Zuckerfrei mit Kindern – ein Zwischenstand ohne Zucker

Die ersten Tage in unserem Projekt zuckerfrei mit Kindern waren schwer – und dann wurde es noch ein bisschen schwerer. Vor allem aber für mich. Für Florentine war es stellenweise eine kleine Herausforderung und für den Kleinsten ist die Umstellung auf zuckerfrei nur gut und viel einfacher als gedacht. Aber der Reihe nach

Hier nochmal unsere Regeln:

Wir essen keinen Zucker oder Zuckerersatzprodukte wie Süßstoff, Sirup, Dicksäfte.

Ausnahme ist Zucker, der natürlicherweise in Obst, Getreide und so weiter vorkommt.

Und wie ist es uns mit zuckerfrei ergangen?

In den ersten Tagen hatte ich ganz schöne Entzugserscheinungen. Schokolade gehörte für mich nach jeder Hauptmahlzeit irgendwie dazu. Ohne Zucker habe ich in den ersten Tagen weder Kaffee noch Tee trinken wollen. Ein Stück Kuchen Nachmittags und Honig-Poppies zum Frühstück. Erst als ich auf Zucker verzichtet habe, wurde mir bewusst, wie abhängig ich eigentlich bin. Und nicht nur von Süßigkeiten. Den ganzen Tag über bei fast jeder Mahlzeit nehmen wir Zucker auf.

Die Kinder hatten zwar auch viel Süßes gegessen – Waffeln, Fruchtschnitten, Brötchen und so weiter. Aber für sie war die körperliche Entwöhnung völlig unproblematisch. Vor allem für den Kleinen. Der ist ohne Murren auf Maiswaffeln und später sogar auf Roggenbrot umgestiegen. Was er auch sehr liebt sind diese kleinen Tomatenrädchen von den Frechen Freunden.* Hirsekringel sind auch ganz hoch im Kurs. Auch wenn ihm diese Dinge schmecken, isst er davon niemals soviel, wie er Kekse und Frühstücksflocken gegessen hätte. Und damit bin ich meinem Ziel, dass nur noch zu den Hauptmahlzeiten gegessen wird, ein entscheidendes Stück näher.

Für die Fünfjährige war die Umstellung vor allem vom Kopf her schwer: Wenn man auf dem Spielplatz eben nicht wie die anderen einen Muffin essen darf oder beim Einkaufen vor dem Joghurtregal steht und keines der bunten Bildchen, sondern nur das langweilige blaue Naturjoghurt in Frage kommt, dann ist das wirklich deprimierend für so ein Kind. Trotzdem: Sie hält (fast immer) durch. Ihrem starken Willen und großen Dickkopf sei Dank.

Das leidige Einkaufen

Das muss ich sagen nervt mich schon ein bisschen: Einkaufen. Bei jedem zweiten Produkt muss ich nochmal nachlesen, ob es nun wirklich keinen Zucker oder Zuckerersatzstoffe enthält. Und dann steht ja nicht immer fett „Zucker“ drauf, sondern „Glukose-Fruktose-Sirup“, „Maltodexdrin“, „Traubenzucker“, „Dicksaft“ oder was auch immer. Auf solche Zusatzstoffe verzichten wir. Und das ist manchmal ganz schön was zum Lesen….Im Toastbrot ist Zucker drin, in der Wurst, im Schinken und sogar in meinem Lieblingsgewürz. Es ist zum Mäuse melken.

Übrigens ein Hinweis zum Inhaltsstoffe lesen: Hinter dem Wort „Zutaten“ auf der Verpackung steht quasi das Rezept. Das was alles zusammengerührt und geschüttet wurde. In dem Kasten mit der Überschrift „Nährwertangaben“ steht dagegen, welche Nährstoffe das Produkt enthält. Ein Punkt davon ist: Zucker. Das ist der Zucker, der in den Lebensmitteln, die zusammengerührt wurden, naturgemäß vorkommt. Bei Obst würde an dieser Stelle durchschnittlich wohl um die 1o gr pro 100 ml stehen. Diese Zahlen kann man nicht kategorisch eingruppieren, sondern muss es immer im Kontext sehen. Für mich sind die Inhaltsstoffe in der Zutatenliste an erster Stelle.

Kleine Alternativen zum Zucker helfen beim Durchhalten

Zuckerfrei sollte für die Kinder möglichst wenig Verzicht sein. Daher habe ich viele Alternativen geschaffen. Was sollen wir ohne Honig, Marmelade und Nusscreme morgens aufs Brot schmieren? (Aufs Sauerteigbrot selbstverständlich, denn die meisten anderen Brote enthalten natürlich Zucker) Nur Butter? Naja, nicht so toll. Deshalb habe ich Marmelade selbst gemacht – alle zwei Tage neu, denn ohne Zucker hält sie nicht lange – logisch. Ein paar echt leckere Rezepte zum Marmelade selber kochen ohne Zucker findest Du zum Beispiel bei my daily green . Und was die Kinder auch sehr lieben und was ich aus meiner Kindheit noch kenne: Eine Banane auf einem Butterbrot zerdrücken. Das geht total einfach und braucht keinerlei Vorbereitung. Es ist damit sehr Kinderleute-geeignet.

Unsere Lieblingsrezepte stell ich Euch am Ende noch vor. Ich tüftel noch an ein paar Sachen und will Eure Zeit nicht mit Halbfertigem stehlen. Aber einen meiner Favoriten verrat ich schonmal: Es gibt regelmäßig leckere ungesüßte Müslimuffins. Auch Schokoladenpudding kann man ganz einfach zuckerfrei halten und natürlich Eiscreme. Wies geht schreib ich nächste Woche in Ruhe auf.

Haben wir auch geschummelt?

Ja, ich geb´s zu, ein bisschen schon. Um den Zuckerentzug zu überstehen habe ich mir getrocknete Aprikosen gekauft. Die sind natürlich an sich nicht ideal, weil Wasser entzogen ist und sie damit süßer schmecken, aber es bleibt ja Obst und naja. Es musste sein. Und dann noch als wir Pizza bestellt haben, natürlich hätten wir die nicht essen dürfen. Schinken obendrauf und Zucker im Teig. Aber wir wollen mal nicht päbstlicher sein als der Papst. Und bei meiner Tochter habe ich sogar häufiger geschummelt. Wir haben uns darauf geeinigt: Einmal pro Woche darf sie eine Sache mit Zucker essen. In der letzten Woche hat sie sich für Nachtisch im Kindergarten entschieden. In dieser Woche für ein Stück Kuchen im Kindercafe. Dort treffen wir uns einmal pro Woche mit Freunden.

Und unter der Woche war ich mit ihr in der Stadt. Es war ein wunderschöner Mama-Mädchentag mit Schuhe kaufen und sitzen im Cafe. Leider habe ich nichts gefunden – wirklich nichts – was wir unterwegs zuckerfrei hätten essen können. Also musste eine Notlüge her. Ich habe ihr gesagt, dass Käsekuchen ohne Zucker sei. Ich fühlte mich kurz schlecht wegen der Lüge, aber ehrlich gesagt: Damit kann ich leben. Zuckerfrei soll ja eine positive Erfahrung sein und uns nicht den Tag ruinieren.

Bis zum nächsten Wochenende macht Florentine noch mit. Sie darf selbst bestimmen. Danach sehen wir weiter. Bisher hat es uns allen total gut getan. Wir essen viel mit Früchten und die Kinder lassen sich öfter auf was Neues ein. Ein richtiges Fazit gibt es in zwei Wochen. 🙂

Warum wir die Aktion überhaupt machen? Das kannst Du hier nochmal nachlesen

 

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5 Gedanken zu „Zuckerfrei mit Kindern – ein Zwischenstand ohne Zucker“

  1. Hallo,
    Meine Polster, die der Zucker so über die Jahre an mir hinterlassen hat, ärgern mich doch jetzt sehr. Meine zwei Knirpse – fast 7 und 2 – sind von Natur aus schon sehr lebhaft, was der Zuckerkonsum natürlich nicht zwingend besser macht… vom ’netten‘ Onkel gab’s jetzt zu Fasching eine Spezi für den Großen – ohne dass ich es wusste. So aufgedreht, hätte ich ihn (mitsamt dem Onkel…) gern in einer eiskalten Pfütze abgekühlt… Jetzt weiß ich – der Aschermittwoch ist meine Chance! Ich hab heut früh mit ihm besprochen, dass wir das versuchen. Ich bin gespannt! Dein Blog hat mich sehr bestätigt und bin sehr gespannt, was uns die nächste Tage, hoffentlich Wochen und Monate bringen!

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  2. Hallo,
    ich finde dein Projekt super interessant und habe gerade voll Lust das auch mit meiner Familie auszuprobieren. Mein Kleinster (4 Jahre) war gerade krank. Jetzt nachdem er wieder gesund ist verlangte er als erstes nach einem Frühstücksei.
    Ansonsten isst er meist Marmelade oder Schoko Müsli. Er trinkt auch gerade am liebsten Wasser – ansonsten lieber Saft oder Schorle…
    Ich habe das Gefühl sein Körper sagt ihm gerade was gut für ihn ist. Ich denke wenn er seine Geschwister mit Süßem sieht ist er auch schnell wieder im Fahrwasser. Aus diesem Grund möchte ich den Zuckerverzicht für uns alle gerne einmal wagen…

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    • Toll! Ja, es ist ein schmaler Grat. Die Kinder müssen natürlich auch in gewisser Weise „mitmachen“. Wichtig war bei uns, dass tatsächlich auch nichts Süßes im Haus war. Sonst ließ sich das einfach nicht rechtfertigen…. viel Glück!

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  3. Das mit dem Zucker in allen Produkten und auf allen Festen ist tatsächlich eine Katastrophe! Die Frage ist wie kann man bei einem 10-jährigen der sich auch selbst Süßigkeiten oder Chips und dergleichen kaufen kann zuckerfrei durchsetzen?

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