Es war im letzten Sommerurlaub. Ich saß mit meinen wunderbaren Kindern im Zimmer auf Borkum. Meine große Tochter hatte seit Tagen an allen Ansichtskartenständern der Insel anhalten und -bitte Mama nur noch diese eine Karte! – mitnehmen müssen. So ist in vier Wochen ein beträchtlicher Stapel an Ansichtskarten zusammengekommen. Seehunde auf der Sandbank (die wir in Wahrheit nur als winzige Punkte am Horizont gesehen haben), galoppierende Pferde vor rosa-pink glitzernder Barbiekulisse, Leuchttürme, knackige Popos am Strand („hihihihi – schau mal Mama, die sind nackig!“), die obligatorische schwarze Karte mit „Borkum bei Nacht“ von der ich dachte, sie wäre bereits in den 90er Jahren ausverkauft gewesen und ach ja: Noch mehr Leuchttürme. Eine Karte schöner als die andere -zumindest in den Augen meiner liebreizenden Tochter.
Zu schön zum Verschicken
Im Laden hatte das Kind noch jeweils deutlich verkündet, für wen welche Karte bestimmt sei. Später im Zimmer hat sich das Blatt doch täglich gewendet. Dann nämlich konnte sie sich von kaum einer Karte trennen, sondern wollte sie sämtlichst als Andenken behalten. Zumindest die doppelten haben wir dann doch losgeschickt. Ein richtiger Text musste nicht mehr drauf. Moderne Technik und Smartphones sei Dank habe ich Freunde und Verwandte ohnehin großzügig an unserem täglichen Leben auf Borkum teilhaben lassen.
Die Postkarten haben also Raum geboten für allerlei kindliche Kunst. Mit viel Liebe zum Detail hat meine Tochter die Karten „geschrieben“. Sie malte etwas, das sie als Seehund bezeichnete, einen Leuchtturm (zumindest auf die Karten auf denen kein Leuchtturm auf der Vorderseite war) und vieles mehr mit viel Liebe zum Detail. Und wieder war es ein kleiner Kampf, dass sie auch wirklich losgeschickt werden sollen. Schließlich hat sie sich überzeugen lassen. Ich musste nur die Adresse drauf schreiben.
Und da ist es passiert:
Beim Brief an die Patentante meiner Tochter habe ich zwar den Namen und die Firma der Schwiegereltern vermerkt, auf deren Hof sie wohnt – mehr aber nicht. So sah das Ganze aus:
Man mag auf die deutsche Post schimpfen wie man mag, in diesem Fall kann ich sie nur loben! Ich vermute ja, das niedliche Herzmotiv hat irgendein Postbeamtenherz erweicht. Jedenfalls hat sich jemand an den PC gesetzt, die Adresse recherchiert und die Karte korrekt zugestellt.
Ich will gar nicht wissen, ob es bei der Post vielleicht eine Art „Deppenprämie“ gibt nach der die Mitarbeiter einen Bonus für jede herausgefundene Adresse bekommen für Deppen wie mich, die einfach keinen Adressaten hinterlassen. Ich weiß auch nicht, ob es vielleicht ein Zufall war und die Postkarte von einem Praktikanten bearbeitet worden ist, der sonst nichts besseres zu tun hatte. Keine Ahnung, ob sowas dauernd vorkommt und die Post eine eigene „Vergesserabteilung“ hat. Aber weißt Du was? Ich will es auch gar nicht wissen. Ich stell mir vor, dass ein Postbeamter oder eine Postbeamtin die Karte gesehen hat, an seine oder ihre kleine Tochter dachte, die die Postkarte auch geschrieben haben könnte und aus lauter Freundlichkeit gegoogelt hat. Denn diese Vorstellung finde ich einfach wunderschön.
Auch Kinder lieben Geschichten. Wie man zum Beispiel hieraus ablesen kann!
Und weißt Du was wir dieses Jahr gemacht haben, um so ein Gefühlschaos zu vermeiden? Wir haben die tolle Postando-App benutzt. Unseren ausführlichen Test findest Du hier.