Meine schönsten Kindheitserinnerungen an Weihnachten

Wir wollen, dass Weihnachten ein schönes Fest für unsere Kinder wird. Alles soll perfekt sein. Doch manchmal liegt der Zauber im Kleinen. Ich habe Weihnachten als Kind geliebt. Es war für mich einfach perfekt. An einige Dinge kann ich mich auch heute noch erinnern: Woran genau, das erzähl ich Dir gerne. Und ich muss schon mal spoilern: Einige Erinnerungen sind zauberhaft, aber manche sind auch wahrlich erst im Nachhinein zum Lachen. 

Christkind

Wir haben an Weihnachten immer in der Küche gegessen. Währenddessen war im Nachbarzimmer – dem Wohnzimmer – das Christkind beschäftigt. Ich erinnere mich daran, dass wir es sogar gehört haben, wie es den Baum geschmückt und die Geschenke verteilt hat. Wir waren davon überzeugt, dass wenn wir es stören es sicher sofort wegfliegen würde. Ich hatte ein genaues Bild davon, was das Christkind gerade tat. Ich konnte es sogar sehen. Die Tür zwischen Küche und Wohnzimmer hat bei meinen Eltern einen Glaseinsatz und meine Eltern haben es geschafft – von uns unbeachtet – mit ihren Messern Reflexionen auf der Scheibe zu produzieren. Dieser Schein, fast unbemerkt, aber doch da, konnte nur vom Christkind sein – da waren wir überzeugt. Meine Schwester und ich waren verzaubert. Dass wir das mit dem Messer eines Tages herausbekommen haben, hat dem Zauber keinen Abbruch getan. Und da war noch mehr:

Mein Vater hat sich jedes Jahr neue Möglichkeiten überlegt wie er es schaffen kann von seinem Platz aus im Wohnzimmer eine Glocke läuten zu lassen. Einmal hat er eine Schnurkonstruktion durch das ganze Zimmer gelegt. So konnte das Christkind im Wohnzimmer mit dem Glöckchen klingeln, wenn es fertig war. Heute machen wir das natürlich auch – das Christkind klingelt, wenn es fertig ist – aber heute geht das ganz einfach: Mit zwei Handys und einem Klingelton, der wie ein Glöckchen klingt. Vor 30 Jahren war das eine echte Meisterleistung. 

Als ich in den Kaufladen kotzte

Dieses Weihnachtsfest war definitiv anders, als es sich meine Eltern ausgemalt hatten. Ich habe in den Kaufladen gekotzt (der bei uns immer nur zu Weihnachten aufgestellt war).  Meine Schwester fing auch bald an zu reihern. Meine Mutter hat es auch noch erwischt und am Ende saß mein Papa mit einem Glas Rotwein alleine unterm Baum und hat die stille Nacht genossen. In dem Moment damals war es blöd, aber bezeichnenderweise ist dieses Weihnachtsfest das, worüber wir auch heute noch jedes Jahr sprechen;-)

Gottesdienst

Ich bin kein besonders gläubiger Mensch, aber der Zauber der Weihnacht – das Innehalten ohne Konsum und laute Musik – das find ich einfach wunderbar. Mein Vater ist immer mit uns zum Gottesdienst um 17 Uhr an Heilig Abend. Meine Mutter hat in der Zeit alles zu Hause vorbereitet. Wir waren nie im Familiengottesdienst, sondern immer im Hauptgottesdienst. Mein Vater ist genervt von quäkenden Kindern, er hätte im Familiengottesdienst sicher einen Anfall bekommen;-D. Wir Kinder haben diese andächtige Atmosphäre geliebt. Zumindest erinnere ich mich mit schönen Gedanken daran. Wie das Oh Du fröhliche durch die Kirche schallte – das hat mich schon als Kind tief berührt. 

Musik

In unserer Familie wurde immer musiziert. An Heilig Abend hatten wir daran besonders viel Spaß. Die Krummhörner! Das war wirklich lustig. Jeder hat irgendwie mitgespielt und zusammen hat es ab und an auch passabel geklungen. 

Was eigentlich echte Herzenswünsche sind und wie wir sie erfüllen können? Schau mal hier: Herzenswünsche – da ist auch ein wirklich süßes Video

Lesen

Was war ich stolz, als ich das erste Mal die Weihnachtsgeschichte vorlesen durfte. Sonst haben das natürlich meine Eltern übernommen, aber als ich vermutlich in der zweiten Klasse war, war ich dran. Ich habe extra vorher geübt, damit ich es auch flüssig rauskriege;-) Später haben meine Schwester und ich jedes Jahr diskutiert, wer nun lesen darf.  

Als ich die Glaskugeln versaut habe

Das war war. Als ich kleiner war, hat natürlich das Christkind unseren Baum gebracht. Als ich älter wurde kam ich schon dahinter, dass der Baum von meinem Vater aufgestellt war. In einem Jahr hab ich also mal drauf bestanden das Schmücken zu übernehmen. Meinen Eltern war das Recht. Sie haben an Heilig Abend immer bis Nachmittags gearbeitet. Einfach nur den Schmuck dran hängen: Das war mir zu langweilig. Also hab ich die teuren alten Glaskugeln „verschönert“. Einen Teil davon habe ich mit Wasser gefüllt, in einen Teil der Kugeln habe ich Mehl geschüttet. Das Wasser in den Kugeln sah wirklich schön aus. Wenn sie sich am Baum bewegt haben ist es leicht hin und her geschwappt. Das Mehl erinnerte wirklich an Schnee. Ich war stolz wie Bolle. 

Das Problem war nur, dass das Mehl da nie wieder rausgeht. Es seht zwar schön aus, wenn es unten drin liegt in der Kugel, aber wenn es mal ein Jahr auf dem Dachboden gelegen und sich in der gesamten Kugel mit einer Staubschicht gleichmäßig verteilt hat, dann ist der Effekt halt irgendwie dahin. Gleiches gilt für das Wasser. Es entstehen Kalkränder, die man nie wieder weg bekommt.

Heute haben meine Eltern übrigens gefärbte Plastikkugeln. Aus Gründen. Aber der Satz: „Weißt Du noch damals, als die Katl die Kugeln mit Wasser gefüllt hat….? “ gehört zu jedem Weihnachtsfest dazu.

Das klingelnde Geschenk

Mein Vater hat meiner Mutter jedes Jahr etwas zu Weihnachten geschenkt. Einmal war es ein Handy – ein rosanes Nokia. Eines der Geschenke hat plötzlich angefangen zu klingeln. Was waren wir beeindruckt. Damals hatte sonst keiner in der Familie ein Handy. 

Mein schrecklichstes Geschenk

Meine Mutter hat mir in einem Jahr einen BH geschenkt. Da war ich vielleicht 12 oder so. Ohje war mir das peinlich. Mein hässlichstes Geschenk war das aber nicht unbedingt. Das war ein blauer Frotteebademantel: Mein lustig schlimmstes Weihnachtsgeschenk aller Zeiten.

Mein schönstes Geschenk

Ich kann mich an zwei wirklich schöne Geschenke erinnern. Einmal hat mein Papa mir einen Bahnhof geschenkt. Er hatte eine Märklin-Eisenbahn, die wir Kinder nicht anfassen durften. An einem Weihnachtsfest habe ich einen Bahnhof bekommen und wir konnten nun gemeinsam an der Eisenbahn bauen und fahren. Auf Dauer hat es mir keinen Spaß gemacht, weil man trotzdem dauernd was berührt hat, was dann in den Augen meines Vaters verkehrt war. Die Eisenbahn hat mich deshalb schnell nur noch genervt. Aber das Symbol in dem Moment, dass er mich seiner Eisenbahn als würdig ansieht – der war wundervoll. Ansonsten erinnere ich mich an ein Forschungsset Solarstrom. Da konnte man selbst Solarstrom erzeugen. Das hat riesig viel Spaß gemacht zusammen mit meinem Papa da dran zu tüfteln. Kinder für Forschung und zum Experimentieren begeistern: Das war super. Aber es gibt noch viel mehr Erinnerungen:

Doppeltes Weihnachten

Wenn die Bescherung und die Familienzeit bei uns zu Hause erledigt war, sind wir immer noch zu meiner Oma ein paar Straßen weiter gegangen. Auch mein Onkel war immer dort. Das fand ich schön. Meine Oma hatte immer den schönsten Christbaum. Sie hat ihn mit Mimosen belegt. Eine schöne Weihnachtstradition, die sie aus ihrer Herkunftsfamilie mitgebracht hatte. Ich weiß nicht mehr was die Mimosen zu bedeuten haben, aber ich lege sie auch auf unseren Christbaum. Sie erinnern mich an Kindheit und an meine Großeltern. 

Das verbrannte Käsefondue

An Weihnachten soll es perfekt sein. Doch das kann es nicht werden. Wir sind alle Menschen und da menschelt es eben. In einem Jahr hat meine Mutter versucht ein Käsefondue zu machen.  Der Versuch scheiterte kläglich. Ich bin recht genügsam beim Essen und überhaupt: In meiner Herkunftsfamilie wird eben das gegessen, was es gibt. Keiner ist sonderlich genäschig. Aber an diesem Weihnachten waren wir alle an unserer Grenze. Das Blöde: Wir hatten irgendwie echt nichts anderes gescheites im Haus. An den Feiertagen haben wir immer bei den Großeltern und Verwandten gegessen. Und so kam es, dass wir uns an Heilig Abend doch irgendwie durch das trockne Brot und den verbrannten Käse gequält haben. Auch so eine Sache über die wir heute lachen. Damals war die Stimmung irgendwie nur mäßig. 

Worauf kommt es also an?

Ja, die Moral von der Geschicht: Wenn es die wirklich geben muss, dann ist es die: Im Nachhinein lacht man über Sachen, die in dem Moment, in denen sie passieren vielleicht überhaupt nicht zum Lachen sind. Missgeschicke und Unperfektkeiten schweißen zusammen.  Ich wünsche Euch friedliche Festtage. Vielleicht das noch: Der Zauber der Weihnacht zeigt sich nicht in der Hektik, sondern in der Stille. Und manchmal zeigt er sich besonders in der gemeinsamen Erinnerung.

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