Nachhaltigkeit im Alltag – Papier sparen

Papier schadet der Umwelt nicht. Schließlich verrottet es ja. So ist die weitläufige Meinung. Im Supermarkt greifen immer mehr Menschen zu Papiertüten und auch Verpackungen aus Pappe scheinen für viele umweltfreundlich zu sein. Sind sie aber nicht. Das habe ich ganz neu erfahren und ich bin froh, dass Nachhaltigkeitscoach Nadine hier regelmäßig Tipps gibt, wie wir unseren Alltag umweltfreundlicher gestalten können. Heute dreht sich nämlich alles um Papier.

Die Umwelt und das Papier

Wusstest du, dass Deutschland im Jahr 2018 so viel Papier verbraucht hat, wie die Kontinente Afrika und Südamerika zusammen? Oder dass Deutschland eines der Länder ist, die den größten Papierverbrauch weltweit haben? (Quelle: WWF) Diese Mengen verbrauchen sehr viele Ressourcen.

Raubbau an der Natur

So ist beispielsweise für die Herstellung einer Tonne Frischfaser-Klopierpapier so viel Energie nötig, wie für die Herstellung einer Tonne Stahl. Wahnsinn, oder? Dafür wird in anderen Teilen der Erde kostbarer Urwald abgeholzt. Dies geschieht in Europa zum Beispiel bei unseren polnischen Nachbarn oder in Rumänien. Wir alle unterstützen das, denn Deutschland importiert weltweit die zweitgrößte Menge an Papierholz! Wer denkt schon bei der Nutzung dieses Alltagsprodukts an den Raubbau an der Natur, illegalen Einschlag oder die Vertreibung indigener Völker?

Papier wird beim Umweltschutz häufig vergessen

Bei der Umstellung des Familienalltags hin zu mehr Nachhaltigkeit habe ich mir über unseren Papierverbrauch erst mal keine Gedanken gemacht. Plastikvermeidung und Insektenschutz waren mir wichtiger. Schließlich dachte ich, Papier wird gesammelt und recycelt, das wird schon passen …

Als meine Tochter im Heimat- und Sachkundeunterricht das Thema Recycling behandelt hat, wurde ich aber stutzig. Die Verfahren zur Aufbereitung von Altpapier benötigen Unmengen an Wasser und Strom. Außerdem werden je nach Verfahren auch Chemikalien zur Entfernung der Farbe eingesetzt. Dazu kommt, dass zur Herstellung von Recycling-Papier auch immer frischer Zellstoff, also neues Holz verwendet wird. Dies war mir nicht bewusst.

Es ist also an der Zeit, auch hier etwas zu verändern!

Tipps zum Papier sparen 

Papier sparen tut nicht weh

  • Kaffeefilter – Klar, die eine Filtertüte macht nichts aus. Die Unmengen im Jahr, die in Deutschland verbraucht werden, aber schon. Gute Alternativen sind waschbare Filter aus Baumwolle, Edelstahlfilter oder sogenannte Stempelkannen, die komplett ohne Filter auskommen. 
  • Werbung – Kennst du schon die Aufkleber “Bitte keine Werbung und kostenlosen Zeitungen”? Kleiner Aufwand, große Wirkung. Seit ich diesen Hinweis an unserem Briefkasten angebracht habe und dadurch keine Werbung von Aldi und Co mehr bei uns landet, ist der Inhalt der Papiertonne deutlich geschrumpft. Wen die Werbung grundsätzlich interessiert und wer  trotzdem der Umwelt etwas Gutes tun möchte, kann alles im Internet nachlesen. Einfacher geht´s mit einer App wie z.B. „Kauf da“. Hier hast du per Smartphone alles im Blick.  

Papier durch Stoff ersetzen

  • Papiertüten – Diese Tüten sind Greenwashing in seiner reinsten Form. Kommen ganz unschuldig daher und machen uns glauben, man könne sie guten Gewissens verwenden, denn es ist ja kein Plastik und kann obendrein gut recycelt werden. Leider ist das ganz und gar nicht der Fall! Erst nach vielfachem Gebrauch ist die Ökobilanz besser als die von Plastiktüten. Am besten ist jedoch der vielgepriesene Baumwollbeutel. Dieser besitzt zwar auch nur dann eine hinnehmbare Bilanz, wenn man ihn oft nutzt, aber bei guter Pflege hat man Jahre Freude an dem guten Stück.
  • Taschentücher – Es mag für manche eklig oder unhygienisch klingen. Doch Omas Stofftaschentüchern ein neues Leben einzuhauchen ist nicht nur plastikfrei und müllvermeidend, sondern auch viel angenehmer für angegriffene Schnupfnasen. Nach Gebrauch alles auf 60 Grad waschen und Viren und Bakterien sind passé. Die “Tempos-to-wash“ können auch selbst aus Stoffresten, nicht mehr getragener Kleidung oder Bettwäsche genäht werden!
  • Küchenrolle – Im Prinzip gilt dasselbe wie bei den Taschentüchern. Ersetze dein geliebtes Zewa durch Küchentücher aus Baumwolle. Ich habe die Rollen mit Küchenkrepp schon lange verbannt. Wir benutze statt dessen diverse Tücher, die wir immer wieder waschen.
  • Geschenkpapier – Früher wurde Geschenkpapier vorsichtig geöffnet, glatt gestrichen und nochmal verwendet. Back to the roots!  Oder probiere es mal mit dekorierten Gläsern, Zeitungspapier, von den Kindern verschönerten Kartons etc. Kreativität ist gefragt. 
    Eine tolle Idee ist übrigens auch die japanische Falttechnik Furoshiki. In Japan werden Geschenke traditionell in hübsche Tücher verpackt. Schau dir doch mal die entsprechenden Videos auf you tube an und überrasche künftig die Beschenkten mit der originellen Verpackung.
  • Servietten – Zu einer Feier und gutem Essen gehört auch eine stilvolle Tischdekoration. Edler als Papierservietten sind welche aus Stoff. Waschbar und über Jahre zu verwenden – sozusagen eine Investition fürs Leben.

Toilettenpapier sparen – kein Klopapier mehr benutzen

  • Toilettenpapier – 134 Rollen pro Person verbraucht jeder Deutsche im Jahr. Alternativen existieren und werden bereits in anderen europäischen Ländern (z.B. Finnland) genutzt. Die Rede ist von sogenannten Po-Duschen. Nach dem Besuch des stillen Örtchens Wasser an den Ort des Geschehens zu bringen, ist auch in Asien weit verbreitet. Ich gebe zu, ein wenig irritiert auch mich diese Vorstellung…  

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Beim Lesen den Papierverbrauch senken

  • Zeitungen und Kataloge – hier gilt nur eines: ABBESTELLEN Mal ehrlich, du kaufst bestimmt Einiges online. Dann kannst du im Grunde auch auf den Katalog verzichten und gleich im Internet stöbern. Bei Zeitschriften ist meine persönliche Erfahrung die: die Zeitung kommt, wird kurz durchgeblättert und aufgrund Zeitmangels auf den Stapel zu den anderen gelegt. Prinzipiell möchte ich das Magazin ja lesen, aber irgendwie kommt es nicht dazu. Falls das bei dir auch so ist: Anrufen, Abo kündigen und Zeit, Geld und Nerven sparen. Für alles, was du wirklich regelmäßig liest, lohnt sich die Umstellung auf e-Paper.
     
  • Bücher – Bücher sind etwas tolles. Manche will man mehrmals lesen und an anderen hängen einfach schöne Erinnerungen. Aber viele von uns kaufen auch Bücher, die es eben eigentlich nicht braucht. Sie werden verschenkt und dann nie wieder angesehen. Wie wäre es, solche Bücher einfach zu verkaufen, verleihen, verschenken oder in den örtlichen Bücherschrank zu stellen! Andere Familien können die Bücher noch benutzen. Oder aber wir verzichten in Zukunft darauf viele solcher Bücher anzuschaffen und wechseln auf die digitale Variante. Wenn man ohnehin ein Kindle oder ein Tablett hat und darauf gerne liest, dann kann man auf die Anschaffung des einen oder anderen neuen gedruckten Buches sicher verzichten.
     

Papier sparen im Büro

  • Digitales Postfach und Unterschrift – Banken und Versicherungen machen es vor. Kunden können sich in ein personalisiertes, digitales Postfach Nachträge zu Versicherungsscheinen, Depotmitteilungen etc. senden lassen. Ein Vorteil: so hat man immer alle Unterlagen geordnet und griffbereit. Das verhasste, umständliche Ablegen der Dokumente entfällt endlich.
  • Am Arbeitsplatz – Die zunehmende Digitalisierung hilft! Duplex-Druck war gestern. Heute wird gescannt und online archiviert.
    Dank meinen Kolleginnen gehören in unserem Büro die Haftnotizzettel der Vergangenheit an. Notizen, kurze Infos, etc. landen auf Fehldrucken, Umschlägen und allem, was sonst nur weggeworfen würde.

Papier sparen in der Schule

  • Was in den 90ern noch völlig normal war, muss in den 2010ern wieder belebt werden. Schulhefte aus Recyclingpapier
  • Außerdem könnten auch die Schulen alle Arbeitsblätter auf recyceltem Papier drucken. Reg das doch mal bei der Schulleitung an! Duplex-Druck bzw. -kopien sollten eh längst Standard sein.
  • Auch Heftumschläge gibt es aus Recyclingpapier. Schau mal hier haben wir schon mal die stylischen Heftumschläge von Minouki vorgestellt.

Papier sparen beim Einkaufen und unterwegs

  • Beim Bäcker und in der Mittagspause – Muss wirklich alles eingepackt und mit zusätzlicher Serviette versehen sein, was du unterwegs isst? Ein Gebäckstück direkt auf die Hand schmeckt genauso gut. Alternativ können die kleinen Stofftaschen, die man öfter in Apotheken erhält als Snack-Beutel dienen. 
  • Pappteller und Coffee-to-go-Becher: Braucht kein Mensch! Wenn überhaupt der Coffee-to-go, dann benutz doch einen Wiederverwendbaren:
     

Faule Ausreden?

Zugegeben, manche meiner Tipps erfordern ein paar Handgriffe mehr als die Einwegvariante. Aber es lohnt sich!
Nimm Dir wieder nur 3 Dinge vor, die Du in den kommenden Wochen verändern möchtest und beginne zu handeln. Psychologen behaupten, zu handeln mache uns glücklich, weil wir die Dinge so neu ordnen können. Also dann: Raus aus der Komfortzone und glücklich werden!

Lies doch hier noch Nadines weitere Tipps zum umweltbewussteren Einkaufen, zum nachhaltigen Familiengarten oder Charis Erfahrung im Unverpacktladen oder zum umweltschonenden Reisen

2 Gedanken zu „Nachhaltigkeit im Alltag – Papier sparen“

  1. Danke füt den tollen Beitrag mit vielen nützlichen Tipps für unseren Alltag! Ich hatte wirklich gedacht, dass wir mit den Papiertüten aus dem Supermarkt Gutes tun würden…
    Es ist tatsächlich wahr, dass man sich oft ein Beispiel an den Großeltern nehmen kann. Sie haben schon damals das Geschenkpapier aufgehoben und wiederverwendet, uns Kinder auf den Innenseiten der Pizzakartons malen lassen und bei einer Träne das Stofftaschentuch gereicht. Wer weiß, vielleicht findet ja gerade ein Wandel in unserer Gesellschaft statt und wir leben bald alle wieder nachhaltiger. Es wäre eine wünschenswerte Entwicklung!

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  2. Der Tipp, Zeitungspapier für Geschenke zu nutzen, ist eigentlich super. Habe ich auch gemacht. Führte in der Familie zum einen immer zu abschätzigen Blicken und zum anderen dwzu, dass meine Tante die Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder unausgepackt weggeworfen hat. Sie hielt sie für Füllmaterial.
    Erst im nächsten Sommer fiel es ihr auf, dass da zwei Geschenke irgendwie nicht da sind.

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