Oh Mann – hat mich diese Situation genervt. Ich mag nicht sehr gerne darüber schimpfen, wie andere Mamas mit ihren Kindern umgehen, denn ich weiß: es ist immer nur ein Ausschnitt des Ganzen. Ich mag nicht verurteilen. Aber ich hab jetzt ein paar Wochen drüber nachgedacht und glaube: Es geht vielen Mamas so wie Lenas Mama. Nicht jeder ist dabei so furchtbar nervig. Aber in der Essenz glaube ich schon: Wir sind alle oft gefangen in unserem eigenen Verhalten und drehen uns um uns selbst. Manchmal täte ein Blick von außen gut. In der konkreten Situation konnte ich den Lenas Mutter noch nicht geben, aber wenn ich sie mal wiedersehe und ich das Gefühl habe, dass es sie interessiert, dann sehr gerne.
Ich erzähle Dir von folgender Situation nicht deshalb, weil ich zeigen will wie falsch Menschen mit ihren Kindern umgehen, sondern im Gegenteil: Ich will zeigen, dass die Situationen manchmal von außen betrachtet ganz anders sind, als man sie als Eltern wahrnimmt.
Wie das so war – für mich als Außenstehende
Ich habe schon nach 3 Minuten auf diesem Spielplatz gewusst, wie dieses Mädchen heißt. Die Mutter hat es gerufen. Sehr oft und sehr schrill. „Lena, komm her! Lena, lass das doch! Hör auf! Lena, bleib halt mal hier! Lena, wir gehen – komm jetzt!…“ so ging es weiter. In einer Tour. Die anderen Kinder sind erst zusammengezuckt, jedes Mal wenn die Mutter über den Platz plärrte, später haben sie sich an das Geräusch gewöhnt. So wie Lena offenbar auch. Ihr war es egal, wenn ihre Mutter sie gerufen hat. Ich versteh sie. Mir wäre es auch egal gewesen. Denn die paar Mal als Lena auf ihre Mutter reagierte, passierte eigentlich nichts. Sie kam wie gerufen und stand dann neben ihrer Mutter. Und dann vergingen Minuten. Die Mutter beachtete sie erst wieder, als Lena sich wieder etwas zum Spielen geholt hatte. Um erneut zu motzen.
Die Mutter hat das aber sicher anders gesehen
Lenas Mutter hatte sich bestimmt auf den Spielplatzbesuch gefreut. Vielleicht hatte sie ein bisschen Angst, dass Lena sich nicht benehmen würde. Die Mutter hat sich mit Freundinnen getroffen und stand abseits. Ich weiß nicht wie ihr Tag bisher war, aber offenbar war sie etwas gestresst. Sie wollte sichergehen, dass ihre Tochter in der Nähe bleibt. Vielleicht hat sie sie deshalb dauernd gerufen. Sie zu sich zu rufen war bestimmt ihre Art auf sie aufzupassen. Dass Lena darauf fast immer reagierte, nahm sie gar nicht wahr.
Bestimmt ist sie ein Mensch, der eh immer sagt was er denkt. Und deshalb sagte sie auch mehrmals „Wir gehen jetzt“ – weil sie das in dem Moment dachte. Doch woher soll Lena wissen, wann es nur ein Plan der Mutter ist zu gehen und wann es wirklich an der Zeit ist zu gehen? Lenas Mutter hatte das Gefühl ihre Tochter würde nicht hören. Das sagte sie mehrmals.
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Warum hörst Du denn nicht?
Ja. Irgendwann hat Lena nicht mehr gehört. Und als die Mutter dann gehen wollte, hatte sie keine Lust mehr. Ist doch logisch. Spielplatz, andere Kinder, noch hell, keine Erklärung. Nur ein „Wir gehen jetzt – das hab ich schon fünf Mal gesagt.“ Ich versteh Lena. Ich hätte auch keine Lust gehabt.
Ich finde nicht, dass Kinder gehorchen müssen. Aber da kann man anderer Meinung sein. Man kann von seinen Kindern erwarten, dass sie tun was man sagt. Oder man kann seine Kinder mit einbeziehen und gemeinsame Lösungen finden. Total dämlich ist es aber – entschuldige meine Ausdrucksweise – seinen Kindern dauernd Befehle zu gebe ohne dass man dann auf sie reagiert („komm her“ – und dann einfach ignorieren oder „wir gehen jetzt“ und sich dann doch wieder mit der Freundin verquatschen usw). Wer das macht zeigt, dass er ein schlechter Anführer ist. Er muss sich nicht wundern, wenn auf ihn nicht gehört wird. (Das gleiche gilt übrigens für überflüssige Fragen ans Kind– das ist das andere Extrem…..)
Der Blick von außen
Manchmal lohnt es sich Situationen von außen zu betrachten. Lena hat überhaupt nicht gestört. Ihre Mutter schon. Sogar sehr. Und zwar ganz ohne Not. Schade eigentlich. Lenas Mutter ist das sicherlich nicht aufgefallen. Sie wird heimgehen wie so viele von uns mit dem Gefühl „Mein Kind hört nicht“. Denn Lena hat irgendwann natürlich nicht mehr „gehört“.
So extrem wie bei Lenas Mutter ist es sicher nicht immer. Nicht immer sind wir Erwachsenen „Schuld“, wenn sich unsere Kinder nicht angepasst verhalten und vor allem ist es nicht immer so offensichtlich wie bei Lenas Mutter, was gerade schief läuft. Doch egal was die Ursache ist: Es hat immer einen Grund wenn unsere Kinder nicht kooperieren. Manchmal liegt es an uns und manchmal liegt der Grund auch in den Kindern selbst und in ihrer Entwicklung. Egal was es ist: Es lohnt sich es rauszufinden.
Oh, eine ähnliche Situation hat mich auch nachhaltig beschäftigt. Nur ein anderer Ort – der Nachbarsgarten meiner Schwiegereltern und ein anderer Name – Emma. Wir konnten nur zuhören, aber dies unglaublich deutlich auf die Entfernung. Und mir taten jedes Mal Kind und auch Mutter gleichermaßen Leid. Das Kind, weil sie permanent angeschrien wurde, die Mutter, da sie sich schier überfordert anhörte. Eine furchtbare Spirale.