Nachhaltiger Leben – das fällt mir leicht – das fällt mir schwer

Nachhaltig Leben ist ein großer Trend. Und das ist gut so. Wir alle sollten uns bemühen die Umwelt zu schonen und unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Aber: Es ist nicht für Jeden das Gleiche richtig und wichtig. Jeder muss und darf selbst entscheiden, wo er bereit ist auf Komfort zu verzichten oder mehr Geld zu bezahlen, um die Umwelt zu schonen. Ein paar Dinge fallen mir leicht. Ein paar Dinge fallen mir schwer. In manchen Bereichen hab ich noch viel Nachholbedarf. Manchmal weiß ich was nötig wäre um umweltbewusster zu leben aber es ist mir einfach zu aufwändig und ich entscheide mich ganz bewusst dafür, dass mir andere Aspekte gerade wichtiger sind. Ich finde das darf sich Jeder zugestehen. Was genau das im Einzelnen ist, das schreibe ich heute gerne auf.

Hier fällt mir Umweltschutz im Alltag leicht:

  • Müll korrekt entsorgen. In Deutschland kann so viel recycled werden. Verpackungsmüll, der korrekt im gelben Sack entsorgt wird, kann schon nicht mehr im Meer landen. Das Recycling ist wegen der vielen verschiedenen Stoffe recht schwierig, denn Plastik ist ja nicht gleich Plastik. Viele Kunststoffe bestehen aus Verbundmaterialien, deren Trennung natürlich noch schwieriger ist. Welchen Weg das Plastik in der Gelben Tonne geht, das kannst Du hier nachlesen: NABU- Gelber Sack Egal wie: Trennen lohnt sich und tut gar nicht weh.
  • Regionale Lebensmittel. Ein paar Ausnahmen gibt es (siehe unten), aber bei ganz vielen Produkten gelingt es mir mit Regionalem auszukommen: Gemüse, Eier, Fleisch und Nudeln gibt es aus regionaler Landwirtschaft. Etwas teurer, aber das bezahle ich gerne. Rund die Hälfte der Nahrungsmittel, die ich kaufe, kommt aus der Region.
  • Festes Schampoo: Leere Shampooflaschen kann ich ebenfalls gut vermeiden. Festes Shampoo ist total praktisch.
  • Menstruationstassen: Nie mehr ohne. Selbst wenn ich das Müll-Thema komplett ausblende, sind Menstruationstassen für mich einfach so viel besser als alle Alternativen. Ein völlig neues Lebensgefühl.
  • HAPPYPO Po-Dusche statt Klopapier. Seitdem ich das das erste Mal probiert habe, will ich dieses Teil nicht mehr missen.
  • Wasser aus der Leitung. Damit kann man wirklich viel Co2 einsparen. Wasser aus Flaschen ist nicht nur verpackt, sondern wurde auch mit dem Lkw weite Strecken gefahren. Für mich völlig überflüssig.

Umweltschutz zu besonderen Anlässen, der mir ebenfalls leicht fällt

  • Holzmöbel statt Plastik: Wir haben im Sommer Gartenmöbel gekauft. Die aus Rattan haben mir gut gefallen und früher hätten wir uns auch dafür entschieden. Aber seitdem wir mehr auf Umweltschutz achten, haben wir uns natürlich auch Gedanken darüber gemacht, dass wir die Dinge, die wir kaufen ja auch irgendwann wieder entsorgen müssen. Die Holzmöbel werden sicher länger halten. Und wenn nicht, dann ist es wesentlich leichter zu entsorgen.
  • Auf lange Urlaubsreisen verzichten wir. Einige Orte gibt es schon, zu denen ich gerne mal reisen würde. Aber zum Jahresurlaub auf eine ferne Insel oder auf ein Kreuzfahrtschiff – darauf kann ich verzichten ohne dass es mir besonders schwer fallen würde. Tipps von Charis zum nachhaltigen Urlaub kannst Du hier nachlesen
  • Kleidung und andere Stoffe: Günstige Fleecedecken und glänzende Pailettenshirts aus dem Discounter sind zwar schnell gekauft, aber lassen sich später einfach viel schlechter entsorgen als Produkte aus Naturmaterialien. Beim Waschen kann sich außerdem Mikroplastik lösen. Baumwolle, Leinen und andere Stoffe ziehe ich ganz einfach solchen aus Polyester und Co vor. Außer!: Wenn die Kunststoffe haltbarer sind als die Alternativprodukte aus Naturprodukten. Bei Winterjacken zum Beispiel ist mir am wichtigsten, dass sie funktional sind. Ich setze auf Produkte mit möglichst hoher Qualität und Haltbarkeit. So muss ich seltener etwas Neues kaufen. Ein ewiger Abwägungsprozess bei jedem einzelnen Produkt.
  • Qualität statt Modetrend: Shoppingtouren haben mir zum Glück noch nie besonders viel Spaß gemacht. Wir haben das früher als ich Kind war nicht gemacht und heute mach ich das auch sehr selten. Mal etwas Neues kaufen ist nett, aber es macht mich nicht glücklich. Etwas nicht zu kaufen macht mich daher auch nicht unglücklich. Und es ist der große Vorteil vom Landleben: Die Versuchungen sind nicht sehr groß;-)
  • Geschenke: Ich habe kein Problem damit gut erhaltenes Gebrauchtes zu verschenken. Verpackungen aus alter Zeitung oder aus Stoff kommen auch genauso gut an, wie neues Geschenkpapier.

Tipp zum Weiterlesen: Nachhaltigkeit im Alltag – Papier sparen

Verzicht, der mir schwer fällt, aber den ich durchziehe:

Coffee-to go Becher im Mehrwegformat. Die Abspülerei nervt und ich vergesse oft den Becher wieder mitzunehmen. Dann verzichte ich auf den Kaffee. Aber die Müllersparnis ist so immens, dass ich mich dennoch am Riemen reiße und praktisch nie Einwegbecher kaufe.

Behalten statt neu kaufen: Plastikspielzeug, das eh schon im Haus ist zu behalten macht mehr Sinn, als es zu entsorgen und dafür neue Holzklötze anzuschaffen. Dinge lieber länger zu benutzen, zu reparieren oder weiter zu verschenken, wenn man sie nicht mehr braucht, ist manchmal mühsam, aber im Endeffekt lohnt es sich.

Lebensbereiche, in denen mir Verzicht schwerfällt und die ich uns daher gezielt gönne:

  • Feuchttücher: Für unterwegs sind Feuchttücher spitze. Ich habe es mit feuchten Waschlappen versucht, aber das ist einfach gar nicht mein Ding. Den Kinderpopo abwischen und dann wieder einstecken und mit heim nehmen und dort waschen. Sorry. Das war mir einfach zu viel. Zu Hause habe ich aber statt Feuchttüchern warme Waschlappen benutzt.
  • Joghurt: Es gibt tolles Joghurt im Glas. Ist mir völlig klar. Aber das leckerste Joghurt gibt es halt nunmal im Becher. Meine Kinder mögen den Piratenspaß – eine Art Ökofruchtzwerg. Die Verpackung ist Müll. Aber ab und an gönnen wir ihn uns. Gleiches gilt für den Milchsnack – eine Art Milchschnitte. Das ist einfach lecker.
  • Quetschies: Natürlich ist es aus dem Glaß besser (zumindest wenn es ein großes Glas mit heimischem Apfelmark ist) Aber Quetschies sind einfach super praktisch. Ich gebs zu.
  • Auto fahren. Bei uns auf dem Land ist ÖPNV zwar theoretisch vorhanden, aber nicht wirklich eine Alternative. Durch unser Dorf fährt zweimal am Tag der Bus. Wenn man ihn nicht dauernd benutzt, sind die Tickets so teuer, dass ich dafür praktisch zweimal mit dem Auto fahren kann. Vor allem aber fährt der Bus einfach viel zu selten, um eine realistische Alternative zu sein.
  • Putzmittel: Viele Reinigungsmittel in unserem Haushalt sind aus dem Biomarkt. Einige aber auch nicht. Toilettenreiniger zum Beispiel. Das habe ich einmal mit ewigem Schrubben versucht. Das war mir zu viel. Mit der chemischen Keule geht das einfach viel besser und effektiver.
  • Südfrüchte: Ich liebe Mangos einfach und auch für Avokados hab ich eine Schwäche. Ich kaufe sie sehr bewusst, möglich wenig weit gereist und in Bioqualität. Aber trotzdem ist natürlich die Ökobilanz dieser Früchte im Gegensatz zu heimischen Äpfeln schlecht. Ab und an will ich sie aber trotzdem haben. Am liebsten aus Crowdfarming- Anbau. Unsere Mandarinen kaufe ich zum Beispiel bei Naranjas del Carmen.

Hier versage ich regelmäßig:

  • Lunchboxen: Leider gelingt es mir sehr oft nicht, dass die Boxen die Küche in einer vertretbaren Zeit wieder erreichen. Verschimmelte Brotboxen bringen mich echt zum Würgen. Einige musste ich leider schon entsorgen und bei einigen anderen fehlen entweder der Deckel oder das Unterteil. Ich bin einfach zu chaotisch. Aber ich hoffe auf Besserung.
  • Spielzeug ohne Anlass: Natürlich wollen die Kinder gerne hier und da etwas. Eine Legofigur hier, ein Comicheft da. Ich kaufe keine Spielsachen, die gleich wieder kaputt gehen, sondern achte schon auf Qualität. Aber ich kaufe ihnen schon oft und gerne etwas Neues.
  • Tüten: Ich gehe immer dann einkaufen, wenn ich grade eh unterwegs bin und es mir noch in den Kram passt. Das führt dazu, dass ich oft unvorbereitet im Laden stehe und keine Taschen dabei habe. Aber ich werde besser. Immer häufiger gelingt es mir, vorsorglich Taschen im Auto zu haben. Aber oft versage ich. Im Bioladen darf ich mir glücklicherweise dann oft einen Karton mitnehmen. Der würde ja eh weg geschmissen und deshalb trage ich ihn gerne noch auf. Oft muss ich aber auch Papiertüten kaufen. Ich achte darauf, dass ich die dann wenigstens häufiger verwende. Denn Papiertüten machen nur dann Sinn, wenn man sie mehrmals benutzt. Ansonsten ist ihre Ökobilanz sehr schlecht. Tipp zum Weiterlesen: Einkaufen in Nachhaltig

Fazit:

Umweltschutz ist immer ein „Abstriche machen“. Es ist ein ewiger Mittelweg. Jeder muss für sich selbst entscheiden und selbst entscheiden dürfen, was für ihn oder sie machbar ist. Und nur selten gibt es den einen richtigen Weg. Ist es eigentlich umweltschonender Quetschies mit Früchten aus deutschem Ökoanbau zu benutzen oder Gläschen aus dem Ausland zu verfüttern, die viele Kilometer transportiert werden mussten? Ist es ok sein Kind mit dem Auto in den Kindergarten zu fahren, wenn der ja eh auf dem Weg zur Arbeit liegt? Sollten wir wirklich Holzklötze kaufen, wenn doch Legospielzeug schon da ist? Macht eine Brotzeitdose, die regelmäßig erneuert werden muss, weil sie irgendwo vergessen wird, wirklich weniger Müll als eine Butterbrottüte? Und wo ist die Müllersparnis durch die Lunchbox, wenn die Butterbrottüten dann zum Basteln verwendet werden? Was ist eigentlich mit den Lackfarben, die Menschen zum „Basteln mit Naturmaterialien“ verwenden? Es gibt nicht die eine richtige Antwort, die für alle Menschen und alle Situationen gilt. Und:

Wenn wir über Nachhaltigkeit reden, dann geht es oft nur um den Umweltschutz. Dabei ist die Ressource Mensch für mich auch besonders entscheidend. Schokolade aus nicht-zertifizierter Landwirtschaft, seltene Erden für die Produktion von Akkus, Kleidung und Kuscheltiere aus asiatischen Kellern. Auch daran sollten wir denken, wenn wir über mehr Nachhaltigkeit sprechen und einfach bewusster konsumieren.

Wo fällt Dir Umweltschutz leicht und wo hast Du noch Nachholbedarf?

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