Nachhaltigkeit beim Lebensmittel-Einkauf: Mit Nachhaltigkeits-Coach Nadine zu mehr Umweltbewusstsein

Charis hat hier eine Weile über Nachhaltigkeit geschrieben. Aber wie das Leben manchmal so ist…. es ändert sich. Leider kann Charis aktuell nicht mehr für Kinderleute schreiben. Und da hab ich neulich bei uns in der Gegend von einem Kurs für mehr Nachhaltigkeit gelesen. Ich hab die Dozentin angeschrieben, mich mit ihr getroffen und festgestellt, dass wir uns schon kennen – Landleben eben. Wir haben vereinbart, dass sie auch auf Kinderleute.de ihre Tipps weitergibt und Einblicke in ihr eigenes – immer nachhaltiger werdendes Leben – gewährt. Heute verrät sie uns, welche kleinen Schritte für sie persönlich wichtig waren und welche Schritte Familien jetzt sofort umsetzen können und sollen.

Nadine – so heißt meine neue Gastbloggerin – ist eine ganz normale Mama. Sie ist kein Nachhaltigkeits-Guru, der alles perfekt macht und an den wir Normalos nie rankommen. Nadine hat ihre Schwächen in Sachen Umweltschutz. Sie fliegt zum Beispiel gerne in den Urlaub. Und auch ihre Klamotten sind alles andere als „öko“. Aber ich finde das macht nichts. Nadine zeigt, dass jeder seinen eigenen Weg gehen darf. Sie macht im Alltag viele kleine Sachen. Und vielleicht magst Du das eine oder andere ja übernehmen… Jeder sollte die Dinge tun, die ihm eben leicht fallen. Denn viel wichtiger als dass es große und wichtige Projekte sind ist, dass wir es tatsächlich umsetzen. Nadine gibt daher heute ein paar Anregungen rund ums nachhaltige Einkaufen:

Umweltbewusst einkaufen – Nadine:

Du musst nicht gleich konsumfrei leben. Jeder kleine Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist ein Gewinn. Den Lebensstil nur minimal, aber dafür dauerhaft in Richtung umweltbewusst zu verändern macht sogar Spaß, dient der Gesundheit und kann mit etwas Kreativität sogar Geld sparen. Ich setze das in meiner Familie seit ca. 1 Jahr in vielen kleinen Schritten um und das Meiste gelingt problemlos. Es tut auch gar nicht weh! Versprochen.

Du erhältst an dieser Stelle künftig immer wieder Tipps, wie kleine Veränderungen viel bewegen können, ohne dass Dein Zeitkonto besonders strapaziert wird. Dafür gibt´s gutes Karma inklusive.

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Umweltbewusst Lebensmittel einkaufen

Früher schleppte ich die müden Glieder jeden Freitag in Supermarkt und Discounter. Dann folgte der obligatorische Gang zum Drogeriemarkt. Da alle drei Geschäfte bei uns nebeneinander bzw. gegenüber liegen, nenne ich es das „magische Dreieck“. 1,5 Stunden und einen voll beladenen Kofferraum später, trug ich die vollen Taschen ins Haus. Nach dem Auspacken waren der Mülleimer und der Gelbe Sack oft schon voll!

Wir hatten als 3-Personen-Haushalt im Monat immer 4 – 5 Gelbe Säcke zum Abliefern, außerdem eine Restmülltonne, die alle 2 Wochen gut gefüllt war. Kein Wunder, bei dem Verpackungswahnsinn, der heute vorherrscht. Mittlerweile konnte ich dies auf 1 gelben Sack und eine zu einem Drittel gefüllte Tonne reduzieren.

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Verpackung sparen

Auch wenn es eigentlich jedem klar ist: Seitdem ich wirklich darauf achte kein verpacktes Gemüse und Obst mehr zu kaufen, hat sich unser Müll kräftig reduziert. In den meisten Geschäften werden Gurken, Paprika, Tomaten, Bananen und Äpfel auch lose angeboten. Wer mag, kann ein Gemüsesäckchen verwenden. Ich liebe Pragmatismus und lege Obst und Gemüse einfach so auf das Band. Dabei gab es noch nie Probleme! Daheim kommt alles ins Gemüsefach des Kühlschranks. Kein Auspacken mehr, der Gelbe Sack bleibt leer!
Milch, Joghurt und Quark kaufe ich im Pfandglas, das ist zero waste at its best.
Und ohne die Plastikhülle schmecken diese Produkte ohnehin besser – allein schon aufgrund des reinen Gewissens.

Frischhaltedose benutzen

Was vor einem Jahr noch unmöglich schien, hat sich mittlerweile bei nahezu allen Metzgereien und Geschäften mit Frischetheke durchgesetzt. Einfach die bereits vorhandenen Dosen mitnehmen und Wurst oder Fleisch vor Ort einfüllen lassen und schon gehören die Unmengen an beschichtetem Papier der Vergangenheit an.
Trau Dich, das auszuprobieren.
Kleine Veränderung, große Wirkung! Und wer wollte nicht schon immer mal den teuren Bestand an Tupperdosen der Welt präsentieren?

Bei Käse funktioniert es genauso. Allerdings kommt es stark auf den Laden an, ob man mit dem Kauf an der Frischetheke wirklich Müll vermeidet. Manche wickeln nach dem Abschneiden des Käsestücks den Laib wieder komplett in Folie ein …
Aus gesundheitlicher Sicht ist das den vorverpackten Scheiben dennoch vorzuziehen, da sich besonders bei fetthaltigen Lebensmitteln Stoffe aus der Plastikverpackung lösen, die den Hormonhaushalt negativ beeinflussen können.

Die verwendeten Stofftaschen packe ich immer gleich wieder ins Auto, so hat man immer ein Sackerl (Österreicher haben einfach schönere Ausdrücke für profane Dinge!) dabei, ein paar Boxen leg ich gleich dekorativ dazu und schon steht dem Spontankauf nichts mehr im Wege.

Ach ja: wenn du deinen Bestand an Dosen erweitern möchtest oder eine schadstofffreie und langlebige Alternative für das Pausenbrot deiner Kinder suchst, empfehle ich Brotzeitdosen aus Edelstahl. Diese sind im Anschaffungspreis natürlich wesentlich teurer, haben aber viele Vorteile. Sie halten buchstäblich ein Leben lang, können getrost in die Spülmaschine und selbst über die Ferien vergessene und deshalb schimmlige Reste werden ihnen nichts anhaben! Für den Einkauf und die Aufbewahrung der Lebensmittel im Kühlschrank sind sie natürlich auch geeignet.
Sofort eine große Austauschaktion starten und  alle Plastikdosen ersetzen macht aber definitiv keinen Sinn! Richtig genutzt haben die vorhandenen Dosen ihre Berechtigung und können weiterhin verwendet werden. Denn nachhaltig ist vor allem das, was gar nicht erst produziert werden muss!

Einkaufen – Biomarkt oder Discounter?

Mittlerweile habe ich den Wocheneinkauf vom „magischen Dreieck“ zum örtlichen Bioladen verlagert. Der nächste logische Schritt. Hier kaufe ich gerne ein, da es alles für den täglichen Bedarf in bezahlbarer Bioqualität gibt. Die Verpackungsmafia hat aber auch dort Einzug gefunden. Allerdings bieten die Inhaber bevorzugt lose Ware oder Verpackungen aus Glas, Papier oder kompostierbarem „Bio-Plastik“ an.
Nebenbei schlage ich so weitere Fliegen mit einer Klappe. Stichwort „regional“ und „saisonal“. Damit agiert man automatisch klimafreundlich!

Viele der verkauften Lebensmittel kommen aus der Region und sind in der jeweiligen Saison richtig günstig.
Außerdem entdecke ich immer wieder neue Dinge, die ich nicht kannte und früher auch nicht gekauft hätte! Unser Speiseplan wird so viel abwechslungsreicher.
Summa summarum benötige ich für eine vorwiegend biologische Kost nicht mehr Geld als bislang auch. Dies liegt unter anderem daran, dass ich insgesamt weniger Dinge kaufe. Vor allem die in den Discountern wöchentlich wechselnden Angebote in der Ladenmitte übten immer eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Den meisten Kram benötigt meine Familie aber nicht wirklich und vieles war nach kurzem Gebrauch defekt – oder verstaubt nun im Keller.

Leitungswasser trinken, statt Kästen schleppen

Ein weiterer wichtiger Punkt beim nachhaltigen Einkauf sind die Getränke. Plastikflaschen, Aludosen, Tetrapacks und Einwegglas landen bei mir nicht im Einkaufswagen. Na gut, ab und an ein Prosecco oder Wein… Das war es dann aber auch schon.
Säfte kaufen wir von unserer regionalen Kelterei in Pfandflaschen. Kommt Dir zu teuer vor? Wusstest Du, dass fertig gemischte Apfelschorle vom Discounter meist ein chinesisches Konzentrat ist, das in Europa mit Wasser versetzt und abgefüllt wird? Ich möchte das schon allein aufgrund der verwendeten Pestizide, dem übersüßem Geschmack und nicht zuletzt wegen der langen Transportwege nicht trinken!
Schorle mischen wir selbst oder aromatisieren unser Wasser mit Zitrone, Minze und selbstgemachten Sirups.
Anfangs habe ich noch Mineralwasser in Kästen gekauft. Doch seit knapp zwei Jahren nutzen wir einen Wassersprudler. Mittlerweile trinken wir sogar vermehrt stilles Wasser und ich empfinde viele Mineralwässer als zu salzig. Das ist natürlich Geschmackssache. Doch an der CO2-Bilanz gibt es nicht zu rütteln. Der gesündeste, kostengünstigste und umweltfreundlichste Durstlöscher ist und bleibt Leitungswasser. Die Qualität wird in Deutschland streng kontrolliert. Das garantiert die sog. Trinkwasserverordnung.

Wer keine alten Bleirohre im Haus hat, kann also unbesorgt Liter um Liter frisches Wasser genießen.

Für unterwegs eignen sich stylische Glasbehälter mit Bügelverschluss, die Emil -Flasche oder auch Edelstahlflaschen. Von Alu-Trinkgefäßen ist eher abzuraten, da sich auch hier Partikel lösen und in das Getränk übergehen können.  

Extra-Tipps für umweltbewusstes einkaufen

  • Werde Lebensmittelretter! – Viele Geschäfte bieten Lebensmittel kurz vor dem Erreichen ihres Mindesthaltbarkeitsdatums vergünstigt an. Greif ruhig zu. Das MHD bedeutet schließlich nicht „giftig ab“, sondern „mindestens gut bis“. Du sparst Geld und sorgst dafür dass die Produkte nicht im Müll landen. Apps wie „To Good To Go“ können Dir hier gut Dienste leisten.
    Wusstest Du, dass Obst und Gemüse, das in Plastik verpackt ist, dennoch in der Biotonne landet? Wenn du diese Lebensmittel rettest, sorgst Du dafür, dass weniger Plastikteile auf der Kompostierungsanlage, den Äckern und letztendlich in Deinem Magen landen!
  • Kassenzettel? Nein, Danke! – Warum? Weil bei der Herstellung jede Menge Chemikalien eingesetzt werden! Kassenbons sind meist auf mit Bisphenol A (BPA) beschichtetem Thermopapier gedruckt. Das ist nicht nur umweltschädlich, sondern auch massiv ungesund. Schon durch bloßes Anfassen können die hormonell wirksamen Stoffe über die Haut aufgenommen werden. Kassenzettel gehören deshalb nicht in die Papiertonne, sondern müssen im Restmüll entsorgt werden.
  • „Brauche ich das wirklich?“ – Der einfachste und wichtigste Gedanke von allen! Kaufe nur, was Du benötigst und tatsächlich verarbeiten kannst. Tritt der Lebensmittelverschwendung entgegen und vermeide damit automatisch Verpackungsmüll. Kaufe weniger und nutze das gesparte Geld für biologisch erzeugte Waren oder eine Massage. Die macht keinen Müll J

Produkte, auf die wir einfach verzichten sollten:

Zitronenschale aus dem Folienbeutel

besser die Zitrone abreiben! Das geht schnell und kommt ohne Verpackung aus. Manchmal tut´s auch Zitronensaft, den ich in kleinen Eiswürfelbehältern immer eingefroren habe.

Gemüsekonserven

Spargel aus China oder matschige Erdbeeren im Glas? Magst Du das wirklich?!

Avocado

Ab und an eine zu essen ist meiner Meinung nach vertretbar – aber aufgrund des immensen Wasserverbrauchs beim Anbau und die schlechte Klimabilanz durch die langen Transportweg sollten Avocados nur ganz bewusst genossen werden.

Salat aus der Tüte

Nicht nur die Plastikverpackung ist das Problem, sondern auch die schlechten Testergebnisse. Diese Produkte sind stark mit chemischen Zusätzen und mikrobiotischen Verunreinigungen belastet. Salat aus der Tüte ist nicht gesund, sondern eher ein biologisches Experiment.

Backpulver im kleinen Tütchen

Für 500 g Mehl werden 5 g Natron und 6 EL Essig oder Zitronensaft benötigt. Das Natron am besten unter das Mehl mischen und den Essig/den Zitronensaft kurz vor dem Backen unterrühren.

Vanillezucker

Häufig steckt gar keine Vanille im Vanillezucker, sondern künstlich hergestelltes Vanillin. Aber das ist nicht das einzige Problem. Denn die Tütchen machen auch jede Menge Müll. Einfacher: Das Mark einer Vanilleschote auskratzen, zusammen mit der Schote in einen Behälter mit Zucker geben und ziehen lassen. Hält ewig und kostet einen Bruchteil der kleinen Portionsbeutel. Ich lasse den Vanillezucker beim Backen mittlerweile ganz weg. Die in Europa angebotenen Schoten kommen vornehmlich aus Madagaskar (negative Ökobilanz!) und werden immer teurer, da aufgrund der klimatische Veränderungen die Ernte schwieriger wird.

Puddingpulver

Für 500 ml Milch werden 50 g Stärke, Zucker und Kakao benötigt. Die verwendest Du dabei einfach wie herkömmliches Puddingpulver. Das besteht häufig nämlich ausschließlich aus Stärke. Man kann auch Reste von Schokoosterhasen und –nikoläusen in der warmen Milch auflösen (dann weniger Zucker verwenden).

Sprühsahne

Eine einzige Umweltsünde! Angefangen bei der Aludose an sich, welche gefüllt ist mit Distickstoffoxid (eines der bedeutendsten Klimagase), nur um Sahne aufzusprühen, die ohne große Umstände mit dem Handrührgerät geschlagen werden kann…

Brühwürfel oder Gemüsebrühe

Diese sind kein Vergleich zur selbstgemachten Gemüsebrühe! Das pragmatischste Rezept nutze ich seit vielen Monaten: Karotte, Lauch, Sellerie, Zwiebel, Knoblauch (Sellerie lasse ich weg, weil ich ihn nicht mag. Du kannst ebenso den Knoblauch weg lassen oder durch Bärlauch ersetzen.) putzen und mit dem Mixer zerkleinern. Je nach Geschmack Pfeffer und weitere Gewürze in den Brei rühren (Ich verwende Rosmarin, Thymian, Basilikum, Oregano, manchmal Lavendelblüten. Was Garten und Gewürzschrank eben hergeben!). Salz zum Konservieren dazu geben und im Schraubglas im Kühlschrank aufbewahren. Kein Geschmacksverstärker, keine Konservierungsstoffe, kein Müll!
 Nebenbei eignet sich die Paste auch als schönes Geschenk aus der Küche.

Geheimnis: Einfach MACHEN

Ich möchte Dich einladen, in den folgenden Wochen ein paar kleine Änderungen zu Gunsten eines nachhaltigen Lebensstils einzuführen. Nimm Dir nur 3 Dinge vor!
Wichtig ist, dass Du überhaupt ins Handeln kommst.
Vielleicht lassen sich die Tetrapacks in Deinem Haushalt gut durch Glasflaschen ersetzen? Oder Du präsentierst der Verkäuferin an der Wursttheke Dein Sammelsurium an Dosen? Dabei ist es egal, ob Du damit beginnst, beim Bäcker das Brot und die Brötchen in das Stoffsackerl packen zu lassen oder dem Wochenmarkt einen Besuch abstattest, wichtig ist, DASS Du etwas veränderst. Der Rest kommt dann von allein!

Welches konkrete Ziel hast Du Dir denn schon gesetzt in Sachen Nachhaltigkeit? Gelingt es Dir es umzusetzen?
Viel Spaß beim Einkaufen und Welt retten!

Charis Erfahrung im Unverpackt-Laden kannst Du übrigens hier nochmal nachlesen.

Umweltbewusster Einkaufen - konkrete Tipps für den Lebensmitteleinkauf

3 Gedanken zu „Nachhaltigkeit beim Lebensmittel-Einkauf: Mit Nachhaltigkeits-Coach Nadine zu mehr Umweltbewusstsein“

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