Warum ich mit meinen Kindern nicht mehr zum Hausarzt gehe – das war unser Schlüsselerlebnis

Manchmal im Leben hat man Schlüsselerlebnisse. Momente, in denen einem etwas klar wird. Ich hatte ein solches Schlüsselerlebnis in Bezug auf den Kinderarzt im Frühjahr 2013. Ich erzähl Dir gerne davon.

Hausarzt statt Kinderarzt: eine Alternative?

Bis zu besagtem Tag im Frühjahr 2013 war meine Tochter eigentlich selten krank. Ein paar kleine Infekte. Ganz normaler Kram eben. Wir sind damals noch häufig mit unserem Kind zu einem Hausarzt gefahren. Der war weniger weit weg als unser Kinderarzt und ich dachte damals (bevor ich mich mit dem Thema richtig befasst hatte), dass das genauso ginge. Ich fand, dass der weite Weg von 45 Minuten zum Kinderarzt vermeidbar wäre. Und deshalb waren wir einige Male bei einem Hausarzt. Also zurück zur Geschichte: Im Frühjahr 2013 hatte meine Tochter mal wieder einen Infekt. Nicht weiter dramatisch. Doch ein bisschen stärker als sonst. Sie hat gehustet und beim Atmen geröchelt. Ab und zu hat es auch gequietscht. In dieser Art habe ich das nicht von ihr gekannt und deshalb dachte ich: Ich geh lieber mal zum Arzt mit ihr und lass das anschauen.

mein Kind beim Hausarzt

Wir waren schon ein paar Tage vorher mal beim Allgemeinarzt gewesen. Da hatte er uns Babix-Tropfen verordnet. Ätherische Öle haben wir als Kinder ja oft bei Erkältung bekommen. Ich wollte sie meiner Tochter jedoch vorerst nicht geben, weil die Forschung heute weiter ist und das Bundesamt für Risikobewertung vor ätherischen Ölen bei kleinen Kindern warnt. Ich wollte deshalb nochmal beim Arzt nachfragen und meine Tochter auch nochmal abhören lassen.

Nun waren wir also wieder in der Praxis. Meine Tochter spielte im Behandlungszimmer als der Arzt reinkam. Er hörte sie ab und stellte fest, dass meine Tochter wahrscheinlich eine Lungenentzündung habe und ins Krankenhaus müsse. Ich war geschockt. Mein Kind kam mir so gar nicht schwer krank vor. Konnte es sein, dass mein Kind so sehr krank ist und ich das nicht merke? Ich war völlig verunsichert.

Erfahrung beim Kinderarzt

Also entschied ich mich doch noch zum Kinderarzt zu fahren. Er sah meine Tochter an, untersuchte sie, hörte sie ab und sagte eine Lüngenentzündung sei das bestimmt nicht. Eine akute Bronchitis. Kein Problem. Er gab uns ein Spray zum Inhalieren und schickte uns mit dem Hinweis auf Ruhe, frische Luft und Entspannung nach Hause. Zwei Tage später war meine Tochter wieder fit. Und übrigens auch ohne Babix oder ähnliche ätherische Öle. Die Warnung des Bundesamtes für Risikobewertung ist schließlich nicht aus der Luft gegriffen. Ätherische Öle stehen im Verdacht Asthma zu begünstigen. Der Kinderarzt ist da immer auf dem Neuesten Stand. Ist ja auch sein Job…

Seit diesem Tag weiß ich wem ich in Bezug auf meine Kinder vertraue.

Ich will mit der Geschichte nicht sagen, dass Allgemeinärzte nie richtig liegen bei der Behandlung von Kindern. Allgemeinmediziner sind auf keinen Fall die schlechteren Ärzte. Aber es wäre doch wohl höchst merkwürdig, wenn sie sich bei Kindern ebenso gut auskennen würden wie bei Senioren. Ich geh doch mit einem Hautausschlag auch nicht zum Gynäkologen…..

Argumente für den Kinderarzt

Kinderärzte sind Spezialisten für Kinder. Sie sehen täglich dutzende Kinder – sie haben die verschiedensten Krankheiten in den unterschiedlichsten Verläufen schon gesehen. Sie können Entwicklungsverzögerungen aus ihren täglichen Praxis heraus diagnostizieren und einordnen. Kinderärzte haben bei jedem Medikament, das sie verordnen eine Unzahl an Krankheitsverläufen im Hinterkopf und sie beschäftigen sich (im Idealfall) täglich mit den Besonderheiten kindlicher Entwicklung und Erkrankung. Kinderärzte müssen sich eben nicht nebenbei noch in hundert anderen Fachrichtungen fit halten. Sie sind konzentriert auf diesen einen Bereich.

Viele Krankheiten sehen bei Kindern anders aus als bei Erwachsenen. Neurodermitis ist dabei nur ein Beispiel. Auch eine Blinddarmentzündung kann bei Kindern alles andere verlaufen als bei Erwachsenen. Genauso wie viele andere Krankheiten auch. Ich will mich da als Elternteil auf den Sachverstand eines Experten verlassen können.

Natürlich gibt es zahlreiche Beispiele von Kinder, die zum Allgemeinarzt gehen „und da war nie etwas“. Ja, das gibt es. Denn die meisten Kinder entwickeln sich ja auch ganz normal. Wenn sie krank sind kriegen sie Medizin und fertig. Ja – die Kinder überleben das. Sie tragen in den meisten Fällen keine bleibenden Schäden davon. Dennoch: Es gibt hervorragende Kinderärzte. Warum sollten wir nicht hingehen?

2 Gedanken zu „Warum ich mit meinen Kindern nicht mehr zum Hausarzt gehe – das war unser Schlüsselerlebnis“

  1. Ich erwarte mein Kind noch und habe mich mit dem Thema auch auseinander gesetzt.
    Meine Mutter war mit uns idR nur beim Hausarzt, meine Nachbarin wurde letztes Jahr Mutter und geht auch nur zu einer Hausärztin, die U-Untersuchungen machen darf.
    Da mein Hausarzt grade in Rente gegangen ist, war ich auf der Suche nach einem neuen und fand zufällig eine Praxis, nicht allzu weit weg, die auch die U-Untersuchungen anbietet. Prima, dachte ich. Sie nehmen sogar noch Patienten auf.
    Später sprach ich mit einer Kollegin, sie ist eindeutig für den Kinderarzt. Alleine schon der Umgang mit einem Baby von einem Arzt, der tagtäglich nur Kinder sieht, sei ein ganz anderer. Außerdem ist es ja wie in diesem Artikel beschrieben auch so, dass die Erfahrungswerte ganz andere sind.
    Wir werden wohl auch die 35km in Kauf nehmen, mein Gefühl sagt mir mehr und mehr, dass das besser ist.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar