Bettnässen – Kinder beim Trocken werden begleiten

In wenigen Bereichen sind Kinder so unterschiedlich schnell in der Entwicklung wie beim nächtlichen Pinkeln. Bettnässen ist ein Thema, das viele Eltern bewegt. Die meisten denken dann sofort an psychische Probleme. Dabei werden viele Kinder viel später trocken, als die meisten von uns vermuten. Die Gründe sind vielfältig. In diesem Artikel reden wir über Ursachen und Strategien rund ums nasse Bett.

Sauberkeitserziehung und Töpfchentraining

Die gute Nachricht: Irgendwann können sie alle ordentlich aufs Klo gehen und nachts selbständig aufwachen, wenn sie müssen. Und zwar ganz ohne Training.

Dafür braucht es auch eine körperliche Entwicklung, die kaum beeinflussbar ist: Zwischen anderthalb Jahren und dem zweiten Geburtstag sind die Nervenbahnen zwischen Gehirn und Blase soweit ausgereift, dass die meisten Kinder spüren, dass sie pinkeln müssen. Nach und nach kann das Kind den Schließmuskel dann immer besser kontrollieren. Bis zum 6. Geburtstag kann es dauern, bis Kinder zuverlässig tagsüber zur Toilette gehen. Die meisten Kinder werden mit 3 oder 4 Jahren tagsüber trocken. Bis Kinder auch unfallfrei über die Nacht kommen, dauert es bei manchen gar nicht lange. Die meisten Kinder brauchen mehrere Monaten oder Jahre in denen die Matratze immer wieder nass. Das ist zwar ärgerlich und nervig, aber eben auch normal.

Bettnässen

Wenn Kinder nachts ohne aufzuwachen und damit auch ohne es kontrollieren zu können ins Bett pinkeln, nennt man das Bettnässen. Bevor sie sechs Jahre alt sind,  ist das völlig normal. Wenn sie danach immer noch ins Bett pinkeln, sollte zuerst gecheckt werden, ob es vielleicht eine akute Krankheit gibt, zum Beispiel einen Harnwegsinfekt oder Verstopfung. Egal wie: Es gibt es keinen Grund sich übermäßig zu sorgen. Beim Arzt kann abgeklärt werden, ob es organische Ursachen gibt. Ansonsten heißt es: abwarten. Jedes 10. siebenjährige Kind pinkelt noch regelmäßig ins Bett. Mit 10 Jahren sind immer noch 5 Prozent der Kinder Bettnässer. Jungs sind von Enuresis nocturna (so der lateinische Fachausdruck für das Bettnässen) doppelt so häufig betroffen wie Mädchen.

Dabei können zwei Formen des Bettnässens unterschieden werden: Wenn das Kind noch nie länger als 6 Monate nachts trocken war, spricht man von primärer Enuresis. Manche Kinder werden trocken, Eltern und Kind denken es ist geschafft und dann verliert das Kind doch wieder die Kontrolle über den nächtlichen Harndrang. Das nennt man sekundäre Enuresis.

Ursache des Bettnässens

Folgende körperlichen Ursachen können zum Bettnässen bei Kindern führen:

  • Entwicklung der Blase: Vielleicht ist die Blase des Kindes zu klein und hat einfach zu wenig Fassungsvermögen um über die Nacht zu kommen, vielleicht ist sie auch weniger dehnbar, al bei anderen Kindern. Oder aber sie ist überdehnt. Dann kann das Kind nämlich nicht mehr richtig spüren, wenn die Blase voll ist. Wenn ein Kind tagsüber zu selten aufs Klo geht und zu lange einhält, kann das die Folge sein. Richtwert ist: Sieben Mal am Tag sollten Kindern pinkeln gehen. Wenn es deutlich weniger ist, kann es helfen, das Kind regelmäßig zur Toilette zu schicken.  
  • Harnwegsinfektion: Bei einer Blasenentzündung ist es relativ normal, dass durch vermehrten Harndrang und Schmerzen beim Pinkeln alles durcheinandergerät. Da kann nachts auch mal wieder was daneben gehen – auch wenn das Kind eigentlich schon trocken war.
  • Verstopfung: Verstopfung kann ganz schön auf die Blase drücken. Bettnässen ist eine mögliche Folge.
  • Hormonelle Entwicklung: In der Nacht schüttet unser Körper ADH aus – das antidiuretische Hormon. Das bewirkt, dass die Nieren nachts weniger Urin produzieren. Wenn sich bei einem Kind die Hirnanhangdrüse noch nicht fertig entwickelt hat,, kann das dazu führen, dass der Körper noch nicht genug ADH bildet.
  • Tiefer Schlaf: Wenn die Blase voll ist, wachen wir normalerweise auf. Wenn das Kind extrem tief schläft, kann es sein, dass der Reiz, der uns normalerweise zum Aufwachen bringt, nicht stark genug ist, um das Kind aufzuwecken.
  • Genetische Faktoren: Wie bei vielen Dingen: Veranlagung spielt eine Rolle. Bettnässen betrifft häufig Kinder von Eltern, die als Kind ebenfalls eingenässt haben.
  • Psychische Ursache: Wenn Kinder etwas belastet oder es eine Veränderung gibt– in der Schule oder im Umfeld, dann kann es leicht passieren, dass Kinder, die eigentlich schon trocken waren, wieder ins Bett machen.

Auch verschiedene Krankheiten können die Ursache von Bettnässen sein. Bei der U-Untersuchung sollte man das auf jeden Fall ansprechen.

Hilft es das Kind nachts aufzuwecken?

Für diese Nacht vielleicht schon. Ein dauerhafter Lerneffekt resultiert nicht daraus. Wenn die körperlichen Voraussetzungen nicht gegeben sind, dann kann man trocken werden auch nicht erzwingen. Wichtig ist daher: den Druck rausnehmen. In der Nacht eine Windel zu tragen ist keine Schande. Es gibt ja schließlich auch Modelle, die große-Kinder-Style sind und extra für ältere Kinder gemacht sind. Auch ein Matratzenschoner ist eine sehr sinnvolle Anschaffung.

Was ihr tun könnt, um möglichst bald trocken zu werden

  • Ich hatte als Kind eine Klingelhose – das ist ein Wecker, der mit der Unterhose verbunden ist. Der klingelt, sobald der erste Tropfen in der Hose landet. Möglicherweise verbindet der Körper das Aufwachen und den Harndrang dann irgendwann unterbewusst miteinander.
  • Außerdem natürlich:
  • Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Das bedeutet aber auch besonders in der ersten Tageshälfe etwas mehr zu trinken.
  • Vor dem Schlafengehen nochmal aufs Klo, ist ebenfalls eine sinnvolle Maßnahme.
  • Manche Menschen stehen ja auf Belohnungstafeln. Beim Thema Bettnässen kann ich die überhaupt nicht nachvollziehen. Das Kind macht es ja nicht mit Absicht.
  • Wenn das Kind vom nassen Bett aufwacht, dann legt Euch vielleicht Wechselwäsche gleich in die Nähe, damit es nachts und im Dunkeln schnell geht und alle schnell wieder ins saubere Bett zurück können. Wenn der Weg zum Bad nachts dunkel ist, ist es schwieriger ihn zu finden. Ein paar Nachtlichter, die den Weg zum Badezimmer weisen, können Kindern helfen nachts den Weg zur Toilette zu finden.

Und immer dran denken: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

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