Taschengeld – wieviel ab welchem Alter und wie wir ganz ohne leben

Klar bekommen unsere Kinder Taschengeld – das war für uns nie eine Frage. Schließlich sollen sie lernen mit Geld umzugehen. Mittlerweile bekommen unsere Kinder tatsächlich aber – Achtung: gar kein Taschengeld: Warum das so ist, in welchem Alter wieviel Geld angemessen ist und ob es Sinn ergibt, Taschengeld an Bedingungen zu knüpfen. Darüber und über viel mehr handelt dieser Artikel.

Taschengeld – wieviel ab welchem Alter

Auch wenn es einen Taschengeldparagraphen gibt – ein Anrecht auf eine feste Taschengeldhöhe haben Kinder in Deutschland nicht. Im Taschengeldparagraph ist nämlich geregelt was die Kinder wie kaufen dürfen; Zum Beispiel von ihrem Taschengeld. Unsere große Tochter hat ab dem Vorschulalter Taschengeld bekommen. Auch ab der ersten Klasse ist es für viele normal Taschengeld zu erhalten. Das Bundesfamilienministerium hat eine Tabelle zur Höhe des Taschengeldes rausgebracht, in der die Taschengeldhöhe je Alter empfohlen wird. Im Groben sind das pro Woche immer ein Euro pro Klassenstufe als Richtwert. Also ein Euro in der ersten Klasse pro Woche. Wir haben unserer Tochter in der ersten Klasse drei Euro Taschengeld gegeben. Das ist zwar deutlich mehr als der empfohlene Satz, aber wir fanden, dass die positiven Effekte des Taschengeldes dadurch noch besser rauskamen. Aber dazu unten mehr. Im Grundschulalter empfiehlt es sich das Taschengeld wöchentlich auszubezahlen. Später kann man dann auf eine monatliche Auszahlung wechseln.

Taschengeld wöchentlich oder monatlich ausbezahlen

Das Familienministerium empfiehlt – und so ist es aus meiner Sicht auch nachvollziehbar- das Taschengeld in der Grundschulzeit wöchentlich zu zahlen und ungefähr ab der 5. Klasse zu einem monatlichen Turnus zu wechseln. In der Grundschule können Kinder einfach noch nicht so weit in die Zukunft blicken und so ein ganzer Monat ist ja lang. In der weiterführenden Schule dagegen ist es einfacher monatlich abzurechnen, weil man so nicht so leicht durcheinanderkommt. Doch viel wichtiger als die eigentlich Höhe des Taschengeldes ist aus meiner Sicht die Frage:

Was müssen Kinder selbst vom Taschengeld bezahlen?

Bestimmte Absprachen sind rund um das Taschengeld absolut sinnhaft. Es gilt zu reflektieren und gemeinsam zu überlegen: Welche Sachen haben bisher Mama und Papa bezahlt und werden jetzt vom Kind übernommen? Oder gibt es das Geld zusätzlich? Wurde bisher zum Beispiel beim Einkaufen immer ein Rätselheft gekauft und muss das Kind das nun selbst übernehmen? (dann wird ein Euro pro Woche vielleicht nicht ausreichen…) oder willst Du das Taschengeld nutzen, um dem Kind die Vorteile des Sparens zu vermitteln?

Wichtig finde ich persönlich dabei, dass das Kind mit Taschengeld nicht schlechter dasteht als vorher ohne. Wir haben unserer Tochter in der ersten Klasse drei Euro Taschengeld gegeben und dafür war die Absprache, dass Süßigkeiten oder Zeitschriften, aber auch Spielzeuge unterm Jahr selbst gekauft werden müssen. Das hat eigentlich ganz gut geklappt. Sie hat fast alles gespart und konnte sich dann alle paar Monate etwas zum Spielen kaufen.

Auch wenn es ein paar Absprachen geben kann: Mit Vorschriften oder gut gemeinten Ratschlägen wofür das Kind sein Geld ausgibt, sollten wir uns zurückhalten. Ich finde: Damit sich der Sinn des Taschengeldes so richtig entfalten kann, sollten wir als Eltern dem Kind erlauben, es auszugeben wofür es das Kind möchte. Das ist nämlich so bei eigenem Geld. Wer will, kann sich davon zum Beispiel Süßigkeiten kaufen oder aber das Kind spart das Geld für ein Legoset oder ein Spiel. Wofür sich das Kind entscheidet ist Typsache und es ist in gewisser Weise natürlich ein Lerneffekt. Taschengeld gibt genügend Chance, da Erfahrungen zu sammeln. Wenn wir unseren Kindern da zu viele Vorschriften machen, nehmen wir ihnen die Chance das zu lernen.

Wie wird das Taschengeld ausbezahlt?

Es gibt kein Patentrezept dafür wie Taschengeld ausbezahlt werden sollte. Die meisten setzen auf Regelmäßigkeit. Manche Kinder stehen dabei immer am Zahltag pünktlich auf der Matte um sich das Taschengeld abzuholen; vor allem wenn sie schon konkrete Sparziele haben. Andere vergessen den Auszahlungstag regelmäßig. Das ist natürlich ungünstig, weil es sich nach ein paar Wochen kaum zurückdatieren lässt. Als Eltern sollten wir uns daher Gedanken machen wie wir damit umgehen. Entweder das Kind hat dann eben Pech gehabt oder aber man macht sich selbst eine Erinnerung und gibt das Geld in eine Spardose. Wenn das Kind dran denkt, kann es die Spardose dann leeren, wenn es eben drandenkt. Ich würde meinen Lohnzettel auch sehr ungern immer pünktlich beim Chef abholen müssen. Ich finde das muss von selbst fließen, auch wenn man nicht am richtigen Tag drandenkt.

Vorteil vom Taschengeld

Der entscheidende Vorteil vom Taschengeld liegt darin, dass Kinder natürlich lernen mit Geld umzugehen und was es bedeutet kein Geld mehr zu haben für etwas, das man gerne möchte. Sie lernen Entscheidungen zu treffen und schließlich schärfen sie auch ihr Gefühl dafür was wieviel kostet. Es wird durch das eigene Geld greifbarer. Dazu kommt, dass besonders Kinder, die auf größere Anschaffungen sparen, durch das Taschengeld toll lernen Geld zu zählen. Das schärft das Gespür für Zahlen und regt auch zum Rechnen an. Wieviel Geld hab ich schon – wie lange muss ich noch sparen? Und so weiter.

Warum meine Kinder kein Taschengeld bekommen

Jetzt hab ich die Vorteile des Taschengeldes lang und breit ausdiskutiert. Und trotzdem bekommen unsere Kinder kein Taschengeld. Warum? Weil sie keins wollen. Wir haben es ausprobiert und sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass das Konzept nicht unser Ding ist. Wir haben Geld als Familie und wir überlegen gemeinsam wofür wir es ausgeben. Wenn Florentine Geld für den Bäckerwagen braucht, dann nimmt sie sich was aus der Kleingeldschale. Wenn die Kinder etwas Größeres wollen, dann besprechen wir das. Bei Anschaffungen für die Kinder wägen wir gemeinsam ab. Das könnten sie auch mit Taschengeld ohnehin nicht wirklich selbst entscheiden. Geld zählen und rechnen tun sie auch ohne eigenes Geld gerne. Und wenn mal irgendwo Geld rumliegt oder sie Restgeld aus der Schule bekommen, dann sagen wir oft, dass sie es behalten können. So kommt dann doch immer einiges zusammen.

Ich glaube und hoffe, dass unsere Kinder dadurch etwas Lernen, das mindestens genauso wertvoll ist: Wertschätzung, Großzügigkeit, Vertrauen und vieles mehr. Wenn sie umswitchen wollen zu regelmäßigem Taschengeld, ist das aber natürlich für uns als Eltern genauso ok. Wir machen da keinen Plan, sondern lassen das auf uns zukommen.

Taschengeld an Bedingungen knüpfen

Das ist ein Weg, den gar nicht wenige Eltern gehen, merke ich. Als Gegenleistung zum Taschengeld verpflichtet sich das Kind bestimmte Aufgaben zu übernehmen. Zum Beispiel die Blumen zu gießen oder samstags die Spülmaschine auszuräumen. Das Ganze funktioniert eigentlich ähnlich einer Bezahlung. Befürworter argumentieren damit, dass man als Erwachsener auch für bestimmte Leistungen Geld erhält und nicht „einfach so“. Ich kann dagegen nur sagen: Eine Familie ist ein kleiner geschützter Raum, in dem wir füreinander Sorge tragen. Das mit der gesamtgesellschaftlichen Lage zu vergleich, ist für mich schwierig. Aber natürlich ein nachvollziehbarer Ansatz.

Taschengeldentzug bei Fehlverhalten

Wenn Eltern ihre Kinder bestrafen wollen, dann steht Taschengeldentzug gleich neben Fernsehverbot und Hausarrest auf der Hitliste ganz oben. Nichts liegt mir ferner als die Erziehung anderer Eltern zu bewerten, aber ich persönlich glaube nicht an Strafen. Sie mögen kurzfristig Erfolg haben und dazu führen, dass das Kind in diesem Moment gehorcht. Eine dauerhafte Verhaltensverbesserung kann ich mir aber nicht vorstellen. Wer Taschengeld als Druckmittel einsetzt, der löst aus meiner Sicht das wirkliche Problem nicht. Dass man diesen Weg manchmal wählt, weil er eben der einfachste ist, ist aber durchaus nachvollziehbar.

So – das waren meine Gedanken zum Taschengeld. Ich schätze es gibt nicht die eine richtige Art damit umzugehen, sondern jede Familie muss ihren eigenen Weg finden. Wie macht ihr das denn?

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