Man hat ja so ein Bild von sich selbst im Kopf. Ein Wunschbild. Wenn man Kinder hat, wird einem vor Augen geführt, was daran alles nicht stimmt. Denn die Kindern spiegeln das wider was man selbst ist. Insofern fällt es mir leicht das aufzuschreiben, was ich an mir als Mama nicht mag. Und ich beteilige mich damit gerne an der #blogparade #ichwuerdegerne der Zeitschrift Leben und erziehen.
1. Ich würde gerne ordentlicher sein
Kann sein, dass mein Kind drei Fleecejacken im Kindergarten hat. Vielleicht aber auch gar keine und dafür zwei paar Gummistiefel – ich habe keinen Überblick. Die Kinder sollen ein Familienfoto mit in den Kindergarten bringen – puh, das kann bei uns schon mal ein paar Monate dauern. Denn bis es im Kindergarten landet, habe ich das Bild dreimal verlegt und dann im Auto vergessen. Und die eingepflanzten Samen von letztem Jahr? Ich gebe an dieser Stelle zu, dass ich vergessen habe, mein Kind ans Gießen zu erinnern und dann (zweimal) heimlich kleine Pflänzchen nachkaufen musste. Das war das teuerste Kinder-Gemüsebeet ever.
Ich gebe es zu: Ich bin eine Chaos-Queen. Ich habe meinem Sohn nun seine sechste Mütze gekauft, weil die ersten fünf bei Oma, im Kindergarten, im Kinderwagen, im Auto und wo sonst noch verstreut sind. (Jetzt wird mir klar, wo mein Geld hingeht). Meine Tochter findet es mittlerweile chic mit unterschiedlichen Socken rumzulaufen. Einen echten Schaden tragen die Kinder hoffentlich nicht davon. Versteht mich nicht falsch. Es ist bei uns vermutlich nicht messimäßiger als in anderen Familien. Ich mag es wenn es sauber ist. Das schon. Aber Ordnung? Ich wundere mich nicht, wenn ich das Ladekabel im Badschrank und die Waschlappen im Kühlschrank finde. Ich bin einfach zu verpeilt. Ich wünschte ich hätte da mehr Struktur.
2. Ich würde gerne weniger Fernsehen
Der Fernseher läuft bei uns meistens nur abends. Tagsüber schau ich nie und auch die Kinder denken vermutlich tagsüber kommt gar nichts in der Glotze. Jedenfalls steht tagsüber fernsehen selten zur Debatte. Aber abends, wenn die Kinder im Bett sind und ich keine Lust oder Motivation habe, mich nochmal an den PC zu setzen, schaue ich fern. Ich würde gerne lesen, aber ich habe einfach keine Lust. Manchmal steht unsere Tochter abends nochmal auf und kommt runter, weil sie irgendetwas braucht. Ich wünschte, sie würde mich dann im Sessel sehen mit einem Buch. Vertieft in die Kraniche des Ibikus aus der Schiller´schen Gedichtesammlung oder so ähnlich. Ist aber nicht so. Ich wäre auch hier gerne ein besseres Vorbild.
3. Ich wäre gerne ausgeglichener
Als Eltern sind wir Vorbild. Sehe ich den kleinen Wutzwerg vor mir aufstampfen, dann sehe ich mich selbst in ihr. Ich sehe, dass ich heute morgen selbst geflucht habe. „Zum Donnerwetter nochmal, kannst Du vielleicht irgendwann mal fertig werden mit dem Essen.“ Das war jetzt nicht so die feine englische Art. Und irgendwie auch echt überflüssig. Denn schneller ging es deshalb trotzdem nicht. Plötzliche Ungeduld ist eine meiner größten Schwächen. Denn plötzliche Ungeduld ist ungerecht. Dass man mal schlecht gelaunt ist, ist menschlich. Keiner ist ein 24-Stunden Zirkusclown. Das vorzuspielen wäre auch nicht gerade authentisch. Aber ein Kind anzupflaumen, weil es seine Schuhe nicht findet (obwohl möglicherweise ich sie verschlampert habe) ist auch nicht ok. Richtet sicher keinen dauerhaften Schaden an. Trotzdem: Kein gutes Vorbild.
4. Ich würde gerne ein besserer Lernbegleiter sein
Auch da sind wir wieder beim Thema Geduld. Ich hasse es, wenn gejammert wird. Man kann was doof finden, langweilig, zu schwer oder was auch immer. Aber jammern nützt niemandem. Ich wäre gerne kindlichem Gejammer gegenüber geduldiger. Ich wüsste gerne besser wie ich sie motivieren kann. Ich versuche immer ganz lang auf sie einzugehen und irgendwann platzt es aus mir heraus was meine wahren Gefühle sind: „Das Gejammer ist ja nicht zu ertragen. Noch nie ist was durch jammern besser geworden. Nun reiß Dich doch mal am Riemen.“ Tut mir ja auch leid. Ich wär da gern besser. Und noch was zum Thema Lernbegleiter sein:
Meine Kinder gehen beziehungsweise gingen in einen Kindergarten mit offenem Konzept. Sie lernen dort selbständig – zum Beispiel – zu basteln. Niemand malt ihnen Linien vor, die sie dann ausschneiden. Niemand sagt ihnen, wie ein Baum doch eigentlich aussieht. Man lässt sie machen. Sie besorgen sich das, was sie brauchen selbst bei den Erzieherinnen und niemand bewertet das Ergebnis ihrer Arbeit. Ich wünschte ich könnte das auch. Aber mich macht es kirre.
Das hier ist schon ein paar Jahre her, aber ich erinnere mich noch gut dran: Florentine sollte zu Hause für den Kindergarten einen Stammbaum basteln. Sie malte als erstes einen Baum mit wilden Kästchen drin. Ich versuchte zu erklären, wie man die Kästchen anordnen muss. „Mama, das ist mein Stammbaum. Ich weiß schon selbst wie ich den machen muss“. Mir kribbelte es in den Fingern. Ich wollte ihr eigentlich Schere und Kleber aus der Hand nehmen und den Stammbaum für sie machen. Natürlich hab ich mich zurückgehalten und zugeschaut. Wenigstens ein paar kleine Hinweise zur Systematik von Stammbäumen durfte ich geben. Die meisten verhallten. Aber naja. Am Ende hatten wir einen zerknitterten und mit Tesa verklebten Stammbaum auf dem aber zumindest Großeltern, Eltern und Kinder paarweise und in der richtigen Reihenfolge angeordnet waren. Es war ein Mittelweg. Man kann sich ja entwickeln.
5. Ich würde gerne etwas mehr Spießer sein
Ich habe lange überlegt, wie ich diesen meiner Fehler betiteln soll. Aber ich schätze Spießigkeit trifft es am Besten. Eine Brotdose mit Karottensticks, ein Butterbrot in Form eines Einhorns und handliche Wurst- und Käsestückchen. Oder auch: Zusammenpassende Rucksack- Regenschirm und Trinkflaschenarrangement – auf all das müssen meine Kinder verzichten. Ich bin das einfach nicht. Ich finde es Zeitverschwendung. Obwohl ich es manchmal auch klasse fände ich könnte mich zuverlässig jeden Sonntag zum Backen kleiner gesunder Apfel-Karotten-Muffins motivieren. Bei uns herrscht ….. Abwechslung. Etwas mehr Spießigkeit wäre aber nicht schlecht.
Denn irgendwie bewundere ich das: Muttis, die immer ein Feuchttuch, ein Taschentuch und einen Notfallkeks in der Tasche haben. In meiner Tasche sind so Sachen wie ein benutztes Taschentuch, drei Babystrumpfhosen, die längst zu klein sind und ein leerer Geldbeutel. Zum Glück hab ich Kinder. „Denkst Du dran Windeln mitzunehmen, Mama? Ich erinnere ans letzte Mal…..“ Die Kleinen sind mir in manchen Dingen voraus. Ich lach mich tot, wenn aus ihnen mal ein voll durchstrukturierte Erwachsene werden. So mit Aktenordnern, die ihren Namen verdienen und Topfpflanzen, die überleben. Das kann ich dann zumindest wissen: Das hat sie nicht von mir.
Vielleicht willst Du auch lesen, worum ich meine Kinder beneide? Schau mal hier….
Ein toller Artikel, in dem ich mich sehr gut wiederfinde. Ich glaube jede Mama hat solche Gedanken, dabei sind wir doch alle echte Superheldinnen für unsere Kinder 😉
Ich kann dich gut verstehen, wobei ich ganz andere Sachen gerne besser können würde! Aber mittlerweile denke ich mir immer: „Es läuft doch ganz gut!“ Warum sich imme wieder Sachen wünschen, die niemals so kommen werden? Aber meine Tochter ist auch schon 11 Jahre alt! Da merkt man dann doch schon eher, ob wichtige Dinge Früchte getragen haben! Wünsche dir gutes Gelingen und vor allem Gelassenheit! Die wünsche ich mir auch immer! :-))) Gruß Verena
Hallo Verena,
Da hast Du sicher Recht. Gibt ja auch viel Gutes, was die Kinder von uns mitbekommen 😁
Liebe Grüße
Katharina