig unpassend. Es sind echte Un-Wörter. Besonders wenn wir genauer hinhören. Diese Unwort-Liste betrifft unser Leben als Familie:

Fremdbetreuung

Wird ein Kind außerhalb der eigenen Familie betreut, so spricht man von „Fremdbetreuung“. Das Wort spiegelt die Wahrheit aber in keinster Weise wider. Denn die Betreuung in Kindergarten, Krippe oder bei der Tagesmutter wird keinesfalls von „Fremden“ durchgeführt. Wie könnten wir es also nennen? „Außerfamiliäre Betreuung“? – „Tagesbetreuung“? Einfach nur „Betreuung“? Hast Du einen Vorschlag?

Krippe

Eine Krippe bezeichnet eine Kindertageseinrichtung für kleine Kinder bis drei Jahren. Außerdem bezeichnet das Wort „Krippe“ ein ziemlich kleines Gestell in das man Babys zum Schlafen legt. So wie damals den kleinen Jesus in die Futterkrippe. Was ist denn das für ein komischer Name für all die Vielfalt, die in Einrichtungen für die ganz Kleinen geboten wird? Und: Finden wir nicht ein Wort, das – von Kleinkindern ausgesprochen – nicht klingt wie „Kippe“ . „Kita“ find ich eigentlich schön, aber das bezeichnet natürlich alle Kindertageseinrichtungen von 0 bis 10 Jahren. Also wie soll es heißen?  „Kindergruppe“? Die Kinder könnten dann einfach „Gruppe“ sagen. Was meinst Du?

Tagesmutter

Ich bin die Mutter meiner Kinder, niemand sonst. Ich bin das 24 Stunden am Tag. Egal ob ich da bin oder nicht, ob ich arbeite oder wir spielen. Ich bleibe die einzige Mutter. Und daher finde ich den Ausdruck „Tagesmutter“ einfach doof. Er gibt mir das Gefühl ich würde Verantwortung abgeben. Niemand anderes soll irgendeine Form von Mutter für meine Kinder sein. Wir haben daher solange meine Tochter zur Tagesmutter ging, einfach immer „Renate“ gesagt. So heißt die Tagesmutter nämlich. Und wenn ich ein neues Wort für alle Tagesmütter erfinden müsste, dann wäre es vielleicht „Kinderfrau“. Das Wort gab es früher schon mal und eigentlich finde ich es schön. Oder was meinst Du?

Erziehung

Das Wort „erziehen“ find ich doof. Weil es nun mal „ziehen“ in sich trägt und das klingt sehr negativ. Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht. Das englische Wort „educate“ – hat mehr etwas von „Bildung“ statt vom „ziehen“. Das mag ich lieber. Aber wie könnten wir es im Deutschen nennen? „Begleitung“ vielleicht? „elterliche Sorge“? Vermutlich ist das Wort „Erziehung“ dadurch, dass es schon so lange exisitiert und in verschiedenen Phasen der Menschheitsgeschichte so viele unterschiedliche Auswüchse hatte, einfach nicht mehr zu ändern. Das Folgende aber schon. Es ist ein Wort, das ich vermeide, weil ich es höchst unpassend finde:

Erzieher/Erzieherin – das Unwortigste aller Unwörter

Das was wir als „Erziehung“ bezeichnen ist etwas, das die Eltern übernehmen (sollten). Oder das ganze Dorf. Lehrer später in der Schule beschweren sich darüber, dass Eltern die Erziehungsleistung nicht mehr übernehmen, sondern an die Lehrer deligieren. Das steht genau dem entgegen, was allein wegen des Wortes im Kindergarten gemacht wird: Erzieher erziehen. Könnte man meinen. Das ist aber eigentlich nicht ihre Aufgabe. Erzieher sind genau wie alle anderen Menschen mit denen meine Kinder zu tun haben, an der Erziehung beteiligt. Sie kennen sich gut aus und ich frage die Erzieherinnen im Kindergarten (bei uns sind das durchgängig Frauen) gerne nach ihrer Meinung. Sie haben Erfahrung und viel Fachwissen. Ich will hören was sie sagen und meinen. Aber die Erziehung abgeben, will ich daher noch lange nicht.

Warum bin ich „Erziehungsberechtigt“ und ein anderer der „Erzieher“? ist doch komisch. Warum bennen wir eine einzelne Person außerhalb der Familie mit einem Wort, das eigentlich allein in eine Familie gehört? Erziehen die Eltern? Oder erzieht das ganze Dorf? Beides kann man so vertreten. Dass jedoch eine Person außerhalb der Familie exklusiv so benannt wird, finde ich befremdlich.

Erzieherin: Der Ausdruck ist recht neu. Früher sagten wir „Tante“ oder eben „Kindergärtnerin“. Diese Bezeichnungen finde ich auch nicht richtig, weil es die Qualifikation der Erzieherin nicht richtig würdigt. Ich weiß es klingt sperrig, aber warum benennen wir sie nicht einfach mit dem, was sie sind: „Pädagogische Fachkräfte“. Auch „Betreuer“ finde ich angemessen. Im kindlichen Alltag wird ohnehin nur der Vorname benutzt….

Weißt Du noch mehr Un-Wörter?

Gibt es noch mehr Bezeichnungen innerhalb des Kosmos von Familie und Kindern und Betreuung, die Dir sauer aufstoßen? Dann gerne her damit!

Diese Wörter rund um Erziehung und Familie sollten eigentlich ersetzt werden. Welches ist Dein UN-Wort? #sprache #unwort #unwort2018 #kindergarten

3 Gedanken zu „Unwort des Jahres – diese Wörter rund um die Familie will ich eigentlich nicht benutzen“

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