Charis hat eine einjährige Tochter. und sie hat einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Doch so einfach und eindeutig wie sich das anhört ist es eben nicht. Der lange Weg und das – hoffentlich – Happy End….:
Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz- hört sich eindeutig an
„Deshalb müssen wir Ihnen heute leider mitteilen, dass Ihr Kind WunderBabyTerrorMädchen Speckbacke im Kindergartenjahr 2018/2019 vorerst nicht aufgenommen werden kann.“
Da sind sie, die gefürchteten Worte. Trotz Rechtsanspruchs auf Betreuung stehen wir ohne eben diese da. Und unser WunderBabyTerrorMädchen ist jetzt bald 14 Monate. Wenn wir für das kommende Kindergartenjahr nichts bekommen, hieße das, dass wir sie im zweiten Lebensjahr und darüber hinaus zu Hause betreuen müssten. Das bedeutet: Nur ein Gehalt. Das wiederum bedeutet: Ja, was? Die Konsequenzen sind schlicht nicht vorstellbar. Ein paar Monate bis zum Herbst hätten wir schon irgendwie überbrücken können. Aber langfristig? Wir verdienen beide nicht gerade großartig. Wir haben zwar geringe Fixkosten, kein Auto, machen keinen teuren Urlaub. Trotzdem: Mit nur einem Gehalt könnten wir unsere Mietwohnung (in dieser teuren Stadt) nicht halten.
„Glückwunsch, Sie sind jetzt von der Armut, die durch Kinder droht tatsächlich betroffen.“ Gut, das stand so nicht im Brief. Aber das ist es, was ich lese, wenn ich diese Zeilen sehe.
Nicht jedes Kind kann nach dem Ablauf des Elterngeldes in die sogenannte „Fremdbetreuung“ gehen. Für Viele ist das zu früh, sie brauchen Papa und Mama noch. Dann sollte sich die Familie natürlich dagegen entscheiden und das Kind weiterhin zu Hause betreuen.
Für manche Familien gibt es diese Wahlfreiheit, aus finanziellen Gründen, nicht. So auch bei uns. Wir kommen mit einem Gehalt nicht hin. Ein Großteil unserer Einnahmen geht für die Miete drauf. Und obwohl unser Kind schon immer extrem fremdelt, glaube ich, dass der Kontakt mit anderen Kindern ihr gut tun wird. Natürlich nach einer angemessenen Eingewöhnungszeit.Das war zumindest der Plan.
Die bittere Wahrheit über die Situation zur Kleinkindbetreuung
In unserer schönen Landeshauptstadt Baden-Württembergs fehlen allerdings Tausende von Betreuungsplätzen für Kinder unter 3 Jahren. 2900 Kinder stehen aktuell auf der Warteliste, berichtet die Stuttgarter Zeitung. Es fehlen 300 Gruppen und 900 Erzieher. Uns wurde schon bei der ersten Beratung beim Jugendamt gesagt, dass wir kaum eine Chance auf einen Platz hätten: Vorrang haben Alleinerziehende und Kinder mit Geschwisterkindern.
Was wir „falsch“ gemacht haben oder: Was sollte man bei der Anmeldung unbedingt beachten?
Begonnen haben wir gleich mit einem Kardinalsfehler: Das ungeborene WunderBabyTerrorMädchen nicht bei der Stadt auf der Warteliste für einen Kitaplatz anzumelden. Für mich wäre diese Anmeldung während der Schwangerschaft irgendwie mit einem komischen Gefühl verbunden gewesen. Es kann doch noch soviel schief gehen… „Falsch!“ wurde mir mitgeteilt. Nicht rechtzeitig vor dem Stichtag 15.2. (ungeboren) angemeldet, bedeutet: Definitiv kein Platz nach dem ersten Geburtstag. Vielleicht in der nächsten Runde ab Herbst 2018.
Wer es besser machen will: Das Kind noch in der Schwangerschaft vor dem entsprechenden Stichtag anmelden.
Also gingen wir den offiziellen Weg etwas verspätet. In Stuttgart funktioniert das so: Man wählt bis zu zehn Kitas online aus, in die man sein Kind geben würde. Die Einrichtungen müssen eine Mischung aus städtischen und kirchlichen, privaten, bzw. Eltern-Kind-Initiativen sein. Wir haben uns also oberflächlich durch die Homepages, Konzepte und Gruppengrößen geklickt und zehn, nahe gelegene Kitas ausgewählt. Mit so einem zwei Monate alten Hosenscheißer hatten wir damals andere Prioritäten, was wir mit unserer Zeit anfangen…
Wieder falsch!
Bei den ausgewählten Kitas war eine sehr teure Privatkita dabei. Hätten wir hier einen Platz bekommen, müsste einer fast komplett nur für die Kitagebühren arbeiten gehen. Man kann zwar klagen, und dann bei Erfolg von der Stadt das Geld zurückbekommen, was die private Kita mehr kostet im Vergleich zur städtischen, aber auf diesen Weg haben wir nicht unbedingt große Lust…
Wer es besser machen will: Vorher die Kitas genau checken: Passt das Konzept für uns? Wie hoch sind die Gebühren? Ist die Kita gut zu erreichen?
Der erste Geburtstag und das Ende unseres Elterngeldes rückte näher und wir wussten: Von der Stadt kommt erstmal nichts die nächsten Monate. Also haben wir uns beim Jugendamt beraten lassen. Dort sagte man uns, wir sollen auf jeden Fall ein Schreiben einreichen, mit dem wir unseren U3- Rechtsanspruch geltend machen. Dann zählte man uns nochmal alle Möglichkeiten auf:
- Warten bis vielleicht doch noch ein Platz von der Stadt angeboten wird
- Betreuung durch Familienmitglieder
- Eltern-Kind-Initiativen
- MiniKindi
- Tagesmutter
- Babysitter-Börse.
Die einzelnen Optionen im Detail sind hier nochmal erklärt
Aus Zufall hat es mit dem Platz doch noch geklappt
Wir haben keine Familie in der Nähe. Das fiel also schon mal weg. Wir standen aber auf Wartelisten in diversen Einrichtungen und bei Tageseltern. Letztendlich hat uns der Zufall geholfen. Wir hatten schon fast aufgegeben; überlegt Antrag auf Wohngeld und Hartz 4 stellen. Aber dann kam plötzlich ein Anruf: „Bei uns in der Eltern-Kind-Initiative wird ein Platz frei. Eine Familie zieht weg. Habt ihr noch Interesse?“ Oh ja, hatten wir! Zum Gespräch hin, uns einmal umgeschaut, den Betreuungsschlüssel erfragt und festgestellt: Das passt für uns!
Was ist eine Eltern-Kind-Initiative ?
In einer Initiative ist man als Eltern wesentlich mehr involviert. Das kann man gut oder schlecht finden. Elternabende gibt es in normalen Kitas auch. Bei der Eltern-Kind-Initiative kommen außerdem einige Stunden Arbeit pro Quartal dazu. Die kann man in unterschiedlichen Bereichen ableisten: Indem man ein Amt übernimmt, beim Großputz hilft, beim Managen der Warteliste, beim Kleiderbasar, im IT-Bereich … So bekommt man natürlich mehr Einblick, was, wie, warum läuft. Und hat automatisch mehr Kontakt zu den anderen Eltern. Natürlich muss man da Lust drauf haben. Für uns fühlt es sich richtig an. Ich bin froh über unser Quäntchen Glück, dass wir beim Platz ergattern hatten.
Arbeitszeiten und Kleinkindbetreuung – was, wenn das nicht zusammenpasst?
In unserer Familie ist das Thema Betreuung mit einem Kitaplatz allein noch nicht geklärt. Der Liebste und ich, wir arbeiten beide öfter am Abend und nachts. 24h- Kita gibt es keine. Ich weiß auch nicht, ob ich das wollen würde. Aber manchen Eltern bleibt da eigentlich keine Wahl. Da wir niemand aus der Familie in der Nähe haben, müssen wir uns irgendwie selbst organisieren. Gar nicht so leicht.
Im Moment klappt das ganz gut. Dank 6 Monate Elternzeit des Liebsten konnte ich gut wieder einsteigen nach meiner Babypause. Und für die kommenden Monaten waren seine Chefinnen und Kollegen so nett, sich darauf einzulassen ihn im Dienstplan so einzuteilen, dass er zu Hause sein kann, wenn ich abends arbeiten muss. Das ist ganz sicher keine Dauerlösung, aber für ein paar Monate können wir aufatmen. Danach müssen wir wohl kreativ werden. Einen lieben Babysitter finden. Die Oma bestechen, dass sie in unsere Stadt zieht. Eine Familie mit Kind finden, die sich auf das spannende Modell der abwechselnden Betreuung einlässt. Oder einer gibt seinen Job auf und macht was mit kinderfreundlicheren Arbeitszeiten.
Mit einem Kind kommen viele neue Dinge auf einen zu. Planbarkeit, Reichtum und viel freie Zeit gehören eher nicht dazu. Dafür aber Speckbackenküsse und immer neue Veränderungen. Kita-Eingewöhnung z.B. …
Ultimativer Tipp bei der Suche nach Betreuung:
Kommunikation und Kontakte!
Die Wartelisten sind lang. Wenn dann ein Platz frei wird und Alter und Geschlecht passen auf vier Kinder…. Wer wird dann wohl eingeladen? Na klar, die Familie, die schon jemand in der Einrichtung kennt. Ein bisschen Vitamin B – auf jeden Fall ein Plus.
Hört euch um, fragt, erzählt. Wer kennt noch eine Eltern-Kind-Initiative? Wer hat Erfahrung mit einer Tagesmutter? Wird da vielleicht spontan was frei?
Neben einer besseren Krippenversorgung gibt es noch einige Sachen mehr für junge Eltern, bei denen die Politik gefragt ist. Zum Beispiel in Sachen Elterngeld. Und noch viel mehr Beiträge speziell für working moms findest Du hier