Fünf Gründe warum Du Dich über jeden Wutanfall freuen solltest und unser Umgang

„Ich will aber!……….Du bist die gemeinste Mama der Welt! …….ich zieh aus!…………“ Ach ja – wenn die Bombe explodiert, dann brauchen wir Eltern starke Nerven. „Trotzphase“ – nennen es viele – aber so eine richtige Phase kann ich da gar nicht ausmachen. Mal sind die Ausbrüche stärker, mal schwächer. Ich finde das Wort „Trotz“ beschreibt nicht den Grund, warum meine Kinder ausflippen. Tatsächlich ist es eher Wut. Dazu ist immer das Gefühl nicht verstanden zu werden oder etwas nicht zu schaffen besonders wichtig. Auch wenn sie sich benachteiligt fühlen werden Kinder wütend. Meine Kinder sind schon in jedem Alter ausgeflippt und aus den verschiedensten Gründen. Deine vielleicht auch? Dann sei froh;-D Denn jeder Wutanfall hat auch viele positive Facetten:

1. Wutanfälle gehören zur gesunden Entwicklung dazu

Wir Eltern lieben es doch, wenn unsere Kinder etwas dazulernen. Laufen, sprechen, schreiben – das sind alles Stationen, die wir äußerlich wichtig finden. Doch was ist mit der emotionalen Entwicklung? Mit der Fähigkeit mit Traurigkeit oder Wut umzugehen? Die emotionale Entwicklung unserer Kinder kann man nicht in Tabellen abmessen, aber aufs Leben gerechnet ist sie so immens wichtig. Sichtbar wird diese Entwicklung zum Beispiel in Wutanfällen. Kinder lernen verschiedene Emotionen kennen und nehmen sie immer bewusster wahr. Kinder zeigen, dass sie mit etwas nicht einverstanden sind, dass sie sich ungerecht behandelt fühlen oder unverstanden. Wutanfälle, Ausraster und ähnliches sind ihre noch völlig reine Art ihren Gefühlen Luft zu machen. Genauso wie herzhaftes Lachen gehört auch Weinen oder Schreien eben dazu. Erfreuen wir uns also daran, dass unsere Kleinen gerade etwas dazulernen. Begleiten wir sie dabei – geben wir ihnen Worte. Man muss es nur von der richtigen Seite betrachten.

2. Der Wutanfall zeigt: Ich vertrau Dir

Wutanfälle geschehen in der Regel dort, wo sich das Kind besonders geschützt fühlt: Bei Menschen denen das Kind vertraut und vor denen es keine Angst hat. Daher sieh doch den Anfall als Vertrauensbeweis! Du bist der Ort an dem sich das Kind fallen lassen kann.

3. Probleme werden sichtbar – das reinigende Gewitter

Das Leben ist nicht Friede, Freude, Eierkuchen. In jeder Beziehung gibt es Konflikte. Jeder Konflikt kann aufschlussreich sein. Daher versuche ich in der Wut besonders genau hinzuhören. Manchmal erfährt man Dinge, die sich später zu diskutieren lohnen. Über die Stränge schlagen, sich wieder beruhigen und sich aktiv vertragen. Das zu üben ist so wichtig und so ein Wutanfall einfach perfekt.

4. Unsere Kinder sind eigenständige Menschen

Kinder sind eigenständige Menschen und wollen von ihren Eltern unabhängig werden. Sie wollen sich abnabeln, wegkrabbeln, die Welt entdecken und immer wieder „selber machen“. Gleichzeitig wollen sie die Rückversicherung, dass die Familie ihr sicherer Hafen ist. Kinder haben ihren eigenen Kopf. Sie sind nicht die Sprachrohre ihrer Eltern. Mit der Wut schreien sie dieses Bedürfnis nach Autonomie nach draußen.

5. Die Wut der anderen

Logisch ist es trotz der vielen guten Aspekte, die so ein Wutanfall hat, in dem jeweiligen Moment unangenehm. Beim Essen, im Supermarkt, beim Einsteigen ins Auto. Mich nervt das. Schön ist so ein Anfall eigentlich nur, wenn es mal jemand anderen trifft. Vielleicht ist der Wutanfall ja deshalb erfunden worden: Weil andere Eltern dann aufatmen können und sagen: Zum Glück ist das nicht nur bei uns so;-)

Wie wir mit Wutanfällen umgehen

Die Wut überkommt meine Kinder manchmal wie eine Welle. Wenn sie kleiner sind, können sie ihre Gefühle noch nicht richtig artikulieren und wenn sie größer sind, dann flippen sie trotzdem noch aus, weil einfach alles grade zu viel ist.

Erste Wutanfälle

Ich dachte eigentlich bevor ich Kinder hatte, dass sie irgendwie rational erreichbar wären. Aber in diesen Wutanfällen, helfen Argumente leider kein bisschen. Wir Eltern brauchen dagegen ein dickes Fell. „Ich such mir eine neue Familie!“ oder „Das tut mir so schrecklich weh!“ (Obwohl tatsächlich gar nichts wehtun kann) werden gebrüllt, Einfach weil die Kinder noch keine besseren Strategien gefunden haben.

Wutanfälle sind normal, aber an die Nieren und auf die Nerven gehen solche sinnlosen Aktionen trotzdem. Und es heißt doch immer: Wir können an den Kindern soviel rumerziehen wie wir wollen, am Ende werden sie doch wie wir selbst. In solchen Momenten verzweifle ich an diesem Satz, denn sicher: Ich hab mich schon mal im Ton vergriffen, aber so rumgeschrien hab ich sicher noch nie. Geschweige denn all die anderen Dinge.

Ich versuche Verständnis zu haben. Die Kinder machen es ja nicht absichtlich oder um irgendetwas zu erreichen. Es ist einfach alles zu viel in dem Moment. Legendär der Satz meiner Tochter als sie so ungefähr 3 Jahre alt war und ich gerade während sie rollend und brüllend am Boden lag, beruhigen wollte:. Mit voller Kraft schrie sie: „Mama, lass mich doch mal in Ruhe. Ich muss mich erst fertig aufregen!“ Das nehme ich seither ernst und kann es nur allen anderen wutgeplagten Eltern empfehlen: Manchmal muss der Ärger einfach raus. Kinder sind noch nicht in der Lage, sich selbst ausreichend zu regulieren. Da heißt es: Geduld haben und abwarten. Aber natürlich auch abrufbereit sein. Denn früher oder später werden wir natürlich gebraucht.

Unsere Taktik um den Trotzanfall zu überwinden

Der Wut ein Gesicht geben: Wir haben eine gute Taktik entwickelt, damit die Kinder es schaffen sich zu beruhigen: Der Wut einen Namen und ein Gesicht geben. Ich sage: Ich sehe wie wütend Du gerade bist. Wie groß ist denn Deine Wut? Und dann zeigen die Kinder mit den ausgestreckten Armen wie groß ihre Wut gerade ist. Ich sage, dass ich sie verstehe und dass ich es kenne, wenn man richtig sauer ist. Und ich frage sie, ob es etwas gibt, was ihnen helfen würde. Vielleicht kräftig aufstampfen? Oder eine Umarmung? Nach einer Weile frage ich wieder wie groß die Wut jetzt ist und die Kinder zeigen mit den Händen wie sie es empfinden. Und dann freuen sie sich, dass die Wut schon weniger ist. Sie merken also, dass sie selbst etwas tun können, um die Wut zu verkleinern.

Wut gehört zum Größerwerden eben auch dazu. Sie als etwas wertvolles anzunehmen und unsere Kinder beim guten Umgang damit zu begleiten ist unsere Chance gemeinsam zu wachsen.

Wie Du weniger genervt sein kannst – meine Strategien für ein entspannteres Familienleben gibt es hier.

Viele weitere Tipps und auch sinnvolle Erklärungen, die einem die Notwendigkeit der Trotzanfälle näherbringen findest Du zum Beispiel beim gewünschtesten Wunschkind. 

Der erste Wutanfall meiner Tochter

An das erste Mal kann ich mich noch erinnern als wäre es gestern gewesen. Ich war mit meiner Tochter im Supermarkt. Sie hatte gerade ihren ersten Schritte gemacht. Weil sie so stolz war auf ihre neu gewonnene Lauf-Fähigkeit, wollte sie unbedingt den Wagen schieben. An Sitzen war nicht zu denken. Also stapften wir recht langsam durch den Laden. Der kleine Wurm am Boden half eifrig mit beim Schieben.

Und dann waren wir draußen auf dem Parkplatz. Und das Kind schob und schob – weiterhin recht langsam – über den Parkplatz auf dem naturgemäß Autos unterwegs waren. Ich wage es also den Wagen zu berühren um uns aus der Gefahrenzone zu bringen und: Der Sturm bricht über mich herein. Der erste echte Wutanfall meiner Tochter dauerte 45 Minuten. Erst saßen wir am Rande des Parkplatzes. Also ich saß, das Kind lag und brüllte. Kommentare von: „Armes Ding!“ bis hin zu „uns hätte man damals den Hintern versohlt, wenn wir uns so aufgeführt hätten!“ inklusive. Weil ich keine Lust mehr hatte, mich auszutauschen, habe ich das plärrende Kind ins Auto getragen und gewartet. Und gewartet und gewartet. Wir sind so lange dort stehen geblieben, bis alle schwarzen Wolken vorüber gezogen waren.

Wutanfälle diesen Ausmaßes sollte es noch mehr geben

Mittlerweile hat meine Tochter ihre Gefühle etwas mehr unter Kontrolle, aber die Ursachen für so einen Wutanfall sind immer noch ähnlich lachhaft (aus Sicht der Erwachsenen). Für die Kleinen selbst ist das eine ernste Sache, und in der Situation lacht man natürlich auch nicht. Aber in der Rückschau ist manches schon witzig. Zum Beispiel wenn eines dieser Dinge passiert:

25 verdammt gute Gründe für einen Wutanfall

  1. Die Socken sind zerknittert
  2. Der Playmobilsattel passt nicht gleich aufs Playmobilpferd
  3. Der Reißverschluss an der Jacke hat sich verhakt
  4. Der Playmobilsattel ist zu klein um darauf zu sitzen
  5. Das Pferd im Reitstall heißt nicht Kyra
  6. Mama sagt, das was das Kind da redet, sei kein Englisch
  7. Mama sagt, ihr Lieblingstier sei ein Zebra
  8. Ihre Freundin erzählt, dass sie in den Urlaub fährt
  9. Wir gehen zum Kinderturnen
  10. Wir gehen nicht zum Kinderturnen
  11. Ihre Freundin versucht zu trösten, als mein Kind sich verletzt hat (Begründung für den Wutanfall: „Die meint wohl ich bin zu blöd mich selber zu trösten!“)
  12. Jemand hat das Spielzeug berührt – insbesondere wenn der jemand ein Bruder und das Spielzeug der Reiterhof ist – böses Foul!
  13. Kind soll baden
  14. Kind soll raus aus der Wanne
  15. Mama hat einen neuen Teppich gekauft
  16. Die Nudeln haben die Soße berührt
  17. Das liebevoll in Form eines Pferdes drapierte Essen sieht aus wie eine Kuh
  18. Mama hat die Kuh aus Äpfeln gegessen, weil sie ja verschmäht worden war.
  19. Mama hat den Zopf falsch geflochten
  20. Mamas Hexsprüche funktionieren nicht
  21. Der Butterkuchen sieht aus wie ein Butterkuchen und nicht wie ein Butterkuchen
  22. Es ist Winter.
  23. Der Winter wird bald vorbei sein
  24. Ein Reh kommt als Haustier nicht in Frage
  25. Mama kann nicht abschließend erklären, wie Windräder Strom erzeugen.

Wenn ich richtig gerechnet habe, sind das dann jetzt schon 125 gute Gründe für einen Wutanfall

Denn viele Blogger haben mitgesammelt: Danke an Susanne vom Wolke-Blog für diese wunderbare Idee einer Blogparade: Jeder der mitmacht listet 25 gute Gründe für einen Wutanfall auf. Wenn Du Lust hast, klick Dich doch mal durch bei Susanne oder diesen hier:

Simplylovelychaos

Lalukoleli

Krümel und Chaos

da sind ein paar echte Perlen dabei. Was hat bei Euch schon zum Wutanfall geführt?

Wutanfälle bei Kindern - das hört sich erstmal wenig erfreulich an. Aufs Leben gesehen sind Wutanfälle aber wirklich sinnvoll. Hier sind fünf gute Gründe für kindliche Trotzanfälle

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